Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen
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Gerhard Berz<br />
zu ihrer Deckung zusammen zu bekommen seien. Damit blieb also bei einigen<br />
Szenarien eine erhebliche Deckungslücke und aus diesem Grund sind die Pläne<br />
wieder in der Schublade verschwunden, aus der sie vermutlich nach der nächsten<br />
größeren Katastrophe erneut hervorgeholt werden.<br />
Klimawandel und Wetterkatastrophen<br />
Die Risikoabschätzungen für Naturkatastrophen, die in der Regel von den in der<br />
Vergangenheit beobachteten Häufigkeiten und Intensitäten hergeleitet und an die<br />
heute gegebenen Werteverteilungen und Vulnerabilitäten angepasst werden, verlieren<br />
schnell an Aussagekraft, wenn sich gleichzeitig auch die Naturgefahren selbst<br />
signifikant verändern. Diese Situation ergibt sich nun aus dem rasch voranschreitenden<br />
Klimawandel, der zunehmend gerade auch die atmosphärischen Extremwerte<br />
beeinflusst.<br />
Dabei muss heute nicht mehr darüber diskutiert werden, ob der Klimawandel bereits<br />
stattfindet, sondern nur noch, wie schnell er sich entwickeln wird. Als Folge<br />
des vom Menschen verstärkten atmosphärischen Treibhauseffektes wird sich das<br />
globale Klima mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahrhundert sehr stark<br />
in Richtung auf eine „Super-Warmzeit“ hin verändern. Die einzelnen Auswirkungen,<br />
insbesondere ihre regionalen Ausprägungen, lassen sich wohl auf absehbare<br />
Zeit nur grob in ihrem Ausmaß abschätzen. Positive ebenso wie negative Überraschungen<br />
sind bei der Komplexität der Wechselwirkungen im System „Erde“<br />
wahrscheinlich. Und doch scheint die Prognose plausibel und für wirtschaftliche<br />
und politische Entscheidungen tragfähig, dass sich bei einer so starken Klimaänderung<br />
die Häufigkeiten und Intensitäten von Wetterkatastrophen deutlich erhöhen<br />
werden. Immerhin sind heute schon sechs von sieben Naturkatastrophen und 80%<br />
der von ihnen verursachten volkswirtschaftlichen (bzw. 95% der versicherten)<br />
Schäden wetterbedingt (Abb.1, Münchener Rück, 2008).<br />
Die Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre weisen in den letzten Tausenden,<br />
ja Hunderttausenden von Jahren erhebliche Schwankungen auf. Anhand<br />
von Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis lässt sich die Zusammensetzung<br />
der Atmosphäre inzwischen über 800.000 Jahre in die Vergangenheit zurückverfolgen.<br />
Auf diese Weise können etwa sieben Eiszeiten rekonstruiert werden. Es<br />
zeigt sich ein systematisches Auf und Ab der CO2-Konzentrationen in einem Bereich<br />
zwischen etwa 190 und 280 ppm (Millionstel Volumenanteile). Heute liegen<br />
die Werte über 380 ppm, also weit oberhalb des natürlichen Schwankungsbereichs.<br />
Eine so hohe CO2-Konzentration hat es in der Atmosphäre nicht gegeben, seit es<br />
Menschen auf der Erde gibt. Und dies ist erst der Anfang der Entwicklung. Denn<br />
die Menschheit wird voraussichtlich nicht aufhören, Erdöl, Gas, Kohle und Holz<br />
zu verbrennen, solange diese noch preiswert zur Verfügung stehen.