Hessischer Verwaltungsgerichtshof 6. Senat Brüder-Grimm ... - ippnw
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Rechtsanwältin Wiltrud Rülle-Hengesbach Märkische Str. 56-58, 44141 Dortmund<br />
Seite: 129<br />
12.2 Die Zerstörungen am Primärsystem aufgrund eines<br />
Flugzeugabsturzes können so umfangreich sein, dass<br />
selbst dann, wenn die Sicherheitssysteme noch funktionieren,<br />
eine Kühlung des Reaktorkerns nicht mehr möglich<br />
ist. Dies ist bei großen Zerstörungen an den Rohrleitungen<br />
des Primärkühlkreislaufes oder am Reaktordruckbehälter<br />
vorstellbar. Selbst wenn unter diesen Umständen<br />
das Notkühlsystem Kühlwasser in den Primärkreis<br />
einspeist, kann dieses Kühlwasser dann möglicherweise<br />
nicht mehr zum Reaktorkern gelangen, um diesen zu kühlen<br />
[Greenpeace/Helmut Hirsch 2001, Gefährdung deutscher<br />
Atomkraftwerke durch den Absturz von Verkehrsflugzeugen,<br />
S. 8]:<br />
„Bei großen Zerstörungen an den Rohrleitungen<br />
des Kühlkreislaufes oder am Reaktordruckbehälter<br />
selbst wäre es auch unerheblich, wenn die<br />
Notkühlsysteme noch funktionierten, da keine<br />
Möglichkeiten für wirksames Einspeisen mehr<br />
bestehen. Dieser Fall führt somit in kurzer Zeit –<br />
innerhalb einer Stunde – zum Schmelzen des Reaktorkerns.<br />
(…) In allen Risikostudien wird ein<br />
solches Szenario – Kernschmelze bei offenem<br />
Containment – als die schlimmste denkbare Kategorie<br />
angesehen. Es führt zu besonders großen<br />
und besonders raschen Freisetzungen.“<br />
12.3 Trifft ein Flugzeug beispielsweise primär das nur wenig geschützte<br />
Maschinenhaus, dann kann es zur zweiten großen<br />
Unfallkategorie, einer so genannten Transiente kommen.<br />
Hierbei entsteht ein Ungleichgewicht zwischen der gewaltigen<br />
Wärmeerzeugung im Reaktorkern und einer gestörten<br />
Wärmeabfuhr über den Primär- und Sekundärkreislauf.<br />
Zur Beherrschung von Transienten ist eine funktionierende<br />
Speisewasserversorgung erforderlich. Versagt die Speisewasserversorgung<br />
aufgrund der Zerstörungen, dann<br />
kommt es zur Kernschmelze.<br />
Die unzureichende räumliche Trennung der Sicherheitssysteme<br />
in Biblis B trägt hierbei erheblich zu einem erhöhten<br />
Risiko bei [GRS 1990, Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke,<br />
Verlag TÜV Rheinland, S. 214 f. und 423].