faktor Herbst 2019
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wissen<br />
Wahrzeichen der Region Landschaftlich liegt die Burg Hanstein in einer der attraktivsten Gegenden des Eichsfeldes.<br />
mit dem Arbeitskräfteangebot vor Ort sehr eng wird“,<br />
sagt Seidler. Eine der Reaktionen war, die Vergütung<br />
für Lehrlinge auf IG-Metall-Niveau anzuheben. „Ich<br />
denke, das war einer der Gründe, warum es uns dieses<br />
Jahr gelungen ist, unsere Ausbildungsplätze wieder relativ<br />
leicht zu besetzen.“ Schwierig ist hingegen das<br />
Thema Ingenieure, weshalb man eine stärkere Kooperation<br />
mit den überregionalen Technischen Universitäten<br />
sucht. Daher müsse man überlegen, ob man nicht<br />
andernorts expandieren müsse.<br />
FÜR JOCHEN SEIDLER, der vom Göttinger Messtechnikunternehmen<br />
Mahr zu SIM wechselte, war das Eichsfeld<br />
mit einer gewissen Umstellung verbunden – geschuldet<br />
der merklich anderen Mentalität des Eichsfelders. „Die<br />
Mitarbeiter sind sehr ortsverbunden, bodenständig und<br />
haben eine enge Verbindung zu ihrem Unternehmen. Auf<br />
der anderen Seite merkt man eher, dass durch die konservative<br />
Haltung Veränderungen langsamer umgesetzt<br />
werden, als ich das sonst kenne“, so Seidler. Das belegen<br />
auch die Zahlen: Der Landkreis Eichsfeld hat mit<br />
34 Prozent die höchste Rückkehrerquote deutschlandweit.<br />
„Die Eichsfelder wurden schon vor der Wende als<br />
eigenwillige Menschen wahrgenommen“, erzählt Ralf<br />
Halbhuber, Gründer der Heiligenstädter Kommunikationsagentur<br />
Studio1, die heute noch ein zweites Büro in<br />
Berlin führt und sich auf Digitalisierungsprozesse in Unternehmen<br />
spezialisiert hat. Halbhuber hat durch seine<br />
bundesweite Tätigkeit einen guten Vergleich zur Dynamik<br />
im Eichsfeld. „Aber eine unserer Eigenheiten ist<br />
auch, dass wir Dinge einfach durchziehen. Wir haben die<br />
Chancen durch die Wende genutzt. Was die Qualität der<br />
Eichsfelder Firmen angeht, brauchen wir uns vor keinem<br />
zu verstecken.“<br />
Und damit ist Halbhuber nicht allein. Auch wenn es<br />
natürlich Unterschiede zwischen dem Obereichsfeld und<br />
dem Duderstädter Untereichsfeld gibt – „unsere Gemeinsamkeit<br />
ist sicher, dass wir alle zusammen auch positive<br />
Eigenbrötler sind“, sagt Landrat Werner Henning. Was<br />
dem wirtschaftlichen Leben keinesfalls schadet. Der<br />
Landkreis hat keine Kassenkredite bei nur mäßiger Verschuldung<br />
und der zweitniedrigsten Kreisumlage in Thüringen<br />
– und er hat flexible Investitionsmöglichkeiten.<br />
„Solide aufgestellt“, nennt Henning das. Und auch, wenn<br />
der Pendlersaldo weiterhin negativ ist, so sinkt er doch<br />
kontinuierlich – weil die Zahl der Einpendler in den<br />
Landkreis zunimmt. Das Eichsfeld heute: kontinuierliches<br />
Wachstum und Profil mit Understatement. ƒ<br />
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