UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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SIT’N’SKATE
flexibel zu bleiben. Ähnlich wie mit
den Vorurteilen muss man dort
natürlich aktiv dran arbeiten.
Führen diese auch mal zu
Selbstzweifel/Depressionen oder zu
mehr Ansporn, es allen zeigen zu
wollen?
Natürlich mache ich auch
sämtliche Gefühlslagen durch und bin
mal müde, mal top motiviert. Ich hatte
in den letzten Jahren oft depressive
Phasen, Schlafstörungen, Zweifel und
war oft nah am Burnout. Das kam aber
weniger durch meine Behinderung an
sich, sondern aufgrund des Workloads
und der sehr emotionalen Arbeit. Als
Aktivist und auch als SIT’N’SKATE-
Gründer bin ich ja sehr nah am Thema,
rund um die Uhr. Es gibt für mich oft
keinen Feierabend im eigentlichen
Sinne, denn ich hänge meine
Behinderung ja nicht ins Schließfach.
So kommt es oft dazu, dass sich
Freizeit und Arbeit ungesund
vermischen und es ist und bleibt
schwierig da einen Strich zu ziehen.
Am Ende ist aber natürlich jede
negative Erfahrung ein Ansporn noch
mehr für die eigenen Rechte zu
kämpfen und jeder Erfolg zahlt auf das
persönliche Wohlfinde Konto ein.
Leider gibt es halt Phasen, in denen
man das Gefühl hat, dass die
negativen Erlebnisse, wie alltägliche
Diskriminierung, Mehraufwand usw.,
überwiegen und dieses Konto kann
dadurch schnell ins Minus geraten. Ich
habe für mich zum Glück einen guten
Weg gefunden wie ich immer wieder
positive Erfahrungen sammeln kann:
skaten gehen, am besten mit
Freund*innen und dann zumindest
auch mal nicht mit der Mission
„Inklusion“, sondern einfach mit der
Mission „Gut fühlen“.
Destroying Stereotypes!
»Es gibt für mich oft keinen
Feierabend im eigentlichen Sinne,
denn ich hänge meine
Behinderung ja nicht ins
Schließfach.«
David, Lisa, ihr seid ja nicht nur
Wheelchairskate-Profis, sondern
auch Botschafter*innen der
Inklusion. Wie konkret lassen sich
denn Möglichkeiten und Methoden
für von stigmatiserungsbedrohte
Menschen bspw. im Rollstuhl in
der Praxis verbessern?
Das kann man pauschal nur
schwer beantworten. Zum Einen muss
dringend die Politik endlich reagieren
und bessere Regelungen für
Barrierefreiheit, Teilhabe und gegen
Diskriminierung definieren. Unsere
Teilhabegesetze haben den Namen im
internationalen Vergleich nicht
verdient und dienen oft nur als Schutz
nach Außen. So kann die Regierung
zeigen, dass man ja was für Menschen
mit Behinderung getan hat, weil steht
ja auf dem Gesetz. Wenn man aber
reinschaut, dann fehlen viele wichtige
Dinge, wie Barrierefreiheit in der
Privatwirtschaft bspw..
Wir sind guter Dinge, dass sich hier
nun auch was bewegt, aber der
Prozess ist viel zu langsam und wir
hängen einfach schon 30 Jahre
hinterher im Vergleich zur USA,
Schweden, UK oder Österreich.
Und dann denken wir natürlich, dass
wir selbst und andere Aktivist*innen,
gemeinnützige Projekte, vor allem
Bottom Up 4 , eine wichtige Wirkung
entfalten, Dinge auch schnell zu
verbessern.
4 Bottom-up-Projektplanung bedeutet, dass das
Team die Projektziele und die entsprechenden
Aufgaben identifiziert, die dann in verschiedene
Aktivitäten und Aufgaben unterteilt werden.