Kleine Einführung in die Astronavigation und Astronomie 1 Einleitung
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verschobene Kulm<strong>in</strong>ationsparabel<br />
h − Hkulm = − 1 ′ cπ �t − tkulm<br />
96 1m �2 tkulm =ttrans + 0m · 8 � dδ/dt<br />
cπ 1 ′ /1h Hkulm =Htrans +<br />
1 ′<br />
150cπ<br />
�<br />
� dδ/dt<br />
1 ′ /1 h<br />
app<br />
� 2<br />
app<br />
(8.36)<br />
Bei dδ/dt app = 10 ′ /1 h verschiebt sich <strong>die</strong> Kulm<strong>in</strong>ation um tkulm − ttrans = 2 m · 5. Innerhalb des ∼ 5 m<br />
Intervals um <strong>die</strong> Zeit ttrans des Transits fällt <strong>die</strong>ser kle<strong>in</strong>e Zeitunterschied also nicht sonderlich auf. Auch<br />
<strong>die</strong> Höhe der Kulm<strong>in</strong>ation erhöht sich kaum messbar um Hkulm − Htrans = 1.3 ′′ <strong>und</strong> ist wegen der flachen<br />
Bahn <strong>in</strong> der Nähe der Kulm<strong>in</strong>ation vollkommen vernachlässigbar.<br />
Auch wenn <strong>die</strong> Kulm<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten anhält, sollten wir tkulm vorrausberechnen, damit wir<br />
sie nicht verpassen. Nehmen wir an, wir stehen um t0 bei der Länge λ0 <strong>und</strong> Breite ϕ <strong>und</strong> machen e<strong>in</strong>e<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit v mit Kurs KüG. Dann verändern sich <strong>die</strong> Länge des Himmelskörpers <strong>und</strong> <strong>die</strong> unseres<br />
Standortes mit der Zeit t gegenüber den Positionen zur Zeit t0<br />
GHA = GHA0 + 15◦<br />
1 h (t − t0) , λ = λ0 +<br />
1 ′<br />
1 sm<br />
v s<strong>in</strong>(KüG)<br />
(t − t0)<br />
cos(ϕ)<br />
Der Gr<strong>und</strong> für den cos(ϕ) ist wieder <strong>die</strong> Kontraktion der Abstände zwischen den Längengeraden (siehe<br />
Gl. 2.2).<br />
Da der Zeitraum, über den wir <strong>die</strong> Vorausberechnung machen, mehrere St<strong>und</strong>en betragen <strong>und</strong> weiter<br />
als der Gültigkeitsbereich von (8.33) oder (8.36) reichen kann, müßten wir zum<strong>in</strong>dest bei Planeten deren<br />
Eigenbewegung berücksichtigen. Sie führt zu e<strong>in</strong>er Abweichung ihrer Längenwanderung von den oben<br />
angenommenen 15 ◦ pro St<strong>und</strong>e. Wir wollen aber von <strong>die</strong>ser Komplikation absehen <strong>und</strong> im Folgenden nur<br />
<strong>die</strong> Sonne oder e<strong>in</strong>en Stern als Beobachtungsobjekt zulassen. Unter <strong>die</strong>sen Vorraussetzungen ergibt sich<br />
<strong>die</strong> Zeit bis zum Transit LHA = 0 für <strong>die</strong> Sonne oder e<strong>in</strong>en Stern<br />
0 = LHA = GHA + λ = GHA0 + λ0 + ( 15◦ ′ 1<br />
+<br />
1h 1h v s<strong>in</strong>(KüG)<br />
1 kn cos(ϕ) )(ttrans − t0)<br />
= LHA0 + 15◦ v s<strong>in</strong>(KüG)<br />
(1 +<br />
1h 900 kn cos(ϕ) )(ttrans − t0) oder<br />
ttrans = t0 − 1h<br />
15◦ LHA0<br />
b<br />
mit b = 1 +<br />
v s<strong>in</strong>(KüG)<br />
900 kn cos(ϕ)<br />
(8.37)<br />
Im Zähler steht der St<strong>und</strong>enw<strong>in</strong>kel LHA0 = GHA0 + λ0 zur Zeit t0. Da wir <strong>die</strong> Rechnung tunlichst<br />
vormittags machen, ist er negativ <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zeitverschiebung zu t0 <strong>in</strong> (8.37) <strong>in</strong>sgesamt positiv. Die Eigenbewegung<br />
im Nenner ist nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Korrektur zu der Bewegung der Sonne. Fahren wir der Sonne mit<br />
v = 10 kn entgegen (KüG = π/2), verkürzt sich <strong>die</strong> Zeit ttrans − t0 bis zur Kulm<strong>in</strong>ation gerade mal um<br />
den Faktor 1/b = 1/(1 + 1/90 cos ϕ) � 1 − 1/90 cos ϕ). In unseren Breiten ϕ = 55 ◦ gibt das 0.98. Wenn<br />
wir den Kulm<strong>in</strong>ationszeitpunkt 4 St<strong>und</strong>en im vorraus berechnen, macht das e<strong>in</strong>e Verschiebung knapp 5 m<br />
aus, also gerade so viel, dass wir es an der Höhenmessung zu falschen Kulm<strong>in</strong>ationszeit bemerken würden.<br />
Im Pr<strong>in</strong>zip könnte man auch (8.37) umdrehen, <strong>die</strong> Zeit ttrans der Transits beobachten <strong>und</strong> dann <strong>die</strong><br />
Länge λ = −GHA zu <strong>die</strong>ser Zeit aus e<strong>in</strong>em Nautischen Jahrbuch ablesen. Das funktioniert aber nicht, da<br />
sich der Zeitpunkt der Kulm<strong>in</strong>ation aus den oben angeführten Gründen nur sehr ungenau, bis auf ±5 m<br />
messen lässt. Statt dessen misst man den Zeitpunkt t1, wenn <strong>die</strong> Sonne e<strong>in</strong>e bestimmte Höhe h < Htrans<br />
erreicht <strong>und</strong> dabei noch deutlich ansteigt, so dass der Zeitpunkt gut messbar ist. Nach der Kulm<strong>in</strong>ation<br />
wird der entsprechende Zeitpunkt t2 gemessen, wenn der Sonne beim Abstieg wieder <strong>die</strong> gleiche Höhe<br />
H passiert. Da <strong>die</strong> Bahn der Sonne symmetrisch um den Kulm<strong>in</strong>ationszeitpunkt verläuft, ist <strong>die</strong> Mitte<br />
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