1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92 I<br />
bleme, die nach neuen Lösungen suchen ließen. Mit<br />
dem Auftreten der initiativen Bewohnergruppen als<br />
neue Akteure im Verteilungskampf um Förderungsmittel,<br />
als nichtprofessionelles Gegenüber der<br />
genehmigenden und zuteilenden Behörden, entstanden<br />
erhebliche Verständigungs- und Vermittlungsprobleme.<br />
Besonders krass wurden sie z. B. sichtbar<br />
im Umgang der Selbsthilfegruppen aus der Instandbesetzerbewegung<br />
mit den kommunalen und staatlichen<br />
Behörden in Berlin, Hamburg und anderswo.<br />
Der Umgang mit den neuen Klienten erfordert bislang<br />
ungeübte Handlungsweisen und Kommunikationsstrukturen<br />
- sowohl nach innen (ressortübergreifende<br />
Koordination, neue Finanzierungsmodalitäten)<br />
wie nach außen (Informations- und Beratungsangebote,<br />
kontinuierliche Kooperationsformen).<br />
Dritte können in solchen Fällen zur Kommunikation,<br />
Vermittlung und Koordination beitragen. Die Herausbildung<br />
neuer Organisationsformen auf seiten der<br />
Bürgerinitiativen, Wohngruppenprojekte u. a. resultiert<br />
aber nicht nur aus dem Kommunikationsbedarf<br />
zwischen diesen Gruppen und den verschiedenen<br />
Verwaltungen. Das bereits erwähnte Beispiel der<br />
"Kontaktstelle für Stadtökologie" zeigt, daß auch<br />
neue Organisationen zwischen Bewohnergruppen<br />
Netze stärken und Selbstorganisation befördern können.<br />
3.4 Endogenes Potential:<br />
Projekte initiieren, Kooperation fördern<br />
Die neuen Aufgaben werden nicht nur von außen,<br />
durch "Druck von unten", an die Verwaltungen<br />
herangetragen. Vielfach geht die Entwicklung neuer<br />
Konzepte auch von den Verwaltungen selbst aus -<br />
und führt dennoch zu ähnlichen Einsichten in die<br />
institutionellen Leistungsgrenzen. Konzepte derStadterneuerung,<br />
die das Ziel verfolgen, Investitionspotentiale<br />
und Selbsthilferessourcen in den Quartieren<br />
zu mobilisieren, sind auf spezifische Umgangsformen<br />
mit Teilen der Bewohnerschaft angewiesen:<br />
* Schon die Ansätze zur Modernisierungsberatung<br />
inden 70er Jahren zeigten, daß das "Klinkenputzen<br />
bei den Investoren", die Schulung der bislang<br />
modernisierungsunerfahrenen Architekten und die<br />
Kontaktaufnahme mit den Bewohnern neue Aufgaben<br />
waren, für die es in den Verwaltungen keine<br />
Bearbeiter gab.<br />
* Die seit den 80er Jahren verfolgten Strategien der<br />
ökologisch orientierten Stadterneuerung sind auf<br />
die Mitwirkung der Bewohnerinnen in besonderer<br />
Weise angewiesen; das gilt für den behutsamen<br />
Umgang mit Ressourcen (Energie, Wasser) ebenso<br />
wie für bestimmte Entsorgungskonzepte (Mülltrennung)<br />
und zahlreiche andere Maßnahmenbereiche.<br />
Auch hier müssen veränderte Formen der<br />
Information und Kooperation eingeführt werden.<br />
* Die Nachbesserung der Großsiedlungen - als weiteres<br />
Beispiel für komplexe Aufgaben der Stadterneuerung<br />
- mit ihrem Geflecht aus baulichtechnischen,<br />
städtebaulichen, sozialen und arbeitsmarktbezogenen<br />
Problemstellungen war und ist in<br />
den traditionellen Verwaltungsstrukturen der WohnungsunternehmenoderkommunalenVerwaltungen<br />
allein vielfach nicht zu koordinieren oder gar<br />
zu bearbeiten.<br />
* Stabilisierung von marginalisierten Stadtquartieren<br />
setzt oft - wie die Beipiele aus den USA zeigen -<br />
eine Stabilisierung der Nachbarschaftsstrukturen<br />
voraus ("community organizing"). Auch hier werden<br />
Mittler benötigt, zwischen den Handlungsfeldern<br />
bzw. Trägem derGemeinwesenarbeit<br />
und denen der städtebaulichen Entwicklung ebenso<br />
wie zwischen den vereinzelten Bewohnern.<br />
Auch die klassischen Funktionen der Bürgerbeteiligung<br />
(aus der Sicht der Verwaltungen) - Information<br />
gewinnen, Akzeptanz erhöhen, Durchsetzung<br />
erleichtern - verlangen in langandauernden,<br />
kleinteiligen Planung sprozessen neue Beteiligungsformen,<br />
kontinuierliche Informationsangebote usf.<br />
Solchen Anforderungen kann z. B. durch Reorganisation<br />
in Verwaltungsstrukturen (Projektgruppen u.ä.)<br />
oder durch Schulung von Mitarbeitern entsprochen<br />
werden. Vielfach istj edoch, zumindest für eine Übergangszeit,<br />
die Einschaltung Externer effektiver (und<br />
nicht selten aus Verwaltungssicht billiger).