Art Quarterly - Luxury can be Art
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Art Quarterly ist ein Magazin für alle Kunst- und Kulturliebhaber. Neben zahlreichen Informationen über die aktuelle Kunstszene und den zurzeit laufenden Ausstellungen in Österreich und Deutschland präsentieren wir Ihnen auch immer die aktuellen Top-Beauty-Trends.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ART ANNIVERSARY<br />
Vermächtnis<br />
Museen als Orte der sinnlichen<br />
Erfahrung und der intellektuellen<br />
Vertiefung – nicht zuletzt<br />
im Sinne einer historischen<br />
Bildung – stellen unverzichtbare<br />
Parameter des gesellschaftlichen<br />
Le<strong>be</strong>ns dar. Sie<br />
schärfen den Blick jedes*r<br />
einzelnen Besucher*in auf die<br />
Welt, fördern Diskurs und<br />
Kommunikation und tragen<br />
zentral zur Identitätsbildung<br />
einer Stadt wie eines Landes<br />
<strong>be</strong>i. Das Leopold Museum, welches<br />
heuer sein 20-jähriges<br />
Jubiläum <strong>be</strong>geht, hat es als<br />
junge Institution innerhalb<br />
weniger Jahre geschafft, internationale<br />
Strahlkraft zu entwickeln.<br />
Diese Anerkennung<br />
schlug sich sowohl in Fachkreisen<br />
wie auch <strong>be</strong>i einer breiten<br />
Öffentlichkeit mit großer<br />
Begeisterung nieder.<br />
Text: HANS-PETER WIPPLINGER<br />
ABBILDUNG:<br />
Museumsdirektor<br />
Hans-Peter Wipplinger<br />
vor Gustav Klimts<br />
Gemälde Tod und Le<strong>be</strong>n,<br />
1910/11, Montage AQ<br />
Foto: Leopold Museum, Wien/<br />
Ouriel Morgensztern<br />
Ne<strong>be</strong>n der Familie Leopold ist es<br />
weitsichtigen und kunstsinnigen Entscheidungsträger*innen<br />
der Republik<br />
Österreich mit Unterstützung der<br />
Österreichischen Nationalbank zu verdanken,<br />
die Chance ergriffen zu ha<strong>be</strong>n,<br />
ein Museum für dieses kulturelle Er<strong>be</strong><br />
zu errichten. Damit wurde die Grundeines<br />
kulturellen<br />
ERBES<br />
20 JAHRE LEOPOLD MUSEUM<br />
Diese außerordentliche Erfolgsgeschichte<br />
<strong>be</strong>gann<br />
freilich viele Jahrzehnte,<br />
<strong>be</strong>vor die gemeinnützige<br />
Leopold Museum Privatstiftung<br />
im Jahr 1994 durch die großzügige<br />
Einbringung von rund 5.500<br />
Exponaten durch das Sammlerpaar Rudolf<br />
und Elisa<strong>be</strong>th Leopold gegründet<br />
wurde, und zwar zu jenem Zeitpunkt,<br />
als der visionäre und leidenschaftliche<br />
Sammler Rudolf Leopold im Jahr 1950<br />
<strong>be</strong>gann, mit Weitsicht und Courage<br />
den Grundstein der Sammlung zu legen.<br />
Ü<strong>be</strong>r die Dezennien hinweg ist<br />
das Sammlungskonvolut bis zur Stiftungsgründung<br />
in staunenswerte qualitative<br />
wie quantitative Dimensionen<br />
angewachsen und eine der international<br />
renommiertesten Sammlungen entstanden,<br />
die sich vom Biedermeier ü<strong>be</strong>r<br />
den Stimmungsexpressionismus, von<br />
der Secessionskunst und dem Expressionismus<br />
bis hin zur gegenstands<strong>be</strong>tonten<br />
Malerei der Neuen Sachlichkeit<br />
erstreckt.<br />
lage für die erfolgreichste Public-Private<br />
Partnership im Kultur<strong>be</strong>reich dieses<br />
Landes geschaffen. Die Allianz aus<br />
bürgerlichem Engagement der Familie<br />
Leopold und dem visionären Handeln<br />
der politischen Entscheidungsträger*innen<br />
als Anwält*innen des Gemeinsinns<br />
stellt somit die Basis dafür dar, dass diese<br />
herausragende Privatsammlung für<br />
Österreich gesichert und der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden konnte.<br />
Ne<strong>be</strong>n Egon Schiele als Kristallisationsfigur<br />
der Sammlung, von dem Rudolf<br />
Leopold die weltweit größte und <strong>be</strong>deutendste<br />
Kollektion zusammenstellte und<br />
damit den Ruhm des Hauses wesentlich<br />
<strong>be</strong>gründete, sammelte er Meisterwerke<br />
zahlreicher Exponent*innen des<br />
sogenannten Wien um 1900. Sie bieten<br />
einen kunsthistorischen Bezugsrahmen<br />
der österreichischen Kunst der zweiten<br />
Hälfte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts.<br />
Darunter Ar<strong>be</strong>iten von Hans<br />
Makart, Gustav Klimt, Koloman Moser,<br />
Richard Gerstl, Oskar Kokoschka, Alfred<br />
Kubin, Anton Kolig, Albin Egger-Lienz<br />
oder etwa Her<strong>be</strong>rt Boeckl, denen eine<br />
breitere Repräsentanz in der Sammlung<br />
eingeräumt wurde. Das 19. Jahrhundert<br />
wiederum ist mit wesentlichen Werken<br />
von Friedrich Gauermann, Ferdinand<br />
Georg Waldmüller, Emil Jakob Schindler,<br />
Anton Romako, Olga Wiesinger-Florian<br />
oder Marie Egner umfassend vertreten.<br />
DER DIREKTOR<br />
Seit Juni 2015 ist Hans-Peter<br />
Wipplinger museologischer<br />
Direktor des Leopold<br />
Museum, wo er u. a.<br />
Retrospektiven zu Wilhelm<br />
Lehmbruck (2016), Ferdinand<br />
Hodler (2017), Zoran Mušic<br />
(2018) und Richard Gerstl<br />
(2019) sowie die<br />
Dialogausstellung Carl<br />
Spitzweg — Erwin Wurm.<br />
Köstlich! Köstlich? (2017) und<br />
die Neupräsentation Wien<br />
1900. Aufbruch in die Moderne<br />
(2019) kuratierte. Im Okto<strong>be</strong>r<br />
2020 wurde er für weitere fünf<br />
Jahre als Direktor des Leopold<br />
Museum <strong>be</strong>stellt.<br />
54 AQ HERBST/WINTER 2021 www.art-quarterly.com<br />
www.art-quarterly.com<br />
HERBST/WINTER 2021 AQ 55