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Russen durchgelassen, weil er polnisch konnte und sich so gut mit ihnen verständigen
konnte. Manchmal bekamen wir nichts zu essen, weil er heimlich nicht durchkam.
Inzwischen merkten wir, dass immer mehr Truppen kamen. Es wurde lauter und
unruhiger. Durst quälte uns am meisten, denn der Heustaub war unerträglich.
Plötzlich kamen Russen auf den Boden. Wir krochen noch tiefer an die Außenwand.
Mit Gewehrspitzen stachen sie ins Heu, aber nicht weit. Dann verschwanden sie
wieder. Wir hatten auch bemerkt, dass noch andere sich da oben versteckten. Sie
lagen aber an der anderen Seite.
Am 21.Februar kam eine Veränderung für das Dorf. Unsere Alten wurden aus der
Wohnung gewiesen und in die Dorfschule gebracht. Kaum drinnen mussten sie
wieder umziehen in die Wohnung über der Dorf schmiede. Das kleine Zimmer war
voll gepackt mit Sachen und so war es für 10 Personen zu eng. Es waren noch andere
Leute im Zimmer. Mein Großvater war so schwach, dass er nur mühsam
mitgeschleift werden konnte. Auf das einzige Bett im Raum legten sie ihn und alle
anderen konnten nur eng aneinander sitzen. Bewegung war kaum möglich, und die
Beine ausstrecken schon gar nicht. Das wurde uns später erzählt.
Wir auf dem Heuboden merkten nur den lauten Betrieb der Soldaten und dass der
Knecht nicht mehr kam. Was sollten wir tun? Sehen konnten wir nichts und runter
trauten wir uns nicht. Das Dorf wurde geräumt. Bis 10,30 Uhr sollte die Bevölkerung
raus sein. Wohin, das war den Russen egal. Mit schussbereiten Gewehren trieben sie
die Zivilbevölkerung zusammen. Was sollten unsere Verwandten mit dem kranken
und altersschwachen Großvater machen? Sie bekamen kein Fahrzeug. Er war geistig
nicht ansprechbar. So haben meine Großmutter und meine Tante, seine Tochter, ihm
Schlaftabletten gegeben zum leichteren und schnelleren Sterben. Er blieb in dem Bett
liegen.
Nicht nur ihn mussten sie zurücklassen, sondern auch den 87jährigen Großonkel aus
Hamburg, der nicht mehr laufen konnte. Onkel Rudi bat, dass sein Bruder Theo, der
andere Großonkel von uns, 82 Jahre, ruhig mitgehen und nicht bei ihm bleiben
müsse. Er gab seinen Stock an seinen Bruder und winkte allen noch nach. Er war
geistig noch voll da. Später erfuhren wir, dass er versucht hat, hinterher zu laufen.
Man fand ihn 1 Km außerhalb des Dorfes erschossen an der Stra0e nach Stolzenfelde.
Die Räumung des Dorfes haben wir nicht bemerkt. Erst im letzten Augenblick konnte
Emil uns holen. Die anderen waren schon weg. Wir hüllten uns in Decken und liefen
hinter den Treck her, der auf dem Feldweg über Görlsdorf nach Schönfließ unterwegs
war. Wir holten sie schnell ein und schlossen unseren Alten wieder an. Nun waren es
nur noch 2 Großmütter, 1 Großonkel und eine Tante. Mutti fragte sofort nach Opa
Karl, ihren Vater und nach Onkel Rudi. Wir waren entsetzt, als wir hörten, was
geschehen war. Man musste Mutti zurückhalten, die umkehren wollte.
Der Knecht Emil und die Flüchtlingsfrau mit ihren Kindern entdeckten im Treck
Freunde, denen sie sich anschlossen. Onkel Theo machte unterwegs mehrmals
schlapp. Eva und ich blieben immer bei ihm, bis er wieder aufstehen konnte. Er hatte
Verkrampfungen in den Beinen und Kreislaufbeschwerden.
In Bad Schönfließ entdeckten wir gleich gute Bekannte, die bereit waren, uns
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