UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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SIT’N’SKATE
Relation steht, mit dem, was ich schon
als Rollstuhlfahrer kann. So habe ich
dann einfach gesagt, ich komm klar, ich
bin selbstständig und ich nutze meine
Zeit lieber zum Leben, skaten, reisen
und so weiter. Aber da muss jede*r
ihre/seine Ziele selbst definieren.
Deine ehrgeizigen Ziele führten zu
einem drohenden Burn-Out. Hast du
dich absichtlich mit Arbeit/Projekten
vollgepackt, um dich nicht mit
deiner Behinderung
auseinanderzusetzen?
Nach meinem Unfall, in der Reha,
hatte ich tatsächlich eine recht
euphorische Phase. Ich habe mir meinen
Therapieplan voll gestopft, wollte alles
mitnehmen und habe dann auch direkt
danach mit der Umschulung
angefangen, um wieder arbeiten zu
gehen. Heute wünschte ich mir
manchmal schon, ich hätte mir hin und
wieder mehr Zeit gelassen. Aber der
drohende Burnout kam erst viel später
und hatte damit nichts zu tun. Ich habe
von 2008 bis 2012 ja den Sport erst mal
nur so für mich gemacht, als Hobby, erst
2012 wurde es dann auch zu meinem
Hauptsport und löste Rollstuhlbasketball
langsam ab. Das kam durch meine erste
Teilnahme an einem Rollstuhl Skate
Contest in den USA und ich wollte dann
den Sport auch in Deutschland
bekannter machen. 2013 haben wir
damit gestartet und seit dem versuche
ich mit verschiedenen Projekten,
Vereinen und Verbänden an der Vision
einer inklusiven Skateboard Szene zu
arbeiten. Dass ich mich damit auch
schon mal zu sehr belaste, liegt aber
eher an der Wichtigkeit der Thematik
für mich selbst. Wie schon gesagt, man
legt seine Behinderung nicht zum
Feierabend ab und so stolpert man
schon mal selbst bei einem bierseligen
Punkrockkonzert in eine neue
spannende Idee, die man dann auch
umsetzen möchte. Letztes Jahr musste
Destroying Stereotypes!
ich aber die Reißleine ziehen. Ich habe
meinen Brotjob im Kindersanitätshaus
4ma3ma, der bis dato meinen
Lebensunterhalt bezahlt hat,
aufgegeben, um mehr Ressourcen
freizumachen für die Dinge, die ich mit
voller Leidenschaft und Elan
voranbringen möchte. Und wo ich eben
einen Mehrwehrt durch meine Arbeit
sehe und an die positive Wirkung
glaube. Das hat mir sehr gutgetan und
das hat auch SIT’N’SKATE sehr gut
getan. Dennoch muss ich wieder mal
aufpassen und auch mal Nein sagen,
aber eben nur um die Power für die
Dinge zu haben, die ich bereits mache.
Was sind deine/eure konkreten
Pläne für dieses Jahr?
Dieses Jahr wollen wir unsere
regelmäßigen Rollstuhl-Skate-Angebote
ausbauen. Wir haben nun neben
Hamburg und Dortmund auch Treffen in
Bremen und Hannover geplant.
Außerdem haben wir Kooperationen mit
dem DRIV, dem nationalen Skateboard
Verband, und bringen dort Skaten mit
Behinderung bis nach Italien. Mit dem
Skateboard e. V. in Hamburg sorgen wir
für inklusive Skateparks in der Stadt
und auch anderswo versuche ich
weiterhin diese Themen zu unterstützen.
Ob nun im Fachbereich WCMX 6 des
Deutschen Rollstuhl Sportverbands, bei
SUPR SPORTS, SIT’N’SKATE oder mit
anderen Vereinen. Ich bin sehr froh,
dass sich ein schlagkräftiges und
inklusives Team entwickelt, mit dem wir
gemeinsam diese Themen voranbringen
können.
6 WCMX ist ein Rollstuhlsport, bei dem im
Skatepark-Tricks gemacht werden, wie
Skateboarding oder BMX, meistens in einem
Skatepark. Erfunden wurde der Sport von Aaron
Fotheringham. In Deutschland war David Lebuser
der erste, der diesen Sport bekannt machte.