UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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Connewitz“ und „Punkrock Hooliganz“ –
die drei Romane sind eine Hommage an
den Leipziger Stadtteil Connewitz und
seine alternativen Bewohner*innen. 2020
erschien sein Buch „Mayhem live in
Leipzig – Wie ich den Black Metal nach
Ostdeutschland brachte“ im Bookra-
Verlag.
Über das Buch: Dieter »Otze« Ehrlich
war Sänger der legendären Punkband
SCHLEIMKEIM, die er 1980 zusammen
mit seinem Bruder Klaus in Stotternheim
bei Erfurt gegründet hatte. Es kam zu
wenigen, aber legendären Auftritten,
begleitet von Skandalen und
Gefängnisaufenthalten. Nachdem Otze
1998 seinen Vater mit einer Axt
erschlagen hatte, wurde er in eine
psychiatrische Klinik eingewiesen, wo er
2005 unter ungeklärten Umständen ums
Leben kam. Anne und Franks Buch ist
aber auch zum anderen die
Charakterstudie eines Menschen, der
innerlich zerrissen und unangepasst war.
Des Weiteren war und ist ihr Buch auch
der Anlass für Abo Alsleben, Otzes
spannende und extrem verstörende
Lebensgeschichte mit eigenen offenen
Fragen zu klären: Wie konnte das alles
passieren? Wie könnte sein Leben
gelaufen sein? Wie war das mit der Band,
mit der Forensik, den staatlichen
Repressionen? Diese Fragen waren die
Grundlage für Abo Alslebens Roman, eine
reale und fiktive Geschichte zu
verknüpfen. Internetrecherchen zur
Person und zur (Anti)Psychiatrie runden
sein Roman ab. Damit keine Zweifel
aufkommen: Abo Alsleben kannte Otze
nicht, die Musik war nicht die seine. Der
Roman ist keine Biografie. Es ist sein
Versuch, Otzes interessante
Lebensgeschichte in Form eines Romans
niederzuschreiben.
Gesamteindruck:
Um Lügen-Vorwürfe vorzubeugen,
benutzt Abo Alsleben andere, aber
ähnlich klingende Namen. Aus Dieter
‚Otze‘ Ehrlich wird Dietrich „Öse“
Aufrecht, aus SCHLEIMKEIM wird
SCHMEISSKEIM. Was gleich bleibt, sind
die bekannten Fakten Otzes Stationen
vom Punk zum Staatsfeind und zum
eigenen Feind in einem System, in dem
für Otze kein Platz zu sein schien. Abo
Alslebens Protagonist ist Einzelgänger
und Zappelphilipp, der – getrieben vom
Freiheitsdrang und einem rebellischen
Geist – sich in einer widerständigen
Gegenkultur wohler fühlt, als in einem
ungeliebten Beruf und einer sinnlosen
Arbeit. Auf der einen Seite wird im
Roman deutlich, wie der Staat auch das
Private regelte und überwachte, weil das
DDR-Regime Anpassung, Einordnung,
Normerfüllung und ordentliches
Auftreten verlangte und ein Anders Sein
(Kleidung, Auftreten und Musik)
drangsalierte und sanktionierte. Auf der
anderen Seite beschreibt Abo Alsleben
auch die Widerständigkeit und Nischen,
die Punks und Andersdenkende suchten
und fanden. Im letzten Kapitel geht es
Abo Alsleben offenbar auch um eine
deutliche Kritik am System Psychiatrie.
Gefangen und ausgeliefert in einem
System, das den Protagonisten der
Geschichte zugrunde richtet. „Der letzte
Punk“ ist eine fesselnde und in einer von
Selbstzerstörung und Ausgeliefertsein
geprägten Lebensgeschichte, die in einer
einfachen, mitunter klischeehaften
Sprache auch an das Scheitern erinnert,
an das Kaputt machen und Kaputt sein
zwischen DDR von unten und über den
menschlichen Abgrund hinaus.
LOTTA #86
64 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Lotta, Am Förderturm 27, 46049
Oberhausen
www.lotta-magazin.de
Hessen hat ein strukturelles
Problem mit Rassismus und rechter
Gewalt. Der aktuelle Schwerpunkt wirft
einen kritischen Blick auf staatliche
Institutionen, skizziert extrem recht
Vorfälle, liefert Erkenntnisse zu „NSU