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antriebstechnik 10/2019

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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

06<br />

07<br />

Schritt sind sämtliche Informationen zum Schadensfall zu sammeln<br />

(vgl. Tabelle 02). Am Ende der Bestandsaufnahme ist eine<br />

Versagenshypothese zu erstellen, die sich auf einen Schadensmechanismus<br />

festlegt.<br />

Informationen sammeln: Hierunter fallen allgemeine Informationen.<br />

Erstens zur Ausfallsituation: Schadensart (Feld, Freigabe,<br />

Prüffeld, Entwicklung) und Ausmaß des Schadens. Zweitens zur<br />

Produktgeschichte: Seit wann existiert das Produkt? Wird das Produkt<br />

bei mehreren Kunden eingesetzt? Gab es bereits ähnliche<br />

Probleme in der Vergangenheit? Drittens zur Ausfallgeschichte:<br />

Wie viele O-Ringe sind ausgefallen? Seit wann fallen die O-Ringe<br />

aus? Ist der Ausfallzeitraum einer bestimmten Liefercharge zuordenbar?<br />

Wurde etwas geändert (Produktion, Montage, Lieferant,<br />

Medium, Beanspruchung)? Fallen O-Ringe nur bei einem Kunden<br />

aus, obwohl es mehrere Kunden gibt? Fallen O-Ringe nur in bestimmten<br />

Einsatzgebieten aus (Europa, Asien, Klimabereiche)?<br />

B) GEZIELTE UNTERSUCHUNG NACH DEM<br />

SCHADENSMECHANISMUS<br />

Um die Versagenshypothese nachzuweisen, sind gezielte Untersuchungen<br />

zum Schadensmechanismus erforderlich. Hierzu gilt<br />

es, einen Untersuchungsplan zu erstellen, der sowohl die Untersuchungsmethoden,<br />

die Reihenfolge der durchzuführenden Untersuchungsmethoden<br />

als auch die Probennahme festlegt. Tabelle 03<br />

fasst die bei der Schadensanalyse an Elastomerbauteilen am häufigsten<br />

verwendeten Untersuchungsmethoden zusammen. Welche<br />

Methode zum Einsatz kommt, hängt neben der Versagenshypothese<br />

auch von den verfügbaren Proben ab (Anzahl der<br />

O-Ringe). Die einzelnen Untersuchungsziele müssen vorab definiert<br />

werden. Liegen schließlich die Ergebnisse vor, sind diese<br />

vorzugsweise mit einem Experten, der idealerweise auch in die<br />

Formulierung der Zielsetzungen involviert war, zu diskutieren.<br />

Denn oftmals liegen zwar präzise Analyseergebnisse vor, aus<br />

welchen sich jedoch keine eindeutigen Antworten auf die Fragestellung<br />

bzw. ihrer Ziele ableiten lassen. Dann sind häufig weitere<br />

Untersuchungen notwendig.<br />

C) ZUSAMMENFASSUNG DER GEZIELTEN UNTERSUCHUNG<br />

NACH FEHLERN UND AUSFALLTYP<br />

Zunächst gilt es einen Versuchsplan zu erstellen (Methoden und Ablauf),<br />

dann werden Probennahmen und Untersuchungen definiert und<br />

letztlich die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen ausgewertet.<br />

D) ERMITTLUNG DER SCHADENSURSACHE<br />

Bei der Schadensursachenermittlung werden die Ergebnisse der<br />

einzelnen Untersuchungen bewertet und mit Resultaten der Bestandsaufnahme<br />

verknüpft. Dies lässt sich nur mit entsprechender<br />

Expertise und fundierter Erfahrung durchführen. Sofern die Ergebnisse<br />

nicht eindeutig einer Schadensursache zuordenbar sind,<br />

kann ein anderer Weg, nämlich der Ausschluss von Ursachen hilfreich<br />

sein. Allerdings sollte das Festlegen der Schadensursache<br />

nicht alleine durch das Ausschlussprinzip begründet sein. Liefert<br />

die Schadensanalyse gleich mehrere Schadensursachen, sollte eine<br />

Bewertung anhand der primären Schadensursache und den begünstigenden<br />

Einflussfaktoren durchgeführt werden.<br />

E) FESTLEGUNG VON ABHILFEMASSNAHMEN<br />

Sobald die Ausfallursache ermittelt ist, müssen geeignete Maßnahmen<br />

zur Abhilfe eingeleitet werden. Diese können verschiedene<br />

Bereiche wie Konstruktion, Werkstoffauswahl, Fertigungsprozesse,<br />

Prüfverfahren und Prüfbedingungen betreffen.<br />

F) DOKUMENTATION<br />

Um bei der Schadensanalyse sukzessive Wissen und Erkenntnisse<br />

aufbauen und ableiten zu können, ist eine fundierte Dokumentation<br />

unabdingbar.<br />

FAZIT<br />

Bei jeder Anwendung kann ein O-Ring-Ausfall vielfältige Ursachen<br />

haben. Zur Schadensanalyse ist eine systematische Vorgehensweise<br />

erforderlich, die sämtliche Betriebs- und Montagebedingungen<br />

hinterfragt. Eine erste, grobe Analyse kann in einigen Fällen<br />

bereits durch Begutachten des ausgefallenen O-Rings erfolgen.<br />

Allerdings bedarf es stets einer weiteren, intensiveren Untersuchung.<br />

Hierbei ist es besonders vorteilhaft, neben Fachwissen,<br />

auch Erfahrung im Umgang mit ausgefallenen Dichtungen einzubringen,<br />

um nicht nur die Ausfallursache zu ermitteln, sondern<br />

auch entsprechende Abhilfemaßnahmen einleiten zu können. Eine<br />

enge Zusammenarbeit mit der Anwendungstechnik eines Herstellers<br />

oder Fachhändlers ist von hohem Wert, da diese Beratung dem Anwender<br />

vielfältige Vorteile bietet. So etwa Werkstoffuntersuchungen,<br />

die der Anwender selbst i. d. R. nicht durchführen kann, da die<br />

Laboreinrichtung für derartige Untersuchungen fehlt. Aber auch<br />

Hersteller erweitern mit den Anwendererfahrungen ihre Expertise.<br />

Fotos: C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG<br />

Literaturhinweis:<br />

[1-3] „Dipl.-Ing. B. Richter, O-Ring Prüflabor Richter“<br />

www.cog.de<br />

04 Thermische Zersetzung eines NBR-Werkstoffs<br />

aufgrund zu hoher Einsatztemperatur<br />

05 Verhalten des O-Ringes unter Druck<br />

06 Extrudierter O-Ring aufgrund Druckeinwirkung<br />

07 Extrudierter O-Ring<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/<strong>10</strong> 81

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