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Art Quarterly - Luxury can be Art

Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.

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ART TOPIC<br />

dass ich, als mein Bausparvertrag fällig wurde, das Geld daraus<br />

für meinen ersten Kunstkauf verwendete.<br />

Was genau war das allererste Stück in Ihrer Sammlung?<br />

Amüsanterweise handelte es sich da<strong>be</strong>i ausgerechnet um<br />

ein Liegenschaftsbild, was vielleicht ein frühes Omen war.<br />

Es ist ein impressionistisches Ölgemälde einer mehr oder<br />

weniger völlig un<strong>be</strong>kannten Künstlerin namens Marie Riol<br />

das bis heute in meinem Schlafzimmer hängt. Ich ha<strong>be</strong> mich<br />

später dann ein wenig schlaugemacht und herausgefunden,<br />

dass diese Künstlerin nur sehr wenige Werke geschaffen hat,<br />

wo<strong>be</strong>i mich sehr freut, dass meines mit Abstand das Beste<br />

ist. (lacht)<br />

Ha<strong>be</strong>n Sie das Gemälde im Kunsthandel oder von privat<br />

erwor<strong>be</strong>n?<br />

Ich ha<strong>be</strong> es im Dorotheum erstanden. Ü<strong>be</strong>rhaupt kaufe ich<br />

sehr gerne auf Auktionen, was in den letzten Jahren auch<br />

durch die Möglichkeit online teilzunehmen, wesentlich erleichtert<br />

wurde. Natürlich muss man auch hier auf gewisse<br />

Marktkriterien eingehen, <strong>be</strong>ispielsweise<br />

daran, dass der Kunstmarkt<br />

mittlerweile eng an den Finanzmarkt<br />

gekoppelt ist. So ha<strong>be</strong> ich<br />

2009 <strong>be</strong>i der Frühjahrsauktion eine<br />

Unmenge an Bildern gekauft, da<br />

diese damals krisen<strong>be</strong>dingt unglaublich<br />

günstig zu ha<strong>be</strong>n waren.<br />

Später ha<strong>be</strong> ich mich dann manchmal<br />

noch darü<strong>be</strong>r geärgert, nicht<br />

noch mehr gekauft zu ha<strong>be</strong>n, als<br />

ich gesehen ha<strong>be</strong>, wie sich die Preise<br />

wieder erholt ha<strong>be</strong>n. A<strong>be</strong>r ich<br />

denke auch, dass es eine wichtige<br />

Charaktereigenschaft ist, die eigene<br />

Gier in ihre Schranken weisen<br />

zu können. Ich denke, dass sobald man salopp gesagt, zu geil<br />

auf eine Sache ist, man die eigene Vernunft auszublenden <strong>be</strong>ginnt.<br />

Wenn man zu viel Emotion mit in die Auktion nimmt,<br />

dann ist e<strong>be</strong>n kein Platz mehr für die Ökonomie und ich bin<br />

ein Fan des annähernden Gleichgewichts der <strong>be</strong>iden.<br />

Kommen wir zu einer meiner Lieblingsfragen an Kunstsammler:<br />

Ha<strong>be</strong>n Sie noch genügend Wände, um Ihre<br />

Sammlung zu zeigen?<br />

Ja, und das nicht zuletzt darum, weil ich ständig europaweit<br />

neue Niederlassungen aufsperre und mir somit die Wände<br />

nicht ausgehen. Ich bin ein erklärter Feind von Kunstwerken,<br />

die in irgendwelchen Depots gelagert werden und dort<br />

vor sich hinvegetieren. Ich vertrete die Ansicht, dass Kunst<br />

gezeigt und gesehen gehört, daher verteilt sich meine Sammlung<br />

auf meine privaten Räumlichkeiten e<strong>be</strong>nso wie auf<br />

sämtliche meiner Büroräumlichkeiten, vom Empfang ü<strong>be</strong>r<br />

die weitläufigen Gänge bis zu den Büros der Makler und der<br />

IT, ü<strong>be</strong>rall werden Sie Kunst finden und das ist gut so. (lacht)<br />

