1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92<br />
sich die Mitarbeiterinnen des Stadtteilbüros um die<br />
Beschaffung von Fördermitteln beim städtischen<br />
Gartenamt. Nach Überwindung zahlreicher Widerstände<br />
können im Sommer darauf die ersten<br />
Umgestaltungsarbeiten beginnen.<br />
2. Die Gemeinschaft der Bewohnereines heruntergekommenen<br />
Altbaus setzt diesen in einem mehrjährigen<br />
Selbsthilfeprozeß instand. Sie sichert dabei nicht<br />
nur die Gebäudesubstanz, sondern leistet durch die<br />
Verwendung gesunder Baustoffe und durch Maßnahmen,<br />
die Wasser und Energie sparen, einen kleinen<br />
Beitrag zur ökologischen Verbesserung des Quartiers.<br />
Möglich wurde dies, weil ein "alternativer<br />
Sanierungsträger" das Gebäude von einem kommunalen<br />
Wohnungsunternehmen übernahm, Instandsetzungs-<br />
und Modernisierungsmittel von Kommune<br />
und Land treuhänderisch verwaltet und zugleich als<br />
technischer Baubetreuer und Berater bei den vielen<br />
Fragen der "ökologischen Erneuerung" fungiert.<br />
3. Fünfzehn alternative Betriebe aus unterschiedlichen<br />
Branchen suchen ein gemeinsames "Gehäuse" in<br />
einer der brachgefallenen Produktionsstätten eines<br />
innenstadtnahen Altbaugebietes. Zusammengeführt<br />
wurden sie durch die Initiative eines Beratungsvereins,<br />
der - finanziert durch die Kommune (Gutachtenauftrag)<br />
- Möglichkeiten einer 'alternativen<br />
Gewerbeförderung' untersucht und nun gemeinsam<br />
mit Nutzungsinteressierten Handlungs-, Organisations-<br />
und Finanzierungsmöglichkeiten erkundet.<br />
4. Die Bewohner von vier Arbeitersiedlungen entwickeln<br />
gegen den beabsichtigten Einzelverkauf ihrer<br />
Wohnungen und die damit verbundene Vertreibungsgefahreinegemeinsame<br />
Perspektive: dieSelbstverwaltung.<br />
Bei der Erörterung dieser Handlungsmöglichkeit,<br />
beim Aufstellen von Kosten- und<br />
Belastungsrechnungen und bei der Entwicklung angemessener<br />
Organisationsformen wirken die Mitarbeiter<br />
einer Beratungs- und Projektentwicklungsgesellschaft<br />
mit. Die Abwehr der Umwandlung und<br />
damit die Sicherung des Mietwohnraums gelingt, die<br />
Siedlung wird von einer landeseigenen Wohnungsgesellschaft<br />
übernommen. Den Bewohnern werden<br />
weitgehende Mitbestimmungsmöglichkeiten einge<br />
räumt. Die Erprobung dieser neuen Möglichkeiten<br />
wird von den Beratern ebenfalls unterstützt.<br />
5. Ein unmittelbar an die City einer großen Stadt<br />
angrenzendes Gebiet verfällt; es droht neue Bebauung<br />
durch Verwaltungs- und Bankhochhäuser. Bewohner<br />
nehmen diesen Prozeß nicht als naturgegeben<br />
hin. Es gelingt ihnen, ein fünf Hektar großes<br />
Grundstück in zentraler Lage zunächst von Bebauung<br />
freizuhalten. Die Fachleute unter ihnen entwikkeln<br />
das Modell einer Trägergesellschaft, die mit der<br />
regionalen Planungsbehörde, der inzwischen das<br />
Grundstück gehört, handelseinig wird: Ohne öffentliche<br />
Zuschüsse wird das Gelände gekauft. In den<br />
nächsten Jahren werden Genossenschaften gegründet,<br />
die von Verdrängungbedrohte Gebietsbewohner<br />
für die Idee selbstverwalteten Wohnens zu gewinnen<br />
suchen. Die erste dieser Bewohnergenossenschaften<br />
hat inzwischen ihre Häuser fertig. Zugleich werden<br />
Laden- und Dienstleistungszentren in brachgefallenen<br />
Werftgebäuden eingerichtet. Mit den Einnahmen<br />
aus diesen Nutzungen soll die weitere Entwicklung<br />
diesesModellseinerhumanenlnnenstadtentwicklung<br />
ermöglicht werden.<br />
6. In einem großstädtischen, industrienahen Wohnund<br />
Mischgebiet sind seit nahezu zwanzig Jahren<br />
zahlreiche (1990: dreißig) Initiativen aktiv . Das<br />
Spektrum reicht vom "Anti-Betonklotz-Komitee",<br />
das sich dem Kampf gegen Spekulation widmet, über<br />
den Freizeitladen für Behinderte, die "Kinderlobby",<br />
verschiedene genossenschaftliche Wohnprojekte bis<br />
hin zur "Kompostgruppe" und anderen, ökologisch<br />
orientierten Projekten. So notwendig es ist, daß sich<br />
die einzelnen Initiativen auf "ihr" Thema konzentrieren<br />
können, so wünschenswert wäre es doch, wenn<br />
die verschiedenen punktuellen Aktivitäten miteinander<br />
in Beziehung gesetzt werden, und sich gegenseitig<br />
stärken, damit so der Komplexität einer "ökologisch"<br />
verstandenen Erneuerung entsprochen werden<br />
könnte. Darum ging es verschiedenen Aktivisten<br />
aus den einzelnen Initiativen, die zur Bildung einer<br />
"Kontaktstelle für Stadtökologie" führte. Deren Aufgabenspektrum<br />
ist viergeteilt: bestehende Gruppen<br />
m iteinander vernetzen, Bewohner und Initiativen bei<br />
der Durchsetzung ihrer Anliegen vor allem gegenüber<br />
städtischen Behörden unterstützen, noch nicht