faktor Herbst 2019
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unternehmen<br />
»Der Sharing-Gedanke wird in Deutschland immer größer –<br />
warum sollte man also nicht auch sein Werkzeug teilen? «<br />
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Wahrscheinlich hat fast jeder<br />
schon einmal eine ähnliche<br />
Situa tion erlebt: Man sitzt<br />
abends zu Hause, das Wochenende<br />
steht vor der Tür, und man<br />
denkt, dass die Hecke endlich<br />
mal wieder geschnitten werden<br />
müsste – nur fehlt das passende Werkzeug dafür. Was<br />
also tun? Freunde, Bekannte oder Nachbarn fragen?<br />
Oder sich das fehlende Teil lieber doch direkt kaufen?<br />
Für genau solche Fälle hat der Baumaschinenhändler<br />
Kurt König aus Einbeck ,Kurts Toolbox‘ entwickelt. Der<br />
zweistöckige Container, der auf dem Parkplatz eines<br />
Baumarktes in der Bier- und Fachwerkstadt steht, ist die<br />
weltweit erste Toolsharing-Plattform und ermöglicht es<br />
Heimwerkern, ohne größeren Aufwand professionelles<br />
Werkzeug auszuleihen. „Von Bohrmaschine und Winkelschleifer<br />
über Kettensäge und Vertikutierer können Kunden<br />
hier über eine zugehörige App das benötigte Gerät<br />
reservieren und rund um die Uhr aus einer der Boxen<br />
abholen“, erklärt der Geschäftsführer das Prinzip. Nach<br />
dem Zurückbringen wird dann minutengenau abgerechnet.<br />
Bezahlt wird via Kreditkarte oder Lastschrift. Das<br />
alles geschieht über eine intuitiv bedienbare App, die sich<br />
Nutzer kostenlos über den App Store herunterladen können.<br />
Nach einem kurzen Anmeldeprozedere steht dem<br />
Ausleihen nichts mehr im Wege.<br />
FÜR KURT KÖNIG, der das Familienunternehmen in dritter<br />
Generation führt, und Fabian Schuster, der das Projekt<br />
rund um die Plattform leitet, ist die Toolbox ein logischer<br />
Schritt: Im Kerngeschäft vermietet König größere<br />
Baumaschinen wie Bagger und Muldenkipper an andere<br />
Firmen. Mit der Toolbox richtet sich das Unternehmen<br />
nun auch an Privatkunden. „Unser B2C-Bereich war natürlich<br />
nicht so stark wie das B2B-Geschäft, das wollten<br />
wir ändern“, erzählt Schuster. „Die Frage war, wie wir<br />
mit unserer Leidenschaft fürs Vermietungsgeschäft auch<br />
Privatkunden erreichen können.“ Etwa ein Jahr hat es<br />
von der Idee zur Entwicklung gebraucht, seit Juni 2018<br />
steht der Prototyp nun in Einbeck. Das zugehörige Marketingkonzept<br />
wurde durch ein eigens gegründetes Lab<br />
gemeinsam mit Hamburger Studierenden entwickelt.<br />
Die beiden Entwickler sehen das Projekt als Teil der<br />
Sharing Economy, das dem aktuellen Zeitgeist entspricht.<br />
„Der Sharing-Gedanke wird in Deutschland immer größer<br />
– warum sollte man also nicht auch sein Werkzeug<br />
teilen?“, sagt König. „Viele Menschen können oder wollen<br />
gerade für kleinere Projekte keine Handwerker kommen<br />
lassen – wir bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Ideen<br />
mit professionellem Equipment selbst umzusetzen, ohne<br />
sich die oft teuren Geräte und Maschinen kaufen zu<br />
müssen.“ Außerdem würde damit dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />
Rechnung getragen.<br />
VIELES HABE MAN SICH DABEI vom Carsharing abgeschaut,<br />
das in Deutschland bekanntlich seit Jahren etabliert<br />
ist. Wichtig sei Schuster dabei vor allem die Einfachheit:<br />
„Die Kunden sollen sich keine Gedanken machen<br />
müssen. Werkzeug reservieren, abholen und los geht’s!“<br />
Deswegen wären zum Beispiel bei Bohrmaschinen immer<br />
auch die passenden Aufsätze inklusive. Natürlich habe es<br />
auch Skeptiker gegeben – vor allem ,ältere Semester‘<br />
konnten dem Konzept anfangs nur wenig abgewinnen,<br />
erzählt König. „Für ältere Generationen ist die Digitalisierung<br />
schon noch Hemmnis.“ Dass die Toolbox aber für<br />
Kunden jeden Alters einfach zu bedienen ist, zeige das Beispiel<br />
eines Einbecker Rentners, der sich beim ersten Mal<br />
das App-System von seinen Enkeln kurz erklären ließ<br />
und seither regelmäßig allein zum Ausleihen kommt.