UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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Cripple Punk
Krüppel, den Krüppel, der/die nicht
‚alles ausprobiert‘ hat [...] Krüppelpunk
ist kein*e Bittsteller*in für die
Nichtbehinderten.“
Im Gegensatz zu den üblichen
inspirierenden Darstellungen von
Behinderung erlaubte diese Etikette
behinderten Menschen, bitter, chaotisch
und ehrlich zu sein.
Die Fragebox in Tyler Trewhellas Blog
wurde zu einem öffentlichen Forum, in
dem die Menschen ebenso oft Witze
machten, wie sie Rat suchten.
Tyler starb 2017, ein Verlust sowohl für
alle selbsternannte Cripple Punks als
auch für die Behinderten-Community.
Aber die Bewegung/Community ist
immer noch lebendig. Nicht nur
aufgrund der Tatsache, dass einige
Menschen immer noch stolz den Namen
Cripple Punk tragen, sondern auch
aufgrund der Art und Weise, wie
Menschen mit Behinderungen in den
Jahren seither online über sich selbst
gesprochen haben.
Auch das Recht, Mobilitätshilfen ohne
Scham zu benutzen und sie als Teil des
Selbst und der eigenen Identität zu
betrachten, wird betont. Cripple Punk
bekämpft den verinnerlichten
Validismus und unterstützt voll und
ganz diejenigen, die damit für ihre
Rechte einstehen und für diese Rechte
kämpfen.
Cripple Media
Emily Flores war in ihren frühen
Teenagerjahren eine aktive Tumblr-
Nutzerin, die gerade anfing, sich eine
eigene Gemeinschaft zu suchen. Sie
erinnert sich, dass sie zum ersten Mal
auf Cripple Punk stieß, und sie hat
immer noch Screenshots von einigen
der Beiträge auf ihrem Handy. „Als ich
sah, wie unverblümt und einfach nur
krass das war, hat mich das sehr
beeindruckt“, erzählt sie. Im Jahr 2018
Emily Flores
war Emily 15 Jahre alt. Und sie war es
leid, zu erleben, dass Menschen wie sie
von nicht-behinderten Erwachsenen
nicht ernst oder wahrgenommen
wurden.
Also gründete sie mit Cripple Media 1
eine Plattform für junge Menschen mit
Behinderung, die aus ihrer eigenen
Perspektive schreiben.
Die Website veröffentlicht eine Reihe
von kulturellen Kommentaren,
persönlichen Essays, Interviews und
Lifestyle-Tipps. Zu den Beiträgen
gehören Reflexionen über Behinderung
und Körperbild,
Behindertenfeindlichkeit und
Polizeibrutalität sowie der Aufstieg von
behinderten Influencer*innen. Die
Autor*innen sind im Teenageralter oder
Anfang zwanzig, und ihre Ideen sind oft
nuanciert und gut recherchiert, ob sie
1 https://cripplemedia.com