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Es war ein sehr kalter Winter, sodass unser See so zugefroren war, dass viele Trecks
die Abkürzung zu uns über den See genommen haben. Durch die Aufgaben dachten
wir nicht an die Gefahren durch das Näher kommen der russischen Truppen. Warum
die Russen gerade bei uns durchgebrochen waren, kann man an der Landkarte (die
rote Linie) erkennen. (Schwarze Linie, meine Fahrroute)
Stalin hatte seinen Soldaten als Ansporn gesagt: "Wer zuerst in Berlin ist, darf dort 3
Tage machen, was er will.“ Wir wohnten genau an der Luftlinie Moskau-Berlin. Zu
der Zeit war noch kein russischer Soldat in Königsberg Ostpreußen noch in Breslau.
So war klar, was auf uns zu kommen würde.
Oft fragten uns durchziehende Flüchtlinge, warum wir selbst noch nicht an Flucht
dachten. Mein Vater war Ortsgruppenleiter in der NSDAP. Er beruhigte alle, es wäre
noch keine Gefahr. Er hatte mit höheren Stellen Kontakte. Doch der Kriegslärm
durch Kanonendonner kam beängstigend näher und fliehende deutsche Soldaten
warnten uns. Nun versuchte mein Vater, Verbindung zu Vorgesetzten, zu bekommen.
Auch nachts bemühte er sich telefonisch zu erfahren, was los ist und Befehle zu
erhalten. Er bekam keine Verbindungen, die Leitungen waren blockiert.
Dann kamen viele fliehende verwundete Soldaten, die berichteten, dass die Russen
nahe sind. In unserer Schulstadt Pyritz waren schwere Kämpfe. Mein Vater beriet mit
den Leuten aus unserem Dorf und in Bad Schönfließ, dem kleinen Moorbad, für
welches er auch verantwortlich war, was zu tun sei.
Eigentlich sollte der Volkssturm die Heimat verteidigen. Dazu gehörten alle Männer,
die nicht Soldat waren, weil sie schon alt oder krank waren. Es waren aber keine
Waffen da. So wurde beschlossen, dass jeder selbst entscheiden sollte, ob er bei
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