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Rußlandbericht

Der Rußlandbericht von Gisela Mikuteit

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mehrere durch, weil sie nicht zufrieden stellend geantwortet haben.

Ich blieb noch ein halbes Jahr an der Schule in Neustrelitz. Die neue Lehrerin

meldete sich wieder einmal in einer Konferenz und behauptete:" Wir Lehrerinnen

wären alle bereit, am Schießunterricht teilzunehmen!" Ich meldete mich sofort mit

Ablehnung und sagte:" Erstens weiß ich nichts davon und zweitens bin ich nicht

bereit dazu!" So fiel ich schon wieder auf und war so wie so bei bestimmten Leuten

nicht gut angesehen. So hatte ich Kontakte nach Westdeutschland heimlich

aufgenommen.

Ich bin dann ohne Abschied im Januar 1953 nach Berlin-West mit der Bahn gefahren.

Von dort flog ich nach Regelung meiner Papiere nach Frankfurt am Main und weiter

nach Süddeutschland. Arbeit hatte ich mir schon über meine Verwandten besorgt, so

dass ein Reisebüro mir bei Papieren half und den Flug für mich buchte. Geld hatte ich

mir geborgt, sonst hätte ich das nicht bezahlen können. Ich konnte jetzt als Flüchtling

nicht durch die DDR mit der Bahn fahren.

Vorübergehend arbeitete ich in einer Bahnhofsgasstätte in Mühlheim/ Baden. Ich

bewarb mich wieder in meinem Beruf und konnte in Südwürtenberg als Lehrerin

ankommen in der Landwirtschaftsschule in Haigerloch bei Hechingen.

Nur weil ich beide Lehrerprüfungen hatte, nahm man mich. Ich musste dann noch ein

Jahr eine Ausbildung mit machen, aber unterrichten in einer Landwirtschaftsschule

als zweite Lehrerin. In dem Jahr musste ich jeden Monat 2 Lehrproben und einen

Vortrag , den ich vor Bäuerinnen halten musste, einreichen. In den Ferien musste ich

an Kursen teilnehmen. Wir waren mehrere Lehrerinnen aus der DDR, die daran

teilnahmen. Nicht alle hielten durch, weil die Belastungen sehr groß waren und einige

Kinder hatten. Wir waren vier, die die Prüfung danach bestanden. Es gab noch einige

Schwierigkeiten. Ich bekam mein Zeugnis nicht ausgehändigt, weil ich nach neuen

Bestimmungen die Landfrauenschuloberklasse nachmachen musste.

Ich ging dann aber nach Osnabrück und heiratete. Dort habe ich dann in der

Landfrauenschule Obernkirchen die Oberklasse mitgemacht und das

Abschlusszeugnis nach Süddeutschland geschickt

Mehrere Jahre habe ich im Lanndkreis Osnabrück in Dissen und in Schledehausen als

Berufsschullehrerin unterrichtet. 1961 wurde ich Mutter. Meine Tochter kam durch

meine Unterentwicklung 10 Wochen zu früh, doch entwickelte sie sich zwar

langsamer, aber normal. Vier 4 Kinder hab ich groß gezogen Wir lebten dann aber in

Osnabrück.

So weit über meine Erlebnisse. Jetzt bin ich schon über 80 Jahre alt. Ich habe viel

kämpfen müssen. Trotzdem darf ich immer noch leben. Man begreift, dass im Leben

nur durchkommt, wer nicht aufgibt. Wenn Sie mich fragen, ob das nicht Verbitterung

auslöst. Nein, kann ich nur sagen. Ich habe viel aus dem Erlebten gelernt. Wie oft

hatte ich Hilfen. Opferbereite Menschen, die in meinem Herzen weiter leben. Diese

Begegnungen haben mein Leben geprägt.

Ich gehe auf Mitmenschen zu, besonders auf Not leidende und Hilfsbedürftige. Es

gibt zu viele. Darum muss ich einfach aktiv sein. Aus Dankbarkeit an meine Helfer

und Verpflichtung , es auch für andere zu tun. Ich bin auch überzeugt, dass es Gottes

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