UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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SIT’N’SKATE
Alltagsrollstühlen sehr viel Glück hatte
und ich gerade erst wieder eine gute
Versorgung bekommen habe.
Aber ein Handbike oder Zuggerät?
Oder eine Adaption um den Rollstuhl
ins Auto zu bekommen? Nein das
müssen sie selbst zahlen, denn damit
würde man ja aus den undefinierten
Nahbereich ausbrechen.
Worauf kommt es an, um den
Rollstuhl auf deine Bedürfnisse
anzupassen?
Grundsätzlich ist es erst mal
wichtig, dass ein Rollstuhl gut
angepasst und ausgemessen ist. Leider
sehe ich häufig viel zu breite
Rollstühle und viel zu passive. Passiv
bedeutet hier vor allem wo die Achse
ist. Ist die Achse unterm Hintern,
dreht der Rollstuhl leichter, kippt aber
auch einfacher. Viele verstehen diese
Einstellung falsch und machen den
Rollstuhl möglichst unkippbar.
Dadurch dreht der Rollstuhl aber
schwer und man kann ihn kaum über
unebene Wege oder gar Kanten
manövrieren.
Für mich persönlich sind dann noch
individuelle Dinge wichtig, wie Farbe,
Style und Akzente. Viele trauen sich
nicht Veränderungen am Rollstuhl zu
machen, aber es kann die Akzeptanz
und die Außenwirkung extrem
verbessern, wenn das Teil auch zu dir
passt.
David, gehen wir noch mal zurück,
in die Zeit, wo du nach einem Sturz
mit der Diagnose
Querschnittlähmung konfrontiert
warst. In der Folgezeit ging es dir
darum, wieder
selbständig/unabhängig zu sein.
Wie hast du dieses Ziel erreichen
können?
Destroying Stereotypes!
Nun mein Unfall war ein
drastisches Ereignis, dass mein Leben
komplett umgekrempelt hat. Die erste
Konfrontation mit der Diagnose hat
mich fertig gemacht. Auch wenn ich
mich stark gegeben habe für meine
Familie und meinen
Freund*innenkreis, so habe ich jeden
Tag in den Schlaf geheult. Den Prozess
der Verarbeitung darf man nicht
unterschätzen und er ist bei jedem
Menschen komplett anders. Ich bilde
mir ein, dass mein großes Glück die
gerade laufenden Paralympics waren.
Dadurch konnte ich mir direkt
attraktiven Sport im Rollstuhl
reinziehen, was ich zuvor nie
wahrgenommen habe und das hat
meine Akzeptanz definitiv positiv
beeinflusst, auch wenn ich nicht direkt
Juhu geschrieben habe.
In der Reha wollte ich vor allem wieder
eins: Selbstständig sein und keine Hilfe
brauchen. Dazu habe ich gelernt mit
dem Rollstuhl über Hindernisse zu
fahren, wie man auf Klo geht und man
sich umsetzt. Dass es mir sogar Spaß
gemacht hat, mein neues Gerät
auszuprobieren hat natürlich auch
geholfen und spätestens seit ich den
Skatepark für mich entdeckt habe, war
die Mobilität im Rollstuhl für mich kein
Problem. Doch ich habe noch lange auch
versucht wieder ein paar Schritte laufen
zu können. Und das ist auch völlig
normal und auch völlig okay. Ich möchte
nur gerne an alle appellieren, das
Laufen nicht immer als höchstes Gut
darzustellen, denn das macht es viel
schwieriger mit der Situation
klarzukommen. Viel wichtiger ist die
Mobilität und ob die am Ende zu Fuß
oder auf Rädern stattfindet, ist
grundsätzlich zweitrangig. Ich habe für
mich irgendwann dann entschieden,
dass der Aufwand, den ich dafür
betreibe, vielleicht irgendwann mal ein
paar Schritte gehen zu können, nicht in