UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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SIT’N’SKATE
Behinderung oft auch ein
Armutsgrund. Wobei auch hierzulande
behinderte Menschen gerne arm
gehalten werden, sei es durch
Vermögensregulierung (wenn sie
Sozialleistungen bekommen dürfen sie
nicht sparen…) oder durch geringe
Löhne in Werkstätten. Aber zurück zu
den Hilfsmitteln. Es ist so, dass man
grundsätzlich gut finden kann und
muss, dass man hierzulande keine
teuren Rechnungen für die wirklich
wichtigen und dringend erforderlichen
Sachen befürchten muss. Aber wenn
man dann genauer hinschaut, tun sich
wieder viele Probleme auf. Auf der
einen Seite ist Inklusion und Teilhabe
am Sport in aller Munde und es ist
auch durchaus gesellschaftlich und
politisch gewollt, dass Menschen mit
Behinderung einen Zugang zu Sport
haben. Dass sie dafür aber Hilfsmittel
brauchen, dass dann wiederum nicht.
So bekommt man in Deutschland nur
unter sehr schweren Bedingungen ein
Hilfsmittel wie einen Sportrollstuhl
bezahlt. Nun kann man hier sagen,
dass die Solidargemeinschaft nicht für
die Hobbyausübung eines Einzelnen
aufkommen muss, aber gehen wir
tiefer in die Thematik, so fällt etwas
erschreckenderes auf.
Ich möchte das an zwei kurzen
Beispielen erklären:
Ein Mensch hat einen Unfall, er
bekommt einen Rollstuhl für seinen
Alltag. Dann möchte er gerne Sport
machen, damit er fit und gesund bleibt
und seinen Rollstuhl auch im Alltag
gut bewegen kann. Normalerweise
fördert die Krankenkasse ja sogar die
Sportbestrebungen ihrer
Mitglieder*innen, z. B. mit einer
Smartwatch als Prämie. Aber für
Menschen mit Behinderung sieht das
anders aus. Den Sportrollstuhl
bekommt er nicht bezahlt, mit etwas
Destroying Stereotypes!
Glück springt ein anderer
Kostenträger ein, aber das ist
hochbürokratisch und oft auch sehr
willkürlich und undurchsichtig. Dann
kauft er sich einen Sportrollstuhl,
macht Sport und wird fit und
selbstständig. Dadurch kann er nun
vielleicht wieder besser am Leben
teilhaben, arbeiten gehen und der
Gesellschaft etwas zurückgeben. Da
müsste die Krankenkasse sich freuen
oder? Nun braucht er irgendwann
einen neuen Rollstuhl für den Alltag
und bekommt den natürlich auch
wieder bezahlt. Aber weil er nun ja viel
fitter ist, bekommt er einen deutlich
schlechteren, denn das reiche ja aus,
um die Wegstrecke im sogenannten
nicht näher definierten Nahbereich zu
berollen.
Bsp. 2: Die Geschichte beginnt
gleichermaßen: Mensch, Unfall,
Rollstuhlversorgung, aber diesmal
macht er keinen Sport, lässt sich
vielleicht sogar gehen und
verschlechtert seine Situation
dadurch. Auch er braucht bald einen
neuen Rollstuhl und hier muss die
Krankenkasse nun auf einmal viel
mehr ausgeben, da er sich mit dem
alten Modell kaum noch bewegen
kann.
Es werden also Mehrausgaben
notwendig und es ist toll, dass diese
auch bezahlt werden. Aber ich glaube
fest daran, dass, wenn wir Menschen
ermutigen und unterstützen ein
aktives Leben zu führen, wir unterm
Strich mehr von haben, sowohl im
Geldtopf der Kassen, als auch als
Gesellschaft, was eh viel wichtiger ist
als Geld.
Und so bezahlte ich meine
Skaterollstühle bislang auch selbst,
wobei ich ja fairerweise erwähnen
muss, dass ich mit meinen