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Mehrere Tage traf ich mich mit den alten Herren aus Schönfließ. Doch dann kam ich
morgens wieder, da war ein über 80jähriger an Herzschlag gestorben. Es war schon
der dritte Tote in den ersten Tagen im Lager. Die meisten Männer verhungerten, da
sie weniger Essen bekamen als wir Frauen. Aber Frauen überleben wohl besser.
Jedenfalls waren nun schon 10 Männer tot und nur eine Frau. Unter den 10 toten
Männern waren schon zwei Männer. Von einem habe ich schon berichtet, die
Selbstmörder waren. Wir Frauen wurden beim Einmarsch der Russen fast alle
vergewaltigt und gequält. Trotzdem schien mir, dass wir besser durchhalten konnten.
Wieder wagten wir, unsere Taschentücher zu waschen. Da die Sonne schien, wollten
wir sie draußen trocknen. Wir hängten sie auf den Stacheldraht vor dem Bretterzaun.
Da schießt ein Posten in die Luft. Warnschuss und schon kommen mehrere Wachen
angelaufen. Beinahe wären wir im Strafbunker gelandet.
Am 22. April wurden wir zur Arbeit eingeteilt. Wir, Putty, die drei Mädel und ich
kamen in das Lager 10 bei Welsk an der Waga. Andere mussten länger im ersten
Lager bleiben und kamen dann in andere Lager zur Arbeit.
Diese Lager befanden sich alle an der Bahnlinie Moskau – Archangelsk. Ich glaube,
wir waren etwa 200 Frauen indem neuen Lager. Die Bedingungen waren überall
gleich. Pritschen übereinander, keine Unterlagen, keine Decken, dafür aber viele
Wanzen. Schnell hatten wir uns verteilt. Hier durften wir uns im Lager freier
bewegen. Auch hier waren wir sofort dabei, die Wanzen plage zu bekämpfen. Gegen
Kopfläuse ließen wir uns Petroleum auf den Kopf verteilen und wickelten Lappen
herum. Das hatte vorübergehend Erfolg.
Dies war nun unser erstes Arbeitslager. Da wir uns hier kaum waschen konnten, weil
hier das Wasser nur für die Küche da war, holten wir uns wieder früh heimlich von
dem kostbaren Nass. Wenigstens den Mund ausspülen und die Hände reinigen.
Zweimal schafften wir es heimlich. Beim dritten Mal wurden wir auf dem Rückweg
von einem Posten überrascht. Er schimpfte auf russisch. Dann sollten wir mit
kommen. Oh Schreck, er ging mit uns drei zum Bunker. Das war schlimm. Einige
Frauen hatten schon Bekanntschaft mit ihm gemacht. Es war eine Erdhöhle mit einer
winzigen Lichtöffnung. Im Inneren soll es eine Pritsche geben und Ratten hausen.
Wir bekamen Angst. Ein Glück, das wir zu dritt waren. Er öffnete die schwere
Eisentür, und wir wollten brav hineingehen. Es kam eisige Luft und mörderischer
Gestank uns entgegen. Plötzlich schiebt er uns zurück und schließt die Tür wieder. Er
wollte uns nur warnen. Was waren wir erleichtert.
Hier muss ich mal einiges über die Bewachung, den Soldaten sagen. Sie trugen alle
Uniform und hatten Gewehre umgehängt. Wir wurden immer noch scharf bewacht
und manchmal für harmlose Vergehen hart bestraft. Es gab aber auch gutmütige
Soldaten, die manches nicht ahndeten und uns mal etwas zusteckten. Ich schrieb das
schon bei der Fahrt, wo wir Essen ab bekamen. Hier konnten wir nun, nachdem wir
die Bewacher besser kannten, heimlich Wasser holen.
Die Frauen, die in der Küche eingesetzt waren, hatten Vorteile bei der Verpflegung.
Aber es wurde schnell bekannt, dass es gewollte Liebesbeziehungen zwischen den
Russen und einigen unserer Frauen gab. Die Küchenhelferinnen schliefen nicht mehr
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