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AUTOINSIDE Ausgabe 7/8 – Juli/August 2021

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PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />

Interview mit Sandro Piffaretti, VR-Präsident Swiss Automotive Group (SAG)<br />

«Eine einmalige Chance für<br />

die freien Garagisten»<br />

Sandro Piffaretti hat hektische Monate hinter sich: Corona-Pandemie, Übernahme des Aktienpakets von<br />

Geschäftspartner Olivier Métraux, weitere Expansionspläne. In Interview spricht der Verwaltungsratspräsident<br />

der Swiss Automotive Group über seine langfristige Strategie, über den Zugang zu Fahrzeugdaten, über sich<br />

verändernde Vertriebskanäle der Autohersteller und er verrät, wieso er selbst Garagist ist. Sandro Compagno<br />

Herr Piffaretti, 2020 wird als «Corona-Jahr» in die Geschichtsbücher<br />

eingehen. Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die<br />

Bücher der SAG?<br />

Sandro Piffaretti, VR-Präsident SAG: Es war kein einfaches Jahr.<br />

Der März und April 2020 waren schwierig, weil man nicht wissen<br />

konnte, wie es weiter geht. Wir bedienen tausende Kunden und beschäftigen<br />

über 4000 Mitarbeiter. In solchen Momenten spürt man<br />

die Verantwortung.<br />

Die SAG ist in 13 europäischen Ländern tätig. Gab es grosse<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern?<br />

Ja, jedes Land war anders. Das Virus hat sich zeitmässig versetzt verbreitet.<br />

Einerseits hat das Bewusstsein für die Pandemie und deren<br />

Folgen sehr unterschiedlich begonnen. Weiter waren die Massnahmen<br />

der Staaten sehr unterschiedlich. Auch innerhalb der Schweiz<br />

gab es Unterschiede. Im Tessin beispielsweise war der Lockdown<br />

komplett. Wir haben mit der Polizei gesprochen: Der Anspruch war,<br />

dass mindestens eine unserer Mitarbeiterinnen respektive ein Mitarbeiter<br />

pro Standort operativ war, um die Blaulicht-Organisationen<br />

mobil zu halten. Allen anderen war es verboten, im Betrieb zu sein!<br />

In der Schweiz konnten die negativen Folgen der Pandemie mit<br />

staatlicher Hilfe einigermassen abgefedert werden <strong>–</strong> die Stichworte<br />

dazu lauten Kurzarbeit oder auch Covid-Hilfskredite. Kurzarbeit gab<br />

es im Frühjahr 2020 bei der SAG. Haben Sie auch die Covid-Kredite<br />

in Anspruch genommen?<br />

Jedes Land hat früher oder später Massnahmen beschlossen. Wir haben<br />

die Massnahmen umgesetzt, die für die Kunden und Mitarbeitenden<br />

den langfristigen Erfolg sicherstellen.<br />

Die Autohersteller ächzen unter der Chipkrise als indirekte Folge<br />

der Corona-Pandemie. Ist die SAG als Zulieferin hier auch betroffen?<br />

Ja, gewisse Lieferanten können bestimmte Produkte nicht liefern.<br />

Aber genau dafür ist der Handel, wie wir das sind, da. Kunden können<br />

sich auf uns verlassen und darauf, dass wir von dem einen oder<br />

dem anderen Lieferanten die Teile besorgen. Manchmal muss man<br />

dann akzeptieren, dass ein anderer Hersteller zum Zug kommt.<br />

Sie haben im vergangenen Frühjahr eine neue Reifenhalle in<br />

Niederbipp eröffnet. Hatte die Krise keine Auswirkungen auf die<br />

Investitionstätigkeit der SAG?<br />

Nein, wir denken langfristig.<br />

Sie sind auch Garagist respektive Besitzer einer Garage. Wie hat<br />

Ihr Garagenbetrieb in Feusisberg das Jahr überstanden?<br />

Gut. Aber ich denke, dass das ein Spezialfall ist. Unser Team ist grandios.<br />

Geholfen hat sicher auch der Umstand, dass es in Feusisberg<br />

Menschen gibt, die das Geld, das sie aufgrund der Reisebeschränkungen<br />

nicht für die Ferien ausgeben konnten, in neue Autos investiert<br />

haben. Der Betrieb hilft mir zu verstehen, welche Herausforderungen<br />

den Garagisten bevorstehen.<br />

Welches werden nach dem hoffentlich baldigen Ende der Pandemie<br />

die grössten Herausforderungen für die Garagisten und für<br />

Sie als Zulieferer sein?<br />

Da gibt es viele, die auch nicht alle Arten von Garagenbetrieben gleich<br />

betreffen. Man muss unterscheiden: Multimarken oder Markenvertreter,<br />

Luxus oder Massenmarken, Stadt oder Land usw. Die «Good<br />

News»: Mobilität ist eines der fundamentalen Bedürfnisse der Menschen.<br />

Daran wird sich nichts ändern.<br />

Als Logistikunternehmen sind Sie für die Schweizer Garagisten<br />

ein wichtiger Partner. Welche Entwicklungen zeichnen sich in<br />

diesem Bereich ab?<br />

Die wohl augenfälligste Entwicklung ist die stetig steigende Produktvielfalt:<br />

Millionen von Artikeln, das richtige Produkt zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort... Es ist hochkomplex. Derendinger und Technomag,<br />

also die SAG, können das.<br />

Wie sorgt die SAG dafür, dass die Garagisten auch technologisch<br />

auf dem neusten Stand bleiben? Stichwort: Zugang zu Daten.<br />

Wir machen sehr viel. Einerseits helfen wir bei der Information und<br />

beim Entwurf der neuen Regeln, andererseits mit Schulungen und<br />

konkreten Produkten. Das Thema «connected car» ist eine einmalige<br />

Chance für die freien Garagisten. Sie werden Zugriff auf einen sehr<br />

grossen Wagenpark haben. Logisch, dass hier die Hersteller den Knochen<br />

nicht einfach liegen lassen. Die spannende Frage wird sein: Was<br />

machen die Markenvertreter? Einerseits werden sie beim Neuwagen-<br />

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<strong>Juli</strong><strong>–</strong><strong>August</strong> <strong>2021</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>

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