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waren es auch nur kleine Gruppen. Sie wüteten noch viel härter als die regulären
Truppen und sie verschwanden plötzlich, wenn neue Truppen kamen. Uns schien,
dass es Deserteure waren.
Endlich hatten die Menschen in der engen Wohnung ein wenig Ruhe und konnten
etwas essen. Doch plötzlich sind die nächsten Soldaten da. Ein Russe kommt mit
lautem Geschrei herein: "Uri, Uri!“ Er sprach etwas deutsch und rief, dass seine
Schwester von Deutschen erschossen worden sei und seine Eltern verschwunden
seien. Der Russe war betrunken und wurde immer erregter, weil er nichts mehr an
Wertsachen fand. Unser Knecht und Tante Liesel versuchen, ihn zu beruhigen. Alle
im Zimmer zitterten vor Angst. Dann drängte er den Knecht und Tante Liesel in das
Nebenzimmer. Dann krachte ein Schuss. Ein Aufschrei von Tante Liesel: "Mein
Bauch, mein Bauch!“Dann fiel sie um. Emil, der Knecht, musste aus dem Zimmer.
Der Russe lie0 niemand zu der Verletzten. Sie lag wimmern und blutend auf dem
Boden. Dann ging der Russe noch mal in das Zimmer und schoss noch einmal. Sie
verstummte für immer. Als er die Wohnung verließ, sagte er: "Bedankt euch bei
Hitler!“Die kleine dreijährige Gudrun sagt darauf: "Heil Hitler!“Da setzte der Russe
dem Kind die Pistole auf die Brust, aber er schoss nicht und verließ dann endlich die
Wohnung.
Nach dem Tod von Tante Liesel wollte niemand mehr in der Wohnung bleiben. Sie
zogen in die leere Knechtswohnung. Die Flüchtlingsfrau mit den Kindern ging mit
und übernahm wieder das vordere Zimmer und die Alten die beiden kleineren
hinteren Zimmer. Frau D. ging mit den Kindern und dem Mädchen zu Verwandten im
Dorf.
Die Flüchtlingsfrau konnte etwas Schutz sein, weil sie russisch konnte, aber leider
half das nur wenig. Das einzige Fenster in dieser Wohnung ging nach hinten und war
mit Eisenstäben vergittert. Das war verhängnisvoll, denn jeder Versuch von Flucht
war ausgeschlossen, wenn Russen uns Gewalt antun wollten.
Die beiden Opfer, Herr Dreschau und Tante Liesel, konnten erst nach Tagen im Park
verscharrt werden. Erst ließen die Russen niemand raus, dann war durch den starken
Frost kein Begraben möglich. Immer wieder kamen neue Russen, manche sahen sich
nur um, andere brüllten und stießen die Alten herum und demolierten. Tante Friedel
versorgte alle mit Essen, so gut sie konnte.
Wie erging es uns inzwischen bei dem Bauern in Schönfließ? Bauer Schumacher
hatte uns und viele andere Familien aufgenommen. Unser Kutscher und ein Junge aus
unserem Dorf, er war 16 Jahre alt, schliefen oben im Haus. Wir und viele andere
Frauen und Mädchen wurden in einer hinteren Kammer etwas versteckt
untergebracht. Mein Bruder, meine Schwester und ich waren froh, dass wir unsere
Mutter bei uns hatten. Noch merkten wir nichts von den Russen, obwohl sie im Ort
schon waren. So half jeder im Hause bei der Versorgung aller mit.
Immer wieder versuchten wir von draußen Nachrichten zu erhalten, was los ist.
Telefon und Radio gingen nicht mehr. Plötzlich stürzt jemand ins Zimmer: "Die
Russen kommen!“ Zitternd rücken alle noch enger zusammen. Wieder rief jemand:
"Wenn die Russen rein kommen, Arme zum Ergeben hoch nehmen!“Dann hören wir
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