04.01.2013 Aufrufe

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92<br />

mit dem, was man in einem Wohnprojekt verwirklichen<br />

kann: Man sagt seinen Mitbewohnern nicht<br />

alles, was man denkt, ist also nicht immer ehrlich.<br />

Man spricht nicht über alle Dinge, die einen bewegen,<br />

verschließt sich auch vor den anderen. Hilfe beruht<br />

auf Gegenseitigkeit; man hilft nicht nur aus Freundschaft.<br />

Aus der Sicht einer Freundschaft sind die<br />

Beziehungen in einem Wohnprojekt unzulänglich,<br />

zufällig: "Ich kann mich mit diesen 'Zufälligkeiten'<br />

besser arrangieren, als wenn ich meine besten Freunde<br />

hier hätte."<br />

ö war ül»«wä(r;=p4 /<br />

"Nur keine Ansprüche", das ist eine der leitenden<br />

Parolen der Bewohner, die schon einige Erfahrungen<br />

im gemeinschaftlichen Wohnen hinter sich haben.<br />

Viele, die mit Freunden zusammengezogen sind oder<br />

eine Gruppe gesucht haben, in dersie Wohnalltagund<br />

intensive persönliche Beziehungen in Einklang bringen<br />

können, sind enttäuscht worden. An die Stelle<br />

hoher Erwartungen ist eine nüchterne Einstellung<br />

getreten. Wohnprojekte verlangen robuste Beziehungen.<br />

Man "darf nicht zimperlich sein", wie<br />

eine Frau es ausdrückt. Man ist sich gegenseitig auch<br />

Mittel zum Zwecke der<br />

Entlastung, das schafft<br />

Distanz. Im Zusammenleben<br />

gibt es Dinge, die<br />

einem immer wieder auffallen,<br />

befremden oder<br />

stören. Um sich darin<br />

nicht zu verlieren,<br />

braucht man eine gewisse<br />

Gleichgültigkeit.<br />

4. Möglichkeiten<br />

Die Nachbarschaften der<br />

Wohnprojekte erschöpfen<br />

sich aber nicht<br />

in "anspruchsloser Ähnlichkeit".<br />

In den Projekten<br />

bunkern sich nicht<br />

Menschen mit narzistischen<br />

Störungen ein, vielmehr<br />

sind die Gemeinschaften<br />

Plattformen für<br />

individuelle Entfaltung.<br />

In den Projekten leben<br />

Menschen mit hohen<br />

Ansprüchen an individuelle<br />

Verwirklichung. Sie<br />

sind Teil einer "Individualisierungsdynamik"<br />

(BECK 1986), die die<br />

Menschen "aus den Fassungen<br />

des Geschlechtes,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!