UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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Ein Erfahrungsbericht über Inklusion, Zugang, DIY und Punk
auftraten; jedes Lokal hatte eine Treppe.
Sean versuchte, barrierefreie
Veranstaltungsorte zu finden, aber es gab
nicht viele. Der Charm City Art Space,
ein kollektiv geführter DIY-
Veranstaltungsort, der bis heute existiert,
war einer der wenigen Orte. Obwohl es
ihm um Inklusion ging, befand sich der
Veranstaltungsort in einem Keller mit
einem Geländer, das nicht sehr stabil war.
Sean hatte sich damit abgefunden. Wenn
er einen nicht barrierefreien
Veranstaltungsort buchen musste, hatte
er immer Freund*innen, die ihm helfen
würden, wenn es nötig war. Zumindest
hatte er sich das eingeredet. Aber am
Ende war da immer noch ein Gefühl des
Schmerzes; es war verletzend, jemanden
bitten zu müssen, ihm zu helfen, seine
Zeit für ihn zu vergeuden. „Das ist halt
mein Leben“, dachte Sean. „Ich muss
einfach damit klarkommen.“ Da er sein
eigenes Label hatte und die Auftritte
selbst buchen konnte, hatte Sean das
Gefühl, die Kontrolle zu haben.
Behindertenfeindlichkeit
Das soll nicht heißen, dass alles in
Ordnung war. Im Punk geht es um
Außenseiter*innen, die durch ihre
Unterschiede vereint sein können. Aber
so hat es sich für Sean nicht immer
angefühlt. „Auf Konzerten starrten mich
die Leute immer noch an. Oft konnte ich
den Veranstaltungsort betreten und
trotzdem nichts sehen, weil gemosht oder
gedrängelt wurde oder die Räume zu eng
waren. Ich hatte Angst, dass meine
Gehhilfe jemandem in die Quere kommen
könnte, und ich hatte stets das Gefühl,
nur eine Last für andere zu sein. An
vielen Orten gab es keine Bühnen, sodass
ich nicht einfach irgendwo an der Seite
stehen konnte. Manchmal, wenn ich für
die Band eines Freundes arbeitete und
Merch verkaufte, spielten die Leute mit
meiner Gehhilfe, als wäre sie ein
Spielzeug. Manchmal habe ich sie darauf
angesprochen und ihnen gesagt, dass sie
mir gehört, aber manchmal habe ich es
einfach ignoriert und es auf sich beruhen