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Rußlandbericht

Der Rußlandbericht von Gisela Mikuteit

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denunziert hat um Vorteile zu erreichen. Er wurde als Spitzel gemieden.Ein verwirrter

deutscher Mann , der nur ein Bein hatte, schlug um sich. Als er Herrn Sch.. sah,

beschimpfte er ihn und schlug mit seinem Stock nach ihm. Herr Sch. soll diesem

Mann großes Unrecht zugefügt haben. Dann wurde der Irre so gefährlich gegen alle,

dass er von den Russen erschossen wurde.

Das war nicht der einzige Tote auf der Rückfahrt. In unserem Wagen starben

unbemerkt zwei Menschen. Wir meldeten das, mussten aber lange warten bis sie her

aus geholt werden.

Das war sehr unangenehm für uns. Die Soldaten untersuchten sie erst, registrierten

sie, dann brachte man sie weg. Bei einem Toten dauerte das zwei Tage.

Die Fahrt durch Polen war diesmal sehr unangenehm für uns. Wo uns Polen sahen,

spuckten sie nach uns oder warfen mit Steinen. So wagten wir nicht, aus zu steigen.

Hier waren wir froh, dass wir bewacht wurden. Die Wachen jagten die Polen weg.

Auf der Heimfahrt waren die Soldaten alle sehr nett zu uns.

Am 17. September erreichten wir Frankfurt an der Oder. Wir waren wirklich in

Deutschland. Niemand empfing uns. Wir mussten ziemlich lange im Zug warten.

Dann endlich aussteigen und antreten. Vor dem Bahnhof standen wir lange an einer

Straße, wo viele Leute vorbei gingen. Wir fühlten uns nicht wohl.

Dann wurden wir doch mal angesprochen, ob wir aus Russland kommen. Wie sahen

wir auch aus. Sack artige Kleidung und primitive Holzschuhe und mein rotes

Kopftuch trug ich. Alle waren wir ärmlich gekleidet, ungepflegt und halbverhungert.

Meine Tante sagte mir später mal, dass ich bei der Rückkehr ausgesehen hätte, wie

ein aus gehungert-es zehnjähriges Kind. Dann bleibt eine Oma stehen vor uns. Sie

schaut uns an. Dann geht sie auf mich zu und fragt:"Warst Du auch in Russland?"Sie

wollte dann wissen, wo wir waren und ob wir auch gehungert haben. Dann schenkte

sie mir 2 RM und ein Butterbrot. Sie sagte noch:" Sie würde mir gern noch mehr

geben, aber sie habe selber kaum etwas zu essen!"dann liefen ihr Tränen runter.

Endlich wurden wir weiter in ein großes Lager geführt, und in verschiedene Baracken

eingeteilt. Man sagte uns, dass wir hier entlaust und untersucht werden. Danach

würden wir entlassen. Nur mit Entlassungspapieren könnten wir weiter fahren.

Ich hatte wieder starke Schmerzen. Als ich endlich einschlief, habe ich mit einer

Kameradin die Entlausung verpasst. Niemand hat uns geweckt, aber es merkte auch

niemand, dass wir nicht mit waren. Am nächsten Tag wurden wir untersucht,d.h.

abgehört und ausgefragt. Sonst saßen wir nur herum. Wir durften nicht aus dem Lager

raus.

Wir versuchten etwas über Zugverbindungen zu erfahren. Gab es vielleicht auch

andere Möglichkeiten weiter zu kommen? Können wir nach Hause? Nach Hause

konnten wir nicht mehr, das fanden wir heraus.

Am dritten Tage konnten wir uns Entlassungspapiere in russischer Sprache abholen.

Jemand hat mir übersetzt, dass darauf stand, dass ich in Russland war und aus

Krankheitsgründen als arbeitsunfähig entlassen worden bin. Mir fiel danach bei

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