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Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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KULTURTIPP / WIEN<br />
Inspiriert von der damaligen<br />
Lie<strong>be</strong>spoesie und Literatur<br />
schufen Tizian und<br />
seine Zeitgenossen poetisch-erotische,<br />
idealisierte Frauenbildnisse.<br />
Sie werden wegweisend<br />
für die europäische Malerei<br />
der nachfolgenden Jahrhunderte.<br />
Die Schau <strong>be</strong>leuchtet das venezianische<br />
Frauenbild vor dem<br />
Hintergrund der Ideale und Gesellschaftsverhältnisse<br />
des 16.<br />
Jahrhunderts. In Tizians Frauenbildern<br />
geht es um die Zelebration<br />
der Frau als großartigstes<br />
Thema des Le<strong>be</strong>ns, der Lie<strong>be</strong> und<br />
der Kunst.<br />
DIE FRAU ALS THEMA IN<br />
MALEREI UND LITERATUR<br />
Tizians<br />
FRAUENBILD<br />
„TIZIANS FRAUENBILD“ KONZENTRIERT SICH ANHAND VON MEHR ALS<br />
60 GEMÄLDEN AUS INTERNATIONALEN SAMMLUNGEN SOWIE AUS DEM<br />
EIGENEN BESTAND AUF DIE DARSTELLUNG DER FRAU IM ŒUVRE DES<br />
VENEZIANISCHEN MEISTERS TIZIAN UND SEINER ZEITGENOSSEN.<br />
TIZIAN (UM 1488–1576),<br />
Junge Frau <strong>be</strong>i der<br />
Toilette, um 1515, Musée<br />
du Louvre, Département<br />
des Peintures, Paris<br />
© RMN-Grand Palais (musée du<br />
Louvre) / Franck Raux<br />
renoviert<br />
und erweitert<br />
Berggasse 19, 1090 Wien<br />
www.freud-museum.at<br />
Die Prominenz der Frau in der<br />
Malerei Venedigs im 16. Jahrhundert<br />
hat vielerlei Ursachen, etwa<br />
die politisch-soziale Struktur der<br />
Serenissima, die der Frau <strong>be</strong>züglich<br />
der Mitgift und des Er<strong>be</strong>s eigene<br />
Rechte zugestand, oder das<br />
kulturell aufgeschlossene und<br />
internationale Klima der Stadt:<br />
Einflussreiche Verlage zogen<br />
namhafte Poeten und Humanisten<br />
an – darunter Pietro Bembo,<br />
Sperone Speroni und Ludovico<br />
Dolce ‒, die in ihren Schriften der<br />
Frau und der Lie<strong>be</strong> <strong>be</strong>sondere<br />
Aufmerksamkeit schenkten. Den<br />
entscheidenden Anstoß in der<br />
visuellen Umsetzung gab Tizian,<br />
der <strong>be</strong>deutendste Maler, den die<br />
Stadtrepublik je hervorbrachte.<br />
NEUE FORSCHUNG – NEUE<br />
DEUTUNGEN<br />
Lange Zeit dachte man, dass<br />
Frauen, die Tizian mit Blick<br />
auf den Betrachter – oder noch<br />
schlimmer: mit entblößter oder<br />
hal<strong>be</strong>ntblößter Brust – malte, nur<br />
Kurtisanen gewesen sein können.<br />
Neu herangezogene Quellen<br />
ge<strong>be</strong>n ein differenzierteres Bild<br />
der Blicke und Gesten in Bildern<br />
des 16. Jahrhunderts: So sieht<br />
die aktuelle Forschung hier vielmehr<br />
die symbolische Öffnung<br />
des Herzens für den künftigen<br />
Ehepartner, mit der die Braut in<br />
die Heirat einwilligt. Solchen und<br />
ähnlichen Deutungsverschiebungen<br />
sind die Ausstellungsmacherinnen<br />
auf der Spur.<br />
FRAUEN FORDER(TE)N<br />
ANERKENNUNG<br />
Die neue, erhöhte Aufmerksamkeit<br />
durch Maler, Humanisten<br />
und Poeten <strong>be</strong>einflusste auch die<br />
Le<strong>be</strong>ns<strong>be</strong>dingungen der realen<br />
Frauen Venedigs im 16. Jahrhundert,<br />
wo<strong>be</strong>i die spezifische Gestalt<br />
der Stadt, die sogenannte forma<br />
urbis, deren Vernetzung und<br />
den Austausch zwischen unterschiedlichen<br />
sozialen Schichten<br />
förderte. Die Schriftstellerinnen<br />
unter ihnen forderten in ihren<br />
Schriften größere Anerkennung<br />
ihrer Fähigkeiten und gleichen<br />
Zugang zu höherer Bildung wie<br />
die Männer und leisteten damit<br />
eine <strong>be</strong>deutende Vorar<strong>be</strong>it für<br />
die Gleichstellung der Frau: ein<br />
Thema, das global gesehen heute<br />
wieder stark in den Fokus rückt.<br />
FACTS<br />
KUNSTHISTORISCHES<br />
MUSEUM WIEN<br />
Tizians Frauenbild<br />
LAUFZEIT:<br />
5. Okt. 2021 – 16. Jan. 2022<br />
INFORMATIONEN:<br />
Tel.: +43 1 525 24 - 0<br />
Mail: info@khm.at<br />
facebook.com/KHMWien<br />
instagram.com/kunsthistorischesmuseumvienna<br />
www.khm.at<br />
STANDORT:<br />
Maria-Theresien-Platz,<br />
1010 Wien<br />
ÖFFNUNGSZEITEN:<br />
Täglich: 10.00 – 18.00 Uhr<br />
Bildrechte: © KHM-Museumsverband<br />
Wahrheitssadist*<br />
* Stefan Zweig, 1931<br />
140 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 141