Ich muss a<strong>be</strong>r auch zuge<strong>be</strong>n, dass das nicht immer so war,<br />

denn in den frühen Jahren meiner Sammlerleidenschaft ha<strong>be</strong><br />

ich tatsächlich mit meinen Bildern wie ein Kunst-Messie<br />

„Ich bin ein erklärter<br />

Feind von Kunstwerken,<br />

die in irgendwelchen<br />

Depots gelagert werden<br />

und dort vor sich<br />

hinvegetieren. Ich<br />

vertrete die Ansicht,<br />

dass Kunst gezeigt und<br />

gesehen gehört.“<br />

gelebt, die Bilder sind hintereinander an die Wände gelehnt<br />

gewesen und ich ha<strong>be</strong> als mein eigener Kurator immer wieder<br />

ein anderes nach vorne geholt. Aus dieser Zeit ha<strong>be</strong> ich<br />

a<strong>be</strong>r auch die Ü<strong>be</strong>rzeugung gewonnen, dass Bilder nicht un<strong>be</strong>dingt<br />

an Wänden hängen müssen, sie können auch ganz<br />

einfach im Raum oder auf Mobiliar stehen und trotzdem den<br />

Betrachter voll und ganz in ihren Bann ziehen.<br />

Trennen Sie sich auch hin und wieder von Kunstwerken,<br />

<strong>be</strong>ispielsweise wenn deren Marktwert seit ihrem Ankauf<br />

extrem gestiegen ist?<br />

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich bis zum heutigen Tage<br />

kein einziges Kunstwerk jemals wieder verkauft ha<strong>be</strong>. Ich bin<br />

e<strong>be</strong>n ein Kunsthändler, wenn es um Zinshäuser geht, a<strong>be</strong>r<br />

e<strong>be</strong>n kein Kunsthändler im klassischen Sinn. Auch wenn, wie<br />

<strong>be</strong>ispielsweise im Fall von Rudolf Polanszky, meine Ankäufe<br />

mittlerweile eine Wertsteigerung um ein Vielfaches erfahren<br />

ha<strong>be</strong>n, kann mich dies nicht zum Verkauf <strong>be</strong>wegen. Ich kaufe<br />

ja, weil mir die Werke gefallen und nicht etwa weil ich mit deren<br />

positiver Preisentwicklung spekuliere. Für mich ist Kunst<br />

ganz klar viel mehr als nur eine Form von gebundenem Kapital,<br />

sie ist für mich Inspiration<br />

und Freude und das möchte ich mir<br />

auch erhalten.<br />

Gibt es auch den einen oder anderen<br />

Favoriten in ihrer Sammlung,<br />

wo sie mittlerweile auch<br />

den Künstler persönlich kennengelernt<br />

ha<strong>be</strong>n?<br />

Ein Künstler, den ich ganz <strong>be</strong>sonders<br />

wertschätze, ist der in Kärnten<br />

le<strong>be</strong>nde Gerhard Fresacher,<br />

von dem ich mittlerweile mehrere<br />

Ar<strong>be</strong>iten erwor<strong>be</strong>n ha<strong>be</strong> und dessen<br />

Karriere mich auch persönlich<br />

sehr fasziniert, da dieser Mensch tatsächlich interdisziplinär<br />

Kunst erschafft, ganz gleich ob im Bereich seiner Gemälde,<br />

der seiner spannenden Skulpturen oder wie etwa mit seinem<br />

aktuellen Großprojekt der Ingeborg-Bachmann-Kuppel, alles,<br />

was dieser Mensch in die Welt bringt, ist tatsächlich ganz<br />

große Kunst. Und was ich e<strong>be</strong>nfalls <strong>be</strong>wundere, ist, wie ungemein<br />

geerdet dieses Multitalent geblie<strong>be</strong>n ist und wie wenig<br />

er um seine eigene Person Aufsehen macht.<br />

Wie möchten Sie Ihre Sammlung in den kommenden<br />

Jahren noch weiter ausbauen?<br />

Im Vordergrund <strong>be</strong>i meiner Sammlung steht ja immer der<br />

Gedanke, dass die Werke mich persönlich ansprechen und<br />

dass ich in ihnen einen künstlerischen Diskurs erkennen<br />

kann. Das wird mit Sicherheit auch so blei<strong>be</strong>n. Nachdem ich<br />

auch zukünftig nicht vorha<strong>be</strong>, Kunstwerke weiter zu verkaufen,<br />

wird die Sammlung e<strong>be</strong>nso schnell expandieren wie<br />

unsere Firma, die es ja mittlerweile auf bald 10 erfolgreiche<br />

europäische Niederlassungen bringt und ü<strong>be</strong>rall in diesen<br />

Niederlassungen freuen sich meine Mitar<strong>be</strong>iter e<strong>be</strong>nso wie<br />

unsere Kunden darü<strong>be</strong>r, an den Wänden gute und spannende<br />

Kunst entdecken zu können.<br />

78 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />

www.art-quarterly.com<br />

HERBST/WINTER 2021 AQ 79

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