UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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The Future Is Accessible
Beeinträchtigungen (schlechtes
Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit)
und wahrscheinlich noch anderen, an die
ich mich im Moment nicht erinnere.
Warum benutzt du einen Rollstuhl?
Ich kann aufgrund von chronischen
Schmerzen, Gelenkkomplikationen und
Dysautonomie nur sehr eingeschränkt
gehen. Im Allgemeinen kann ich es nicht
ertragen, länger als ein paar Minuten am
Stück zu stehen; meine Gelenke haben
Schwierigkeiten, der Belastung
standzuhalten, und die Schmerzen
nehmen zu, wenn ich stehe und je länger
ich stehe.
Zu bestimmten Zeiten kann ich aufgrund
einer kürzlich erlittenen Verletzung oder
eines erhöhten Schmerzpegels nicht
einmal für einen Moment stehen. Um
länger als eine Minute mobil zu sein, um
mit weniger Schmerzen mobil zu sein
und aus Sicherheitsgründen (Vermeidung
von Stürzen und Verrenkungen) muss ich
einen Rollstuhl benutzen.
Manchmal benutze ich einen Stock
und/oder trage Knöchel- und
Knieschienen. Wenn ich weiß, dass ich
nicht länger als eine Minute aufstehen
muss und mich schnell setzen kann,
wenn ich einen Raum betrete (z. B. ein
leeres Restaurant, das Haus eines
Freundes usw. mit einem Parkplatz direkt
am Eingang).
Zurzeit benutze ich hauptsächlich einen
Elektrorollstuhl, da meine Handgelenke,
Ellbogen und Schultern zu
lasch/zerbrechlich geworden sind, um
mich in einem manuellen Rollstuhl zu
schieben.
Annie, was ich an dir schätze, ist die
Vielseitigkeit deines Charakters. Und
einer der Aspekte, die ich wirklich
schätze, ist dein Engagement und
deinem offenen Umgang über
Behinderung zu sprechen. Das teilst
du auch über die sozialen Netzwerke.
Wie kam es dazu, dass du
angefangen hast, deine Geschichte
und die Geschichten anderer
Menschen zu erzählen?
Ich glaube, ich war 15 Jahre alt,
als ich anfing, mich auf das
Geschichtenerzählen zu konzentrieren.
Und jetzt bin ich über 30. Seit über 15
Jahren dokumentiere ich also Dinge zu
u.a. „Queer und Behinderung“,
„Behindertenfeindlichkeit“ in einem
Videoformat auf YouTube 1 . Und davor
habe ich auch viel geschrieben. Aber ja,
das Geschichtenerzählen war schon
immer meine liebste Art, mich
mitzuteilen und Dinge festzuhalten, mich
an Dinge zu erinnern, was mir sehr
wichtig ist. Ich habe nicht das beste
Gedächtnis, also versuche ich ständig,
meine Beobachtungen und Gedanken
festzuhalten und die Dinge, die um mich
herum passieren, aufzuzeichnen. Ich
möchte diese Erlebnisse und
Erinnerungen so gut wie möglich
festhalten. Das geht sogar so weit, dass
ich bis heute ein ‚Dankbarkeits-
Tagebuch‘ führe, in das ich jeden Tag
mindestens drei Punkte eintrage, die sich
auf Dinge beziehen, für die ich an diesem
Tag dankbar bin, die an diesem Tag
geschehen sind. So etwas Kleines wie:
„Heute habe ich mit meiner Mutter in
ihrem Schlafzimmer abgehangen und wir
haben einen Harry-Potter-Marathon
geschaut.“ Und ich tue das mit dem
Gedanken, dass ich Jahre später in
diesen Erinnerungen blättern und mich
daran erfreuen kann.
Abgesehen von dem sehr positiven
Aspekt für die geistige Gesundheit und
der Möglichkeit, Dinge, die ich erlebt
habe, wieder in Erinnerung zu rufen, ist
das Geschichtenerzählen eine Form der
Kommunikation und die Möglichkeit,
1 https://www.youtube.com/channel/
UCznS4Pk3VcTIfDUuWrQtdzQ