Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
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ART INTERVIEW<br />
Die Struktur wird raumbildend. Ein<br />
Platz auf 2 E<strong>be</strong>nen in der Mitte des<br />
Flusses bietet Raum für Aktivitäten<br />
auf der Brücke, stellt die Nähe zum<br />
Wasser her. Gleichzeitig erlaubt das erhöhte<br />
Niveau einen Rundumblick auf<br />
das nach Osten und Westen sehr unterschiedliche<br />
Stadtpanorama.<br />
Wie sehr <strong>be</strong>einflusst der Ort, an dem<br />
ein Bauwerk entstehen soll Deinen<br />
architektonischen Zugang zu diesem<br />
Projekt? Wie weit bist Du <strong>be</strong>reit in<br />
den Status Quo einzugreifen?<br />
Auch wenn ich versuche, die Bauwerke<br />
in die Landschaft einzubinden, stellen<br />
die Brücken durch ihre exponierte Position<br />
eine Landmarke dar. Mehr als Gebäude<br />
bilden Brücken das strukturierende<br />
Gerüst der Stadt. Sie werden von<br />
allen genutzt und ha<strong>be</strong>n einen hohen<br />
Identifikationscharakter. Die Gestalt der<br />
Brücken ist deshalb von <strong>be</strong>sonderem<br />
„Für Menschen zu planen ist<br />
die Essenz! Das Erzeugen<br />
von positiven Emotionen,<br />
Erstaunen erwecken,<br />
Gefühle zu provozieren. In<br />
unserer von digitalen<br />
Bildern geprägten Welt kann<br />
Architektur Halt ge<strong>be</strong>n.“<br />
Die neue VERKAUFS- UND<br />
FINANZZENTRALE und der<br />
<strong>be</strong>stehende „Blaue Turm“<br />
bilden gemeinsam das Portal<br />
zum Betriebsgelände der<br />
voestalpine: zwei zueinander<br />
komplementäre Baukörper<br />
als symbolisches Abbild der<br />
sich ergänzenden Einheiten.<br />
Diese FUSSGÄNGERBRÜCKE<br />
verbindet die Orte von<br />
Mantes-la-Jolie und Limay.<br />
Unser Gebäude steht am Rand des<br />
Areals. Das Parkdeck im Untergeschoss<br />
nutze ich für einen üppigen Garten.<br />
Dieser Bereich dient den Ar<strong>be</strong>itern als<br />
Ausgleich zur harten Umgebung der<br />
Produktion. Gleichzeitig ver<strong>be</strong>ssern die<br />
Pflanzen wesentlich die Luftqualität.<br />
Dies ermöglicht uns, natürlich <strong>be</strong>lüftete<br />
Büroräume vorzusehen. Natürliches<br />
Licht ist ein weiterer wesentlicher Faktor<br />
für das Wohl<strong>be</strong>finden. Wir als Architekten<br />
sind heute immer mehr aufgefordert,<br />
konkrete ökologische Aspekte <strong>be</strong>i<br />
der Planung zu <strong>be</strong>rücksichtigen. Das<br />
Umwelt<strong>be</strong>wusstsein ist gesellschaftlich<br />
präsent. In dieser Hinsicht ist das Gebäude<br />
zukunftsweisend: die sichtbaren<br />
Betondecken tragen durch ihre Masse<br />
zum guten Raumklima <strong>be</strong>i und erlau<strong>be</strong>n,<br />
die Raumhöhe zu optimieren, die<br />
modulare Raumanordnung und sichtbare<br />
Leitungsführung bieten maximale<br />
Flexibilität. Der außen liegende mobile<br />
Sonnenschutz passt die Gebäudehülle<br />
an die Notwendigkeiten an, er schützt<br />
vor Ü<strong>be</strong>rhitzung und erlaubt gleichzeigesellschaftlichen<br />
Wert. Brücken, ins<strong>be</strong>sondere<br />
Fußgängerbrücken bieten<br />
die Möglichkeit, zeitgemäße Konzepte<br />
mit Hilfe modernster technischer Mittel<br />
umzusetzen. Der Symbolwert des Ausdrucks<br />
des Bauwerks in Symbiose mit<br />
unserer Zeit ist mir <strong>be</strong>sonders wichtig.<br />
Hat Architektur tatsächlich nur dem<br />
Menschen zu dienen und wenn ja,<br />
wie lässt sich dies seitens des Architekten<br />
am <strong>be</strong>sten gewährleisten?<br />
Für Menschen zu planen ist die Essenz!<br />
Das Erzeugen von positiven Emotionen,<br />
Erstaunen erwecken, Gefühle zu provozieren.<br />
In unserer von digitalen Bildern<br />
geprägten Welt kann Architektur Halt<br />
