Zusammenfassung INOR

INOR Eidg. Dipl. Wirtschaftsinformatiker
4.2 Gestaltung der Informatik-Aufbauorganisation
4.2.1 Branche
Die Informatikorganisationen der Unternehmungen sind im wesentlichen auf die entsprechende Branche
ausgerichtet. Im wesentlichen können die Branche Dienstleistung, Handel, Industrie und Verwaltung
unterschieden werden. Speziell betrachtet werden die EDV-Dienstleister wie Outsourcing-Firmen und
Hersteller und Verkäufer von Standardsoftware und Branchenlösungen. Grundsätzlich wird die Branche
auf folgende Kriterien untersucht:
♦ unterschiedliche Bedürfnisse an Daten, Funktionen und Sicherheit
♦ unterschiedliches Angebot an Standard-Software
♦ unterschiedliche Erneuerungsrhythmen
♦ Bedeutung von E-Commerce
4.2.1.1 Dienstleistung
Die Informatik spielt in Dienstleistungsunternehmen wie Banken und Versicherungen eine zentrale Rolle.
Die Auskunftsfähigkeit ist in diesen Unternehmen von existentieller Bedeutung, da z.B. eine Bank mit
einem Totalausfall der Informatik für mehrere Tage wahrscheinlich Konkurs anmelden müsste
(Verunsicherung und Abwanderung der Kunden, Verletzung von EBK-Vorschriften, usw.). In dieser
Branche ist die Bedeutung von Standardsoftware stark ansteigend (SAP, Siebel, Baan, usw.), da zu den
Bereits stark verbreiteten Lösungen im Bereich Finanzbuchhaltung, Controlling und Lohnbuchhaltung
vermehrt Branchenlösungen (oder Teilbereiche davon) für Banken und Versicherungen eingesetzt
werden.
E-Commerce wird wegen des hohen Sicherheitsbedürfnisses in dieser Branche noch eher zurückhaltend
eingesetzt, wird aber zunehmend an Bedeutung gewinnen. Hier sind die Banken mit dem doch schon
weit verbreiteten Online-Banking im Vergleich zu den Versicherungen deutlich weiter. Typisch für
Finanzdienstleistungsunternehmen ist die Aufteilung in Entwicklung und Produktion/Betrieb. Meist ist das
Rechenzentrum zentral und die Entwicklung dezentralisiert oder zumindest in die verschiedenen
Geschäftseinheiten aufgeteilt (siehe auch geschichtlicher Überblick).
4.2.1.2 Handel
In einer Handelsunternehmung wird Informatik vor allem im Bereich Lagerbewirtschaftung, Bestell- und
Rechnungswesen sowie in der Finanzbuchhaltung eingesetzt. Da die Kosten für Warenlager sehr hoch
sind, wird hier insbesondere mit der Informatik versucht, die Lagerverwaltung möglichst zu optimieren.
Für Handelsunternehmungen existieren Branchenlösungen für jede denkbare Unternehmensgrösse und
Produktpalette. Dabei ist der Grosshandel, der Detailhandel und der Versandhandel zu unterscheiden. So
sind zum Beispiel im Detailhandel eine nahtlose Integration von Kassasystem und Lagersystem wichtig,
während im Grosshandel der Integration von Lagersystem und Bestellwesen eine grössere Bedeutung
zukommt.
E-Commerce bekommt in diesem Bereich eine rasant steigende Bedeutung und wird wegen des zum Teil
wesentlich geringeren Sicherheitsbedürfnisses auf breiter Ebene eingesetzt (Business to Business sowie
Business to Customer). Handelsbetriebe gründen in diesem Bereich zum Teil eigene Unternehmungen
(Bsp. LeShop.ch, Netrissimo). Typisch für Handelsunternehmungen sind die Aufteilung der Informatik in
den Bereichen Finanzbuchhaltung und Lagerbuchhaltung.
4.2.1.3 Industrie
In Industrieunternehmungen hat die Informatik, neben der Finanzbuchhaltung und dem
Rechnungswesen, eine grosse Bedeutung im Bereich Produktionsplanungssystemen. Auch wird versucht
die Lager möglichst gering zu halten (z.B. „just in time“-Produktion). Aus diesem Grunde ist die Informatik
sehr ablauforientiert. Auch hier existiert viel Standardsoftware, sowie proprietäre Software für die
Steuerung der Produktionsmaschinen.
E-Commerce hat zur Zeit eine eher geringe Bedeutung, hier werden vor allem die
Kommunikationsmöglichkeiten im Business to Business-Bereich genutzt (automatische Bestellung für
Bauteile, usw.) Die Informatik in solchen Unternehmungen ist meist sehr stark dezentralisiert und den
Fachbereichen zugeteilt.
Roger / Marco, 05.07.05 INOR 29/91