UNDERDOG#69
Schwerpunkt: Punk und Behinderung Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
Schwerpunkt: Punk und Behinderung
Unser Schwerpunkt-Thema skizziert zum einen die sogenannte „Cripple Punk-Bewegung“, in der Betroffene Darstellungen von Menschen mit Behinderungen sichtbar machen, die sich nicht nur auf ihrer Beeinträchtigung beziehen.
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meine Jugend und alles, was damit
einhergeht, wieder (er)leben zu können.
»Ich bin durch meine Selbsterfahrung
an den Punkt gelangt, dass man
immer erst die Lebenswirklichkeit
teilen muss, um Dinge zu beurteilen.«
Welche positiven Aspekte hast du
dem Alltag im Rollstuhl bislang
abgewinnen können?
Grundsätzlich würde ich sagen,
dass meine Behinderung mein Leben
weder in eine negative noch in eine
positive Richtung sonderlich beeinflusst
hat. Ich führe einen sehr normalen Alltag,
der sich fast gar nicht von dem
nichtbehinderter Menschen
unterscheidet und weder besser noch
schlechter ist.
Das bedeutet wiederum auch, dass die
positiven Aspekte meines Lebens nicht
von meinem Rollstuhl abhängig sind oder
beeinflusst werden.
Eine Sache gibt es vielleicht auf
persönlicher Ebene. Ich bin durch meine
Selbsterfahrung, dass das Leben mit
einer Behinderung nicht vorbei ist, so wie
ich das in meiner jugendlichen Naivität
annahm, an den Punkt gelangt, dass man
immer erst die Lebenswirklichkeit teilen
muss, um Dinge zu beurteilen.
Nur so ist es möglich zu verstehen und
diese Perspektive hilft mir im Alltag.
Wie hast du dir deine Unabhängigkeit
und Selbständigkeit bewahrt?
Durch einen sehr normalen
Lebenslauf mit dem Willen zur Autonomie
würde ich sagen. Ich bin tatsächlich nach
meinem Unfall sehr bewusst wieder an
meine alte, nicht barrierefreie Schule
zurückgekehrt. Konnte dort durch meine
Freunde, die mich teilweise in jeder
Pause zwischen den Stockwerken hoch
und runter getragen haben, mein Abi in
meiner alten Klasse fertig machen.
Danach war schnell klar, dass ich
studieren möchte, bin mit 19 in meine
erste Studentenbude nach Jena gezogen
und war so zur Selbstständigkeit
gezwungen. Über weitere Stationen wie
New York, Rio und aktuell Hamburg, hat
sich das nie wieder verändert und war so,
wie gesagt, eigentlich ein sehr normaler
Abnabelungsprozess mit Willen zur
Autonomie gegen das Bild des
hilfsbedürftigen Menschen mit
Behinderung.
Fotocredit: Photospokus
In welchen konkreten Momenten
fühltest du dich
diskriminiert/ausgegrenzt?
Das ist ein sehr weites Feld, aber
vielleicht bleiben wir bei der
Kulturlandschaft. Hier ist es nach wie vor