faktor Herbst 2019
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unternehmen<br />
Stammsitz im Harz In den großen Werkshallen in Osterode operiert Piller nun schon seit über 100 Jahren.<br />
20 Jahren etwa war Piller in Osterode vor allem durch<br />
Negativpresse und Entlassungswellen im Gespräch“, so<br />
der heutige Geschäftsführer. 1993 wurde das Familienunternehmen<br />
von RWE aufgekauft und blieb für gut zehn<br />
Jahre Teil des Konzerns – mit wechselnden Vorständen,<br />
Geschäftsführungen und Ideen. „Viel Bewegung, aber<br />
auch viel Personalabbau“, sagt Seidel ernst, und erinnert<br />
sich, wie er eben in dieser Phase zu Piller kam. Während<br />
in den 1970er-Jahren um die 1.500 Mitarbeiter am Standort<br />
Osterode arbeiteten, waren es 1999, als Seidel anfing,<br />
nur noch rund 600 – wobei das Ende der Entlassungswelle<br />
zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht war. Am Tiefpunkt<br />
waren es unter 500.<br />
AUS DIESEM NEGATIVKURS HERAUSZUKOMMEN, gelang<br />
unter anderem durch eine einschneidende Umstrukturierung:<br />
Im Jahr 2004 wurde Piller vom eigentümergeführten<br />
britischen Konzern Langley Holdings Plc.<br />
übernommen und damit wieder ein Familienunternehmen:<br />
Denn Langley Holdings ist ein Einfamilienunternehmen<br />
mit Anthony Langley als alleinigem Inhaber.<br />
Der Tonfall Seidels ändert sich just in dem Moment, in<br />
dem er beginnt, von dieser neuen Ära in Osterode zu erzählen.<br />
Sofort ist zu spüren, dass sich etwas zum Positiven<br />
verändert hat. Anthony Langley ist keiner dieser Investmenthaie<br />
oder Private-Equity-Anhänger, die Firmen<br />
erwerben, um sie nach drei bis fünf Jahren möglichst<br />
gewinnbringend wieder zu verkaufen. Langley kauft, um<br />
zu erhalten, Potenziale auszuschöpfen und Unternehmen,<br />
die momentan unter ihren Möglichkeiten agieren,<br />
wieder profitabel zu machen und langfristigen Erfolg zu<br />
sichern. „Es war von Anfang an eine sehr persönliche<br />
Beziehung zwischen dem neuen Eigentümer und der Belegschaft<br />
vor Ort“, erzählt Seidel, und so sei es bis heute.<br />
Die Angst der Angestellten, dass sich mit einem ausländischen<br />
Investor die Entwicklungen, die unter RWE begannen,<br />
weitergehen, hat sich nicht bestätigt. Stattdessen<br />
– das zeigen die Umsatzzahlen der letzten Jahre – hat<br />
sich Piller in den vergangenen 15 Jahren zu einem Weltmarktführer<br />
entwickelt, der auf höchste Qualität und<br />
vor allem auch auf langfristigen Service setzt. „Die Zeiten<br />
haben sich glücklicherweise wieder gewandelt, und<br />
wir arbeiten permanent daran, unser Image auch weiter<br />
in eine positive Richtung zu entwickeln.“ Seit 2013 gehört<br />
Piller nun auch zu den zertifizierten TOPAS – den<br />
Top-Arbeitgebern in Südniedersachsen.<br />
DASS PILLER ANSONSTEN NICHT WIE Ottobock oder<br />
Sartorius ständig in den Medien und in aller Munde ist,<br />
liegt sicher auch ein Stück weit an der zurückhaltenden,<br />
aber gezielten Marketingstrategie, die nach der Krise in<br />
den 1990er-Jahren das Unternehmen auf seine wesentlichen<br />
Werte besinnen ließ – und dazu gehört, anfallende<br />
Kosten, auch in der Geschäftsführung, immer wieder zu<br />
hinterfragen: „Muss das sein? Brauchen wir wirklich die<br />
teuren Handys? – Das beginnt bei uns bei den kleinen<br />
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