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UNDERDOG#69

Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.

Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.

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The Future Is Accessible

diese Erfahrungen mit Menschen zu

teilen, die ähnliche Erfahrungen gemacht

haben wie ich. Das sind also vor allem

meine Gemeinschaften von Menschen,

die gemeinschaftsbezogene Erfahrungen

teilen. Das wäre die LGBT-Community,

die Latino-Comunity, die Behinderten-

Community.

Und das Sprechen über die eigene

Lebenserfahrung kann den

Betroffenen ermöglichen, mehr

Erfahrungen zu machen, über die sie

diskutieren können. Zum Beispiel

zum Thema Dysphorie 2 . Warum war

es dir wichtig, dieses Thema zu

diskutieren?

Nun, Dysmorphie, die Abkürzung

für körperdysmorphe Störung, ist das,

was ich in der Vergangenheit erlebt habe

und immer noch erlebe. Es ist immer ein

potenzieller Auslöser in meinem

Hinterkopf, etwas, das mit einer

2 Als Dysphorie wird eine Störung des emotionalen

Erlebens (Affektivität) bezeichnet, die durch eine

ängstlich-bedrückte, traurig-gereizte Stimmungslage

charakterisiert ist. Die Betroffenen erleben sich dabei

als unzufrieden, schlecht gelaunt, misslaunig oder

missgestimmt, mürrisch oder verärgert bzw. werden

so wahrgenommen. Es handelt sich meist um eine

„banale Alltagsverstimmung“

Essstörung verwoben ist, die ich in

meinem Leben oft erlebt habe. Ich würde

sagen, dass die Dysmorphie, die ich

erlebte, wahrscheinlich im Alter von 10

bis 12 Jahren begann und sich bis heute

fortsetzt. Es war eine traumatische

Reaktion auf den Missbrauch, den ich als

Kind erlebt habe. Ich hatte eine Art

Tiefpunkt meiner psychischen

Gesundheit erreicht, und zwar so sehr,

dass ich mein Studium abbrechen

musste, um mich auf meine psychische

Gesundheit zu konzentrieren. Und ich

habe eine Essstörungsbehandlung

gemacht und mich selbst therapiert.

Irgendwann, ich glaube, als ich 20 Jahre

alt war, erreichte ich einen euphorischen

Punkt in Bezug auf meine psychische

Gesundheit. Ich kann mich daran

erinnern, wie ich eines Tages aufwachte,

in den Spiegel schaute und sagte: ‚Wow,

ich hasse mich heute nicht.‘ Und bei

dieser Erkenntnis wurde ich richtig

euphorisch. Und ich wollte das unbedingt

mit den Menschen teilen. Also habe ich

meinen alten Blog mit dem Titel „Stop

Hating Your Body“ 3 gestartet, in dem

Menschen ihre Geschichten einreichen

und mitteilen konnten, wo sie auf ihrer

Reise stehen. Und viele davon waren

auch Erfolgsgeschichten. ‚Ich habe an

meiner psychischen Gesundheit

gearbeitet und fühle mich jetzt so viel

besser mit mir selbst.‘ Und einige Leute

befanden sich mitten in ihrer Reise. Von

da an wurde ich eingeladen, vor

Student*innen zu sprechen, und zwar

ganz gezielt. Ich erzählte meine

Geschichte, wie ich als Kind mit

Dysmorphien zurechtkam und wie diese

belastenden Gedanken aussahen. Und

das war der Moment, in dem ich anfing,

diese negativen Gedanken zu

hinterfragen. Und meinen Prozess, wie

ich anfing, sie zu überwinden und meine

psychische Gesundheit zu verbessern.

3 https://stophatingyourbody.tumblr.com/

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