ge<strong>be</strong>n. Der konkrete Aspekt der Architektur<br />
ist komplementär zur virtuellen<br />
Realität. Räume können Atmosphäre<br />
schaffen, durch Raumproportionen,<br />
Lichtstimmung, O<strong>be</strong>rflächen. Sie können<br />
das Wohl<strong>be</strong>finden <strong>be</strong>einflussen.<br />
Wir sprechen jetzt von Architektur im<br />
Allgemeinen, müssen jedoch klar differenzieren,<br />
um welche <strong>Art</strong> von Gebäude<br />
es sich handelt. Ein Wohnraum, der<br />
jeden Tag genutzt wird, ein Büro oder<br />
eine Schule stellen andere Ansprüche<br />
als ein Ausstellungsraum, ein Museum<br />
oder ein sakraler Raum.<br />
Ne<strong>be</strong>n Deinen zahllosen Brücken<br />
hast Du a<strong>be</strong>r auch in anderen Sparten<br />
viel <strong>be</strong>achtete Projekte umgesetzt,<br />
so <strong>be</strong>ispielsweise 2009 die Verkaufsund<br />
Finanzzentrale der voestalpine<br />
Stahl GmbH in Linz. Wie entsteht<br />
die Vision zu einem so einzigartigen<br />
Bauwerk. Mich <strong>be</strong>eindruckt an diesem<br />
Gebäude, dass es eindeutig in<br />
die Zukunft zu weisen scheint. War<br />
diese Botschaft gewollt?<br />
Das Eingangsgebäude an diesem von<br />
der industriellen Tätigkeit, den faszinierenden<br />
Hochöfen, geprägten Areal<br />
zu entwerfen, ist eine spezielle Herausforderung.<br />
Die Dimensionen der Anlagen<br />
sind <strong>be</strong>eindruckend, a<strong>be</strong>r auch<br />
gleichzeitig problematisch durch die<br />
Umwelteinflüsse, Lärm, Emissionen.<br />
tig den Eintrag von natürlichem Licht<br />
tief in die Räume. Die sich zur Fassade<br />
verjüngenden Decken und die bis an<br />
den Deckenrand grenzenden Fenster<br />
verstärken diesen Effekt.<br />
Wir zelebrieren auch den Ort: eine<br />
großzügige mit Holz gedeckte Terrasse<br />
im o<strong>be</strong>rsten Geschoss erweitert die<br />
hier angeordneten Besprechungsräume.<br />
Von hier aus ist der Blick auf das<br />
Industrieareal und die Stadtsilhouette<br />
wunderbar.<br />
Die große Auskragung ü<strong>be</strong>r dem Eingangs<strong>be</strong>reich<br />
schafft einen geschützten<br />
öffentlichen Raum, eine Willkommensgeste,<br />
die sich in ihrer Größe auf<br />
das Umfeld <strong>be</strong>zieht.<br />
Wenn Du es Dir aussuchen kannst,<br />
welchen Projekten und vor allem<br />
welchen Bauherren würdest Du dann<br />
den Vorrang ge<strong>be</strong>n?<br />
Das ist ein wichtiges Thema. Der architektonische<br />
Anspruch muss mit dem<br />
Auftragge<strong>be</strong>r geteilt werden. Auch<br />
wenn die Ü<strong>be</strong>reinstimmung nicht<br />
selbstverständlich ist, ist es notwendig,<br />
gemeinsam im Sinn des Projektes und<br />
der architektonischen Qualität zu ar<strong>be</strong>iten.<br />
Es entstehen enge persönliche<br />
Beziehungen, wo<strong>be</strong>i das gegenseitige<br />
Vertrauen wesentlich ist.<br />
Deine Frau und Du le<strong>be</strong>n ja nun <strong>be</strong>reits<br />
seit knapp 30 Jahren in Paris,<br />
was hat Euch dazu <strong>be</strong>wogen, Österreich<br />
den Rücken zu kehren?<br />
Inzwischen sind es <strong>be</strong>reits 32 Jahre. In<br />
der Zeit, als wir nach Paris kamen, war<br />
Architektur als gesellschaftlich wesentliches<br />
Thema in Österreich selten,<br />
in Frankreich omnipräsent. Das ha<strong>be</strong>n<br />
vor allem die Projekte der Präsidenten,<br />
Pompidou und vor allem Mitterrand,<br />
vorgege<strong>be</strong>n. Die lokalen Politiker zogen<br />
mit. Architektur als politische<br />
Verantwortung, die Gestaltung des Le<strong>be</strong>nsraumes<br />
als politisches Statement<br />
64 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
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HERBST/WINTER 2021 AQ 65