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Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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KULTURTIPP / DEUTSCHLAND<br />
KLASSE<br />
GESELLSCHAFT<br />
Alltag im Blick niederländischer Meister.<br />
Mit Lars Eidinger und Stefan Marx<br />
(1) PIETER DE HOOCH<br />
(1629–1684), Der Lie<strong>be</strong>sbote,<br />
um 1670, Öl auf Leinwand, auf<br />
Holz aufgezogen<br />
(2) LARS EIDINGER (*1976),<br />
Ohne Titel, Paris 2018, C-Print<br />
(3) JAN HAVICKSZ. STEEN<br />
(1626–1679), Herz-Ass,<br />
undatiert Öl auf Leinwand<br />
(4) ADRIAEN BROUWER<br />
(1605/06–1638), Der bittere<br />
Trank, um 1636-1638 Öl auf<br />
Eichenholz<br />
2<br />
3<br />
4<br />
DIE MALEREI ERLEBTE IM 17.<br />
JAHRHUNDERT IN DEN NIE-<br />
DERLANDEN IM ZUGE DER<br />
WIRTSCHAFTLICHEN ENT-<br />
WICKLUNG EINEN GROSSEN<br />
AUFSCHWUNG. DABEI ERFUHR<br />
DIE GENREMALEREI AUF-<br />
GRUND IHRER SEHR REALI-<br />
TÄTSNAH WIRKENDEN DAR-<br />
STELLUNGEN BEI<br />
WOHLHABENDEN BÜRGERN<br />
UND KAUFLEUTEN EINE HOHE<br />
WERTSCHÄTZUNG.<br />
M<br />
it Klasse Gesellschaft widmet<br />
die Hamburger Kunsthalle<br />
einem Kapitel einer der facettenreichsten<br />
Epochen der europäischen<br />
Kunstgeschichte – der<br />
Kunst des holländischen und flämischen<br />
17. Jahrhunderts – und ihren renommiertesten<br />
Vertretern eine umfassende Ausstellung,<br />
in der die <strong>be</strong>iden zeitgenössischen<br />
Künstler Lars Eidinger und Stefan Marx<br />
die Themen und Motive der Alten Meister<br />
mit neuen Ar<strong>be</strong>iten reflektieren. Ausgangspunkt<br />
der mit rund 150 Werken groß angelegten<br />
Schau ist der hochkarätige Bestand<br />
der Hamburger Kunsthalle an Genremalerei<br />
1<br />
niederländischer und flämischer Meister,<br />
die den Schwerpunkt des Sammlungs<strong>be</strong>reiches<br />
Alte Meister der Kunsthalle bildet.<br />
Die Gemälde werden um Zeichnungen und<br />
druckgraphische Ar<strong>be</strong>iten aus dem Kupferstichkabinett<br />
der Kunsthalle e<strong>be</strong>nso ergänzt<br />
wie um ca. 50 <strong>be</strong>deutende Leihga<strong>be</strong>n<br />
aus großen europäischen Museen, darunter<br />
das Rijksmuseum Amsterdam, das Museo<br />
Nacional Thyssen-Bornemisza Madrid, das<br />
Kunsthistorische Museum Wien, das Nationalmuseum<br />
Stockholm, das Kunstmuseum<br />
Basel und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />
München. Rund ein weiteres<br />
Drittel der ausgestellten Ar<strong>be</strong>iten stammt<br />
von dem Zeichner Stefan Marx, der eigens<br />
für die Ausstellung Schriftbilder realisiert<br />
und von Lars Eidinger, von dem Fotografien<br />
und Videoar<strong>be</strong>iten präsentiert werden.<br />
Die Malerei erlebte im 17. Jahrhundert in den<br />
Niederlanden im Zuge der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung einen großen Aufschwung.<br />
Da<strong>be</strong>i erfuhr die Genremalerei aufgrund ihrer<br />
sehr realitätsnah wirkenden Darstellungen<br />
<strong>be</strong>i wohlha<strong>be</strong>nden Bürgern und Kaufleuten<br />
eine hohe Wertschätzung. Unter den<br />
gemalten Alltagsszenen waren ne<strong>be</strong>n den<br />
eleganten, atmosphärischen Interieurs und<br />
familiären Szenen der Delfter Feinmaler um<br />
Johannes Vermeer (1632–1675) und Pieter<br />
de Hooch (1629–1684) e<strong>be</strong>nso die ü<strong>be</strong>rspitzten,<br />
ironischen Schilderungen des bäuerlichen<br />
Milieus und zügellosen Trei<strong>be</strong>ns der<br />
einfachen Leute von Jan Steen (1626–1679)<br />
