1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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I<br />
3.2 Konflikt: Auf der Suche nach<br />
"unbelasteten Dritten"<br />
Flächensanierungen seit Mitte der 60er Jahre hatten<br />
in vielen Städten Lebenswelten und soziale Netze<br />
zerstört, Bewohner vertrieben und preiswerten Wohnraum<br />
vernichtet. Dagegen formierte sich der Protest<br />
der Betroffenen. Es wurde immer schwieriger für<br />
kommunale Planung, ihre Konzepte und Maßnahmen<br />
durchzusetzen. Die Legitimationsdefizite waren<br />
zu offenkundig. Dies war ein Hintergrund für das<br />
verstärkte Auftreten von Sanierungstreuhändern.<br />
Damit wurde ein "unabhängiger Akteur, (ein) Mittler<br />
Zur Gegenstandsbestimmung: intermediäre Organisationen<br />
im intermediären Bereich<br />
Staat<br />
(Parlamente, Verwaltungen)<br />
Kommunen<br />
(Parlamente, Verwallungen)<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92<br />
und Puffer zwischen Gemeinde und Bevölkerung"<br />
geschaffen [v. Einem u.a. 1978, S. 63]. In späteren<br />
Phasen der Stadterneuerung mündete der Protest der<br />
Bewohner auch in konkrete Forderungen nach einer<br />
anderen Qualität von Stadt und Planung. Bei der<br />
Formulierung dieser Forderungen halfen in den 70er<br />
Jahren Anwaltsplaner (u.a. in Darmstadt und - bis<br />
heute - in Harinover) den Bewohnern. Neben diesen<br />
offiziell anerkannten Unterstützern der Bewohner<br />
arbeiteten viele Fachleute ehrenamtlich in Initiativen<br />
mit. Während der Instandbesetzungen in Berlin Anfang<br />
der 80er Jahre waren dann erstmals "alternative<br />
Sanierungsträger" und "Selbsthilfebeauftragte" tätig:<br />
ihre Aufgabe war es, bei der " Legalisierung" der<br />
besetzten Häuser mitzuwirken, die Bewohner bei<br />
Instandsetzung und Modernisierung zu beraten und<br />
Fördermittel treuhänderisch zu verwalten. In allen<br />
Fällen erfüllten sie neben den fachlichen<br />
Aufgaben auch "befriedende"<br />
Funktionen: durch ihre Vermittlung<br />
wurde der zugespitzte Konflikt zwischen<br />
Staat (Kommune) und Betroffenen<br />
entschärft und "bearbeitbar".<br />
Protest der Bewohner und Konflikte<br />
zwischen Stadtverwaltungen und<br />
Stadtteilinitiativen oder Selbsthilfegruppen<br />
sind auch heute noch vielfach<br />
Triebkraft für die Suche nach<br />
"unbelasteten Dritten", nach Vermittlern,<br />
die für beide Seiten politisch<br />
akzeptabel und fachlich kompetent<br />
erscheinen.<br />
3.3 Engagement: Vermittler für<br />
Bürger-Initiative<br />
Nicht nur der Konflikt mit Bewohnern<br />
schuf neuen Handlungsbedarf.<br />
Auch die Umformung der Konflikte<br />
in Kooperation von Selbsthilfegruppen<br />
undBürgerinitiativenmitden<br />
Verwaltungen von Städten oder<br />
Wohnungsunternehmen erzeugte Pro-