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aufzunehmen. In ihrem Haus waren schon viele Familien, doch trotzdem nahmen sie
uns noch auf. Man rückte zusammen und schlief auf dem Fußboden.
Im Hause von Kannengießers gab es einen Hund, der uns durch sein Bellen warnte,
wenn Russen kamen. Er bellte nur, wenn Russen kamen. So konnten wir Mädchen
uns rechtzeitig hinter dem Stall oder dem Plumpsklo verstecken. Dadurch hatten wir
einige Tage Ruhe vor Vergewaltigungen. Wir ließen uns auf der Straße nicht sehen.
Mit dem Essen ging es dort auch ganz gut. Alle halfen mit. Auf dem Fußboden
schliefen wir auf Matratzen. Es war in diesem Haus nicht so viel zerstört oder
weggenommen worden.
Dann kam Befehl zur Arbeit für meine Mutter, meine Schwester und mich. Natürlich
auch andere im Haus. Gewundert haben wir uns, dass sie uns alle in einer Liste
hatten. Ich kann nur von meiner Arbeit berichten, denn wir wurden wieder getrennt.
Mutti durfte bald zurückbleiben und auch meine Schwester. Ich musste aber arbeiten.
Unsere sehr große Gruppe von Frauen wurde über Görlsdorf Richtung Rufen geführt
unter Bewachung von mehreren Soldaten. Fast 12 Km an der Chaussee ging es lang,
links und rechts der Straße viele Tote, Tierkadaver und zerstörte Möbel und anderes.
Wir sollten nun alle Toten begraben. Der Boden war stark gefroren. Schaufeln und
Spaten wurden verteilt. Löcher graben war Schwerarbeit.
Ich kam aber gar nicht zum Einsatz, denn es kamen zwei Soldaten. Eine Frau, die ich
kannte, und ich sollten mit kommen. Wir merkten bald, dass sie uns missbrauchen
wollten. Die Frau H. stellte sich krank und ich stützte sie. Wenn sie beim Laufen
wieder Richtung Schönfließ, uns versuchten zu umschmeicheln, stöhnten und
wehrten wir sie ab. Da holten sie noch zwei Frauen, schickten uns aber nicht zurück.
Da sie mit den anderen Frauen hinter uns gingen, merkten wir erst, als es so still war,
dass sie mit den beiden kurz vor der Stadt in eine Scheune verschwanden.
Sofort rannten wir beide los. Ich lief zur Kommandantur, um mich zu beschweren.
Als Entschädigung oder Trost bekam ich ein halbes Brot und durfte zurück ins
Quartier gehen. Komischer Weise ging mir das fast täglich so. Immer wurde ich bei
der Arbeit weggeholt, aber ich entkam jedes Mal und lief zur Kommandantur, bekam
ein halbes Brot und konnte ins Quartier gehen.
Manche Frauen glaubten mir nicht so ganz, dass ich weglaufen konnte, bis es in ihrer
Gegenwart geschah. Ein Russe auf einem Pferd suchte unsere Gruppe ab, die diesmal
in Bad Schönfließ arbeiten musste. Wir arbeiteten an der Hauptstraße.
Der Soldat ritt auf mich zu und zog mich an den Zöpfen zu sich.
Ich wehrte mich und biss ihn in die Hand. Da ließ er los und ich
lief weg. Er wollte hinterher, aber die Frauen versperrten ihm den
Weg. Es war uns schon oft aufgefallen, dass ein Russe allein sich
nicht alles traute. Da ich längst durch Nebenstraßen weg war, soll
er sich verzogen haben. Natürlich rannte ich wieder zur
Kommandantur und bekam wieder Brot. Das war für meine
Familie ein wichtiger Beitrag für alle im Quartier. Wir hatten
wenig Essbares für alle.
Warum ich oft von Russen heraus gesucht wurde, war uns später
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