UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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The Future Is Accessible
Du bist eine Lügnerin, eine Betrügerin.
Das ist auch ein mediales
Darstellungsproblem. Jedes Mal, wenn
man in einem Film oder ganz speziell in
einer Novelle sieht, wie ein*e
Rollstuhlfahrer*in aus dem Rollstuhl
kommt und geht, dann diese Behauptung
untermauert und zurechtgelegt wird:
‚Siehste, die haben die ganze Zeit nur so
getan.‘ Die nur darauf warten, diese
These zu belegen. Ich spreche oft
darüber, weil es zu meinen täglichen
Erfahrungen gehört, wegen so etwas
Angst zu haben oder sich anderen
gegenüber erklären zu müssen. Denn ich
kann ganz normal durch mein Haus
gehen. Ein großer Teil des Grundes,
warum ich einen Rollstuhl benutze, sind
die chronischen Schmerzen. Ich kann es
nicht ertragen, längere Zeit auf den
Beinen zu sein. Ich laufe also immer nur
ein paar Minuten in meinem Haus
herum. Und selbst wenn ich zu Hause
herumlaufe, lehne ich mich oft an, oder
ich hebe mein Bein hoch und lege mein
Knie auf einen Stuhl oder ein Bett oder
was auch immer. Ich tue viele
entlastende Dinge, um den Druck von
meinen Beinen zu nehmen.
Wir versuchen, unser Bestes zu tun, um
uns selbst zu pflegen und auf unsere
geistige Gesundheit zu achten. Und das
ist alles, was ich auch von anderen
Menschen verlangen kann. Ich möchte
meine Erfahrungen weitergeben, damit
andere Menschen sich selbst überprüfen
und sehen, wo sie stehen und ob sie sich
mit dem, was sie tun, glücklich und
sicher fühlen. Und wenn es möglich ist,
das zu ändern, was man tun kann. Und
abgesehen davon, ja. Ich hoffe einfach,
dass die Dinge eines Tages viel
friedlicher/konfliktfreier sein werden.
Annie, ich möchte dich abschließend
bitten, über deine Vision für die
Zukunft zu sprechen. Was du für dich
selbst gutes tun möchtest und was
wir tun müssen, um den Dialog
zwischen vielen verschiedenen
Gemeinschaften weiter zu öffnen.
Also, meine Vision ist langfristig
und ich denke für die ganze Welt, und
deshalb war ich froh, dass wir das in
diesem Gespräch für einzelne Personen
genauso wie für die breite Masse geklärt
haben.
Ich hoffe, dass behinderte Menschen
wie ich nicht so empfinden müssen,
dass sie nicht in einer Existenz leben
müssen, in der wir das Gefühl haben,
dass wir im übertragenen Sinne um
Beachtung betteln müssen, sondern
akzeptiert werden wie wir sind:
normal und vielseitig!
https://www.instagram.com/annieelainey/