oder David Teniers (1610–1690) <strong>be</strong>liebt.<br />
In acht Kapiteln entfaltet die Aus-stellung<br />
einen Rundgang von der Darstellung der<br />
Frau und dem Motiv des Briefschrei<strong>be</strong>ns<br />
und –empfangens, ü<strong>be</strong>r die feiernden, trinkenden<br />
und rauchenden Bauern sowie<br />
die Soldaten in ihren Wachstu<strong>be</strong>n und das<br />
Thema Spiele und Zeitvertreib bis zu den<br />
Wissenschaftlern und Quacksal<strong>be</strong>rn sowie<br />
den Winterstücken. Die Schau schließt mit<br />
den Gesellschaftsbildern damals und heute.<br />
Bildrechte: © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford<br />
Bildrechte: © / Foto: Lars Eidinger, © Stockholm, Nationalmuseum, © Städel Museum, Frankfurt a. M.<br />
Eingewo<strong>be</strong>n sind Fotografien<br />
und Videoar<strong>be</strong>iten von<br />
Lars Eidinger (*1976) und<br />
Schriftbilder von Stefan Marx<br />
(*1979). Eidinger hat eine ganz<br />
eigene Affinität zur Kunst<br />
der Alten Meister, mit der er<br />
sich <strong>be</strong>reits u. a. in Theaterar<strong>be</strong>iten<br />
<strong>be</strong>schäftigt hat. Seine<br />
fotografischen Momentaufnahmen<br />
spiegeln ü<strong>be</strong>rwiegend<br />
Alltags<strong>be</strong>obachtungen wider.<br />
Die Ar<strong>be</strong>iten von Stefan Marx<br />
variieren zwischen Komik und<br />
Groteske. Sein Merkmal ist<br />
eine pointierte Schwarz-Weiß-Malerei, die<br />
auf Texten <strong>be</strong>ruht.<br />
Dem häufigen Vorurteil, dass die Kunst der<br />
Alten Meister und ihr Entstehungskontext<br />
nur wenig mit den komplexen Zusammenhängen<br />
und Themen von heute zu tun hat,<br />
möchte Klasse Gesellschaft mit Querverweisen<br />
zwischen den Darstellungen des 17. Jahrhunderts<br />
und den aktuellen gesellschaftskritischen<br />
Fragestellungen des 21. Jahrhunderts<br />
entgegenwirken. Wichtige thematische und<br />
motivische Anknüpfungspunkte sind da<strong>be</strong>i<br />
die inszenierten Darstellungen des niederländischen<br />
Bürgertums des 17. Jahrhunderts<br />
und die Mittel der Kommunikation: Heutige<br />
Motivationen inszenierter Darstellungen<br />
und die damit verbundenen Erwartungen<br />
unterscheiden sich kaum von den Damaligen.<br />
Durch die vermeintlich ungewöhnliche<br />
Gegenü<strong>be</strong>rstellung von scheinbar ganz andersartigen<br />
künstlerischen Positionen von<br />
Stefan Marx und Lars Eidinger entsteht ein<br />
größerer Kontext und ein spannender Dialog,<br />
der neue Blicke und Sichtweisen auf die<br />
Kunst der Alten Meister ermöglicht. Klasse<br />
Gesellschaft spannt so einen ungewöhnlich<br />
neuartigen Bogen vom 17. Jahrhundert in die<br />
heutige Zeit, deckt ü<strong>be</strong>rraschende Parallelen<br />
auf und stößt eine Diskussion kontroverser<br />
Themen an.<br />
FACTS<br />
HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
Ausstellung<br />
KLASSE GESELLSCHAFT<br />
Alltag im Blick niederländischer Meister.<br />
LAUFZEIT:<br />
26. Novem<strong>be</strong>r 2021 bis 27. März 2022<br />
AUSSTELLUNGSSTANDORT:<br />
Glockengiesserwall 5,<br />
20095 Hamburg,<br />
Deutschland<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel. +49 40 428131 - 200<br />
Mail: info@hamburger-kunsthalle.de<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Mo: geschlossen<br />
Di – So: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Do: 10.00 – 21.00 Uhr<br />
www.hamburger-kunsthalle.de<br />
twitter.com/kunsthallehh<br />
facebook.com/HamburgerKunsthalle<br />
instagram.com/hamburger.kunsthalle<br />
134 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 135