1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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der sektoral getrennten Handlungsfelder, Vermitteln<br />
unterschiedlicher Steuerungsformen (z. B. formell/<br />
informell), "Territorialisierung" von Teilpolitiken<br />
usf. Diese Aufgabenvielfalt verlangt nach innovativen<br />
Lösungen. Intermediäre Organisationen können<br />
hier hilfreich sein, denn sie<br />
* stellen das fehlende Bindeglied zu der neuen Klientel<br />
her,<br />
* lassen sich auf Informations-, Entscheidungs- und<br />
Aushandlungsprozesse ein, die traditionellem Verwaltungshandeln<br />
fremd sind,<br />
* verknüpfen verschiedene Akteure innerhalb und<br />
außerhalb der Großverwaltungen ("externe Koordination"),<br />
* initiieren vor Ort Projekte und<br />
* erproben neue Problemlösungen, die später unter<br />
Umständen in das Verwaltungshandeln reintegriert<br />
werden können.<br />
Bezeichnenderweise sind bei vielen "Nachbesserungen"<br />
in den Großsiedlungen der 70er Jahre, die<br />
sich auch auf soziale, arbeitsmarktbezogene und<br />
kulturelle Maßnahmenbereiche beziehen, z.T. ganze<br />
Netze von intermediären Organisationen in Aktion.<br />
In ähnlicher Weise verknüpfen die alternativen<br />
Sanierungsträger (z. B. Stattbau Hamburg/Stattbau<br />
Berlin) und das sie umgebende intermediäre Netz<br />
verschiedene Handlungsfelder und Akteure. Ein gutes<br />
Beispiel für die Entstehung neuer Institutionen aus<br />
den Problemen der Koordination einer Großverwaltung<br />
angesichts komplexer, partizipativer Stadterneuerungsaufgaben<br />
heraus sind auch die Gebietsbetreuungen<br />
in Wien. Hier galt es unter anderem 38<br />
Magistratsstellen miteinander zu koordinieren. Entlastung<br />
im Konflikt, Vermittlung zwischen verfestigten<br />
Frontlinien und Entwicklung neuer Problemlösungsstandards<br />
- das ist auch Aufgabe der alternativen<br />
Sanierungsträger in Berlin und Hamburg (zumindest<br />
zur Zeit ihrer Entstehung gewesen). Eine<br />
besondere Lösung für die Gestaltung der Kooperation<br />
Bewohner/Verwaltung finden wir in den Niederlanden<br />
mit einem differenzierten Angebot professio<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92<br />
neller Hilfe für Bewohnergruppen, ortsnah etwa in<br />
Form der "buurtwinkel" und landesweit z. B. durch<br />
Organisationenwiedas LandelijkOmbudsteam Stadsvernieuwing<br />
(ab 1990 integriert im Nederlandse<br />
Woonbond).<br />
4.3 Die desinteressierten oder überforderten<br />
Privatunternehmen<br />
Was für die öffentlichen Verwaltungen gilt, läßt sich<br />
auch für private Unternehmen sagen. Wohnungsunternehmen<br />
etwa wurden der Probleme in den bereits<br />
erwähnten "Großsiedlungen" während der Leerstandsphase<br />
1984 bis 1987 nicht Herr. Die ersten innovativen<br />
Ansätze kamen hier aus der Sozial- und Gemeinwesenarbeit<br />
[vgl. z.B. ISSAB 1989] sowie von<br />
Architekten und Planerinnen in intermediären Organisationen.<br />
Ähnliche Beobachtungen lassen sich bei<br />
zahlreichen traditionellen Sanierungsunternehmen<br />
machen: Sie waren ganz auf Abriß und Neubau<br />
ausgerichtet und zudem bei den Bewohnern als<br />
Verhandlungspartner unglaubwürdig geworden. Hier<br />
entstanden "Marktnischen" für intermediäre<br />
Organisationen, die sich zwischen Bewohner,<br />
Verwaltungen und Unternehmen stellten und<br />
verlorengegangene Verbindungen wiederherstellten.<br />
Allerdings war (und ist) dies ein "Markt", der häufig<br />
zunächst nur unter den Bedingungen des (Teil-)<br />
Ehrenamtes (oder der "Selbstausbeutung") funktionieren<br />
kann.<br />
Viele der Aufgaben im Handlungsfeld Quartierserneuerung<br />
Überschneidensich mittraditionellen<br />
Aufgabenspektren von Dienstleistungsunternehmen<br />
wie etwa Planungsbüros und Developern. So lange<br />
die Bewohnerberatung noch aufwendig, politisch<br />
belastet und wenig lukrativ ist, halten sich die Büros<br />
jedoch zurück, denn der Einstieg in die neuen Aufgaben<br />
ist in der Regel zunächst nicht kostendekkend.<br />
Ändert sich dies und entwickeln sich zum Beispiel<br />
Routineverfahren, gehört die Kooperation mit den<br />
Bewohnern zunehmend zum Leistungsbild, das auch<br />
von öffentlichen Auftraggebern erwartet wird; werden<br />
spezifische Förderangebote installiert, dannnimmt<br />
auch das private Dienstleistungsangebot zu.