antriebstechnik 10/2019
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
INDUSTRIEROBOTER MIT OFFENER<br />
STEUERUNGSPLATTFORM<br />
Die Anzahl jährlich weltweit ausgelieferter Industrieroboter<br />
(IR) steigt rasant an. Die Einsatzgebiete<br />
sind seit geraumer Zeit nicht mehr nur auf Handhabungs-,<br />
Montage- und Schweißprozesse beschränkt.<br />
Zunehmend werden IR auch für die zerspanende<br />
Bearbeitung im Bereich leicht zerspanbarer Werkstoffe und<br />
großvolumiger Bauteile eingesetzt. Die Funktionalität heutiger<br />
Robotersteuerungen ist jedoch nach wie vor stark von<br />
den klassischen Einsatzgebieten geprägt. Entsprechend sind<br />
die dort eingesetzten Bahnplanungs- und Antriebsregelungsalgorithmen<br />
nicht für die spezifischen Anforderungen<br />
in der Fertigungstechnik ausgelegt. Aufgrund der geschlossenen<br />
Steuerungsarchitektur sind die Möglichkeiten des<br />
Endanwenders strukturelle Änderungen vorzunehmen<br />
nicht oder nur sehr eingeschränkt vorhanden.<br />
Industrieroboter werden herstellerseitig mit<br />
einem Steuerungssystem ausgestattet und<br />
vertrieben. Für den Endanwender sind die darin<br />
enthaltenen Steuerungsfunktionalitäten<br />
allerdings weitestgehend unzugänglich.<br />
In diesem Artikel wird ein Industrie roboter mit<br />
offener Steuerungsplattform vorgestellt.<br />
Neben der Offenheit bietet die Plattform den<br />
Vorteil der einfachen Erweiterbarkeit des<br />
Funktionsumfangs.<br />
01<br />
EIGENS ENTWICKELTE<br />
STEUERUNGSPLATTFORM<br />
Das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Uni Stuttgart<br />
verfolgt das Ziel, Standard-IR dazu zu befähigen Fräsbearbeitungsvorgänge<br />
hochgenau durchzuführen. Hierzu<br />
sollen vor allem alternative Bahnplanungsalgorithmen sowie<br />
neue Regelungsstrukturen mit sehr gutem Störverhalten<br />
erforscht werden. Proprietäre Steuerungssysteme verfügen<br />
jedoch nicht über eine ausreichende Offenheit, um<br />
diese Ansätze technologisch umzusetzen. Daher hat das<br />
ISW einen IR mit einer eigens hierfür entwickelten Steuerungsplattform<br />
gekoppelt, welche die notwendige Offenund<br />
Erweiterbarkeit verfügt. Nachfolgend wird der Aufbau<br />
der Plattform erklärt. In Bild 02 ist die Steuerungsarchitektur<br />
schematisch dargestellt.<br />
Beim betrachteten Robotersystem handelt es sich um<br />
einen von der Firma Dürr entwickelten Roboter mit Kuka<br />
KR2<strong>10</strong>-Kinematik sowie Bosch Rexroth Umrichter- und<br />
Servomotortechnik nach Bild 01. Der Roboter wurde vom<br />
ISW mit einer PC-basierten Steuerung ausgestattet. Als Betriebssystem<br />
wird auf Windows <strong>10</strong> gesetzt, um möglichst<br />
kompatibel zu Drittanbieter-Software zu sein. Die Steuerungssoftware<br />
muss in harter Echtzeit ausgeführt werden,<br />
was sich mit Windows nicht realisieren lässt. Abhilfe schafft<br />
die Einbettung eines Echtzeitbetriebssystems auf welchem<br />
die Steuerungsfunktionalitäten gerechnet werden können.<br />
Hierzu setzt das ISW auf die von der Firma TenAsys entwickelte<br />
Software Plattform INtime. Für den parallelen Betrieb<br />
werden die zur Verfügung stehenden Hardwareressourcen<br />
unter den Betriebssystemen aufgeteilt. Im vorliegenden Fall<br />
ist ein CPU-Kern für die Echtzeitanwendungen reserviert,<br />
während der andere Kern Windows zur Verfügung stellt. Die<br />
bidirektionale Kommunikation zwischen den Betriebssystemen<br />
erfolgt über einen gemeinsam genutzten Speicherbereich<br />
(Shared Memory). Mithilfe dieser Schnittstelle werden<br />
bspw. Daten zwischen einzelnen Steuerungsfunktionalitäten<br />
und der auf Windows-Seite laufenden Qt-basierten<br />
grafischen Benutzeroberfläche (GUI) ausgetauscht.<br />
Innerhalb des Echtzeitbetriebssystems lassen sich Steuerungs-<br />
und Zusatzfunktionalitäten als Applikationen (Apps)<br />
96 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de