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Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen

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Reinhard Mosandl<br />

beschwert der Beholzung halb, dann unsere Herrschaften habent ihnen [= sich] die<br />

Hölzer alle allein [an]geeignet, und wann der arm Mann was bedarf, muß ers umb<br />

zwei [= das doppelte] Geld kaufen.“ Das heißt, die Bauern wollten wieder Zugang<br />

<strong>zum</strong> Wald haben. Wie wir wissen, ist die Sache für die Bauern nicht gut ausgegangen:<br />

Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und in der Folge hatten die Bauern<br />

keinerlei Mitspracherecht mehr bei der Gestaltung der Wälder.<br />

Im Zeitalter der Renaissance kam es auch <strong>zum</strong> ersten Mal zu Engpässen in der<br />

Holzversorgung, da der riesige Bedarf an Holz für die Energieversorgung der Städte,<br />

für die Salzgewinnung in den Salinen, für die Eisenverhüttung und für die Glasherstellung<br />

nicht mehr ohne Schwierigkeiten gedeckt werden konnte. So brauchte<br />

man beispielsweise um die für die Glasherstellung notwendige Pottasche gewinnen<br />

zu können, etwa 1500 Kubikmeter Holz für einen Kubikmeter Pottasche; damit<br />

war die Glasherstellung ein wahrhaft „waldfressender“ Prozess!<br />

Man hat in der Folge versucht, der sich abzeichnenden Holznot durch verschiedene<br />

Maßnahmen zu begegnen: Es wurden nachhaltige Schlagsysteme eingeführt,<br />

kahl geschlagene Flächen wurden wieder besät („Nürnberger Tannensäher“)<br />

und es wurden Forstordnungen erlassen, die die Rodung verboten und die Wiederaufforstung<br />

regelten. Darüber hinaus gab es eine Vielzahl von Vorschriften, die auf<br />

einen sparsamen Umgang mit Holz abzielten. So wurde die Größe des Ofenloches,<br />

die Höhe der Stöcke im Wald, die Zahl der Badestuben im Dorf und vieles andere<br />

mehr festgelegt. Angesichts der Fülle der Regelungen (die Bayerische Forstordnung<br />

hat 96 Seiten) kann man mit Plochmann (1979) das Stoßgebet eines Pfarrers<br />

verstehen, der gesagt hat: „Ach lieber Gott, wieviel neuer Gebot, laß es in Güte<br />

walten, wer kann sie alle halten!“ (zitiert nach Plochmann 1979, S. 171). Auch<br />

wenn diese vielen Vorschriften nicht immer eingehalten wurden, so kann doch als<br />

sicher gelten, dass sie <strong>zum</strong>indest den Niedergang des Waldes in Mitteleuropa<br />

verzögert haben.<br />

Abb. 18: Nutzungskonflikte im heutigen Äthiopien wie zu Zeiten der Renaissance in Mitteleuropa.<br />

A (links): Der Wald als Brennstoffquelle für die Bevölkerung. B (rechts): Der<br />

Wald als Weidefläche für die Bauern.

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