04.01.2013 Aufrufe

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

1 - Forschungsjournal Soziale Bewegungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

Rat und Tat und das können die intermediären Organisationen<br />

leisten. Benötigt werden aber auch materielle<br />

Hilfen, denn wer lange vernachlässigte Wohnungen<br />

instandsetzen will, benötigt Geld, und wenn<br />

Freiräume zum Leben im Quartier geschaffen werden<br />

sollen, kostet das gleichfalls Geld (sei es für den<br />

Erwerb, die Herrichtung oder den Verzicht auf bauliche<br />

Nutzung); wer Kindern und Erwachsenen Begegnungsmöglichkeiten<br />

eröffnen will, benötigte Räume<br />

(die in den Großstädten nur gegen die harte<br />

Konkurrenz am Immobilienmarkt zu haben sind) usf.<br />

Fehlt es an Raum, Geld oder Instrumentarien (z.B.<br />

zur rechtlichen Absicherung des Bewohnerengagements),<br />

dann wird die Selbsthilfe zur "selbstverwalteten<br />

Benachteiligung". Hilfe zur Selbsthilfe bei der<br />

Quartierserneuerung heißt also nicht: Ersatz sozialstaatlicher<br />

Leistungen durch gute Worte, sondern:<br />

neue Formen für die Unterstützung benachteiligter<br />

Gruppen in benachteiligten Stadtquartieren.<br />

Besonders deutlich wird an Beispielen aus den Niederlanden<br />

(aber auch aus Österreich und einzelnen<br />

skandinavischen Ländern), daß vor allem eine klare,<br />

unterstützende staatliche Politik, die Rahmenbedingungen<br />

finanzieller, organisatorischer und rechtlicher<br />

Art setzt, im Zusammenwirken mit funktionsfähigen<br />

intermediären Strukturen wesentliche<br />

Entwicklungsimpulse vermitteln kann. Insofern handelt<br />

es sich hier nicht - wie gern vereinfachend<br />

unterstellt - nur um ein 'von unten' oder ein 'von<br />

oben', sondern um Prozesse wechselseitiger,<br />

konflikthafter Beeinflussung. Nur in diesem Wechselspiel<br />

läßt sich auf Dauer das "endogene Potential"<br />

in den städtischen Quartieren mobilisieren. Nur so<br />

können auch die intermediären Organisationen auf<br />

Dauer sinnvolle Funktionen übernehmen.<br />

Klaus Seile ist Professor am Institut für Freiraumentwicklung<br />

und planungsbezogene Soziologie an der<br />

Universität Hannover<br />

Anmerkung<br />

FORSCHUNGSJOURNAL NSB 2/92<br />

* Dieser Beitrag geht vor allem in seinen empirischen<br />

Bestandteilen auf ein von der Volkswagen-Stiftung<br />

gefördertes Forschungsprojekt zur Arbeit intermediärer<br />

Organisationen in sechs Ländern ein. In den<br />

Ergebnisberichten zu diesem Projekt werden auch die<br />

einzelnen - hier nur illustrativ gestreiften - Beispiele in<br />

der notwendigen Ausführlichkeit dargestellt. Die folgenden<br />

Berichte sind erschienen im Sommer 1991<br />

beim Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur<br />

(Gutenbergstr. 59, 4600 Dortmund 1).<br />

Bd. 1: Klaus Seile : Mit den Bewohnern die Stadt<br />

erneuern. Der Beitrag intermediärer Organisationen<br />

zur Entwicklung städtischer Quartiere. Beobachtungen<br />

aus sechs Ländern.<br />

Bd. 2: Auf dem Weg zur sozial und ökologisch<br />

orientierten Erneuerung? Der Beitrag intermediärer<br />

Organisationen zur Entwicklung städtischer Quartiere<br />

in der Bundesrepublik Deutschland. Mit Beiträgen von<br />

: Joachim Boll, Rolf Froessler, Christian Küthe, Anne<br />

Mauthe, Manuel Osorio, Marianne Sommer, Klaus<br />

Seile.<br />

Bd.3: Reiner Staubach: Lokale Demokratie, moderne<br />

Dienstleistungen, soziale Problemlösungen. Der Beitrag<br />

intermediärer Organisationen zur Entwicklung<br />

städtischer Quartiere in den Niederlanden.<br />

Bd. 4: Wilhelm Benfer/Rolf Froessler/Roger Karapin/<br />

Reiner Staubach u.a.: Anleitung zur Selbsthilfe. Zwischen<br />

'community organizing' und marktnahem Service.<br />

Der Beitrag intermediärer Organisationen zur<br />

Entwicklung städtischer Quartiere in den USA.<br />

Bd.5: Reinhold Lange: Problemlösungen mit Bewohnern<br />

- zwischen Selbsthilfe und Deregulierung. Der<br />

Beitrag intermediärer Organisationen zur Entwicklung<br />

städtischer Quartiere in Großbritannien.<br />

Bd. 6: Stefan Rommelfanger: Bewohner beraten, Netze<br />

bilden, Organisationen entwickeln. Der Beitrag<br />

intermediärer Organisationen zur Entwicklung städtischer<br />

Quartiere in der Schweiz.<br />

Bd. 7: Marianne Sommer: Bewohnerberatung als öffentliche<br />

Aufgabe? Der Beitrag intermediärer OrganisationenzurEntwicklungstädtischerQuartiereinÖsterreich.<br />

Die hier vorliegenden Überlegungen zu den Ursachen<br />

für die Entstehung intermediärer Organisationen sind<br />

erschienenauchim Jahrbuch fürStadterneuerung 1991<br />

(Herausgeber: Kunze, Schubert, Welch-Guerra).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!