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Rußlandbericht

Der Rußlandbericht von Gisela Mikuteit

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sich, die Mutter dazu zu bringen, dass sie die Mädchen zur Selbständigkeit anhält.

Ohne Erfolg. Ständig riefen die Mädchen nach ihr, und sie tat alles für ihre Kinder.

So verschlimmerte sich die Lage für die Damen, als die Mutter plötzlich starb. Alle

drei jammerten laut nach ihr. Hart waren die Frauen, denn sie reagierten nicht auf das

Jammern. Man hoffte, dass sie nun selber für sich sorgen würden. Die Mädchen

kämmten sich nicht, sie taten nichts. Sie blieben einfach nur liegen.

Es tat uns schon Leid, und so brachten wir ihnen Essen und Trinken ans Bett. Dann

wollten wir sie anleiten, selbst etwas für sich zu tun. Sie weigerten sich und

jammerten nur nach ihrer Mutter. So zogen wir uns zurück, damit sie gezwungen

waren. selbst etwas für sich zu tun. Sie ließen sich gehen. So starb bald eine von

ihnen und danach auch die beiden anderen. Ihr Sterben war laut mit Geschrei nach

der Mutter. Sie machten uns dann noch verantwortlich für den Tod ihrer Mutter.

Nun zurück zu mir. Es ging mir immer besser. Ich stand jeden Tag länger auf. Mit

verbundenen Oberarmen und Oberschenkeln humpelte ich herum. Bei recht schönem

Sommerwetter konnten wir draußen auf Baumstämmen sitzen. So wurden auch neue

Kontakte geknüpft. Wir kamen alle aus verschiedenen Arbeitslagern.

Wir waren, wie ich schon schrieb, mit den Männern zusammen in Baracken. So

erfuhren wir, dass sie in einem Sägewerk Holz verarbeiten mussten. Das überraschte

uns, aber in Russland ist es üblich gewesen, dass die Männer nicht so schwer arbeiten

müssen. Sie hatten etwas mehr Schutz vor Regen, aber sonst war die Arbeitsteilung

und das Soll genau wie bei uns.

Etwas war noch immer erstaunlich, wir hatten stets Hoffnung, wir kämen bald nach

Hause, Es gab uns Mut. Die Kapitulation am 08.Mai haben wir einfach hingenommen

ohne Reaktion. Wir glaubten es nicht. Wie schon erwähnt, hieß es immer wieder im

Juni, dann im Juli soll es zurück gehen. Viele fragten mich, ob wir bald heim

kommen."Natürlich!"war meine Antwort. Ich hatte viel Optimismus. Ich war

überzeugt, dass wir bald nach Hause geholt würden und als Helden gefeiert würden.

Wir suchten uns auch im Lazarett Beschäftigung. Die Männer bastelten. Sie hatten

vom Sägewerk Holzreste mitgenommen und daraus mit primitivem Werkzeug

praktische Sachen und Spielzeug gebastelt So ein Etwas wie Messer können Sie in

meiner Sammlung sehen. Als Spielzeug sah ich eine Ente auf Rädern, Pferde und

sogar eine Eisenbahn und ein Karussell. Auch Dame und Mühle, Mensch ärgere dich

nicht und Skatkarten aus Holz gab es und damit spielten wir dann.

Haushaltsgegenstände waren Brettchen, Suppenlöffel, Tabakdose ,Zigarettenspitze

und anderes. Auch davon habe ich Erinnerungsstücke.

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