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Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen

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Die Betrachtung der Natur im Babur-name<br />

3 Aspekte der Naturbetrachtung<br />

Im Folgenden will ich versuchen, die verschiedenen Aspekte von Baburs Naturbetrachtungen<br />

anhand einiger Beispiele näher beleuchten. Wie erwähnt erfolgen die<br />

Betrachtungen meist unter mehreren Aspekten gleichzeitig. Das trifft besonders<br />

auf die großen Milieubeschreibungen zu. Dies ist kaum verwunderlich, bilden die<br />

einzelnen Milieus, doch den Rahmen, in dem sich das gesamte menschliches Leben<br />

und Wirken vollzieht, vom Erwirtschaften der elementaren Lebensgrundlagen bis<br />

hin <strong>zum</strong> Freizeitvergnügen. Die Tatsache, dass auch epidemiologische Faktoren<br />

die Güte eines besiedelten Milieus mitbestimmen, spiegelt sich schon am Anfang<br />

des Werks in Bemerkungen Baburs zu ungesunden und gesunden lokalen „Klima“-<br />

Verhältnissen in seiner Heimat Ferghana, 3 die im Laufe der Textentfaltung auch zu<br />

manch anderem Milieu erfolgen.<br />

Als verantwortungsvoller Herrscher hat Babur ein grundlegendes Interesse an<br />

den Möglichkeiten der Existenzsicherung, die die einzelnen nacheinander eroberten<br />

oder besuchten Milieus bieten. Dies führt ihn zur Bestandsaufnahme der ökonomischen<br />

Ressourcen dieser Milieus, unter denen die natürlichen Ressourcen<br />

wegen der noch stark agrarisch (und pastoral) geprägten Basis der dortigen und<br />

damaligen Gesellschaften eine zentrale Rolle spielen; daher auch die Aufmerksamkeit,<br />

die Babur den landwirtschaftlichen Produkten und den Erträgen der einzelnen<br />

Milieus widmet. 4 Dass dabei die Obstsorten überproportional breiten Raum einnehmen,<br />

hängt gewiss mit Baburs Feinschmeckernatur und seiner Liebe zu Früchten<br />

zusammen (siehe unten). An einigen Stellen erfahren wir, dass auch der Anlage<br />

von Gärten nicht nur ästhetische sondern auch infrastrukturelle Überlegungen im<br />

Spiel sind; Gärten dienen unter anderem auch der Versorgung (einzelner Haushalte,<br />

militärischer Gruppen, Baburs in Indien) mit Obst. 5<br />

Babur gibt immer wieder alle möglichen Informationen <strong>zum</strong> Sektor Landwirtschaft<br />

und Nahrungsmittelbeschaffung. So hören wir von den Reisfeldern von Ningnahar<br />

in Afghanistan im Zusammenhang mit einem Raubzug (533f.; 214a-b); die<br />

Reisterrassen von Dara-i Nur werden in einer Landschaftsbeschreibung eingeführt<br />

(133b; 357). Auf einem anderen Streifzug begegnet man Afghanen, die in einem<br />

reichen Nistgebiet an einem See Eier sammeln (153b; 398) etc. Auch die Energiequelle<br />

Holz findet Baburs Aufmerksamkeit, so der Gebrauch von Fichtenholz als<br />

3 Andijan: „Fieber im Herbst“ (2b; 86), Khujand: „Fieber im Herbst“, nach einer Redensart sollen<br />

sogar Spatzen krank werden, Grund soll schlechte Luft aus den nördlich gelegenen Bergen sein (4a;<br />

89); dagegen in Akhsi und Kasan: „ausgezeichnet“ (5a; 91).<br />

4 Auch der indische wilde Büffel als Schädling fehlt hier nicht (276a; 693).<br />

5 So versorgt der „Garten der acht Paradiese“ bei Agra Babur mit Trauben in Indien, ein anderer mit<br />

Melonen (380b; 894), ein ganzes Lager schwelgt auf einem Marsch in Granatäpfeln während des<br />

Aufenthalts im „Garten der Treue (245a-b; 628) etc.<br />

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