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Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen

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Norbert Fischer<br />

heute ein unberechenbarer Faktor geblieben. Immer wieder bilden einzelne Überschwemmungskatastrophen<br />

bedeutsame Zäsuren in der Geschichte der Flüsse –<br />

allen technischen Domestizierungsversuchen <strong>zum</strong> Trotz (neuere Literatur u.a.<br />

Zander 2008, Lange 2007, Rüther 2007, Küster 2007).<br />

So ist es die noch immer häufig ungeregelte Bewegung des Wassers, die die Geschichte<br />

von Flüssen als faszinierend erscheinen lässt. Der Historiker Simon<br />

Schama erinnert seine Kindheit in England an den Ufern der tidegeprägten, sich<br />

zur Nordsee hin öffnenden Themse: „Wenn bei Ebbe das Wasser ablief und eine<br />

Fläche rostfarbenen Schlamms freigab, konnte ich Spaziergänge unternehmen,<br />

anscheinend Meilen vom Ufer weg, ich konnte die Tiefe des Schlicks prüfen, mit<br />

den Füßen zwischen Strandschnecken und Reißaus nehmenden Krebsen herumpladdern<br />

und intensiv genau auf den Punkt starren, an dem – in meiner Vorstellung<br />

– der Fluß auf das Meer traf“ (Schama 1996, S. 11).<br />

Vergleichbares gilt für die Niederelbe, von der im Folgenden die am südlichen<br />

Ufer liegenden Marschenländer Kehdingen und Hadeln sowie das hamburgische<br />

Amt Ritzebüttel (also das heutige Cuxhaven) exemplarisch ins Blickfeld rücken.<br />

Kehdingen zeigt sich als schmaler Landstrich zwischen den Elbnebenflüssen<br />

Schwinge und Oste. Immer wieder wurde hier die Grenze zwischen Land und<br />

Wasser durch Uferabbruch und -zuwachs, Versandung und Verschlickung, vor<br />

allem aber durch die teilweise verheerenden Sturmfluten beeinflusst. Das Land<br />

Hadeln liegt weiter elbabwärts und grenzt an das ehemalige hamburgische Amt<br />

Ritzebüttel, das die Elbmündung markiert. Die Zähmung der „Wilden See Waßer“,<br />

wie die Menschen am Meer die Sturmfluten einst nannten, war für Hadelns Geschichte<br />

von existenzieller Bedeutung. Das ist vor allem durch die exponierte Lage<br />

des Landes am breiten Mündungstrichter der Elbe begründet. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

stellte die königlich-hannoversche Generaldirektion des Wasserbaues<br />

fest, dass im Land Hadeln „der Wassserbau und namentlich der Deichbau … fast<br />

ausschließlich dem Seedeichbauwesen angehört“. 2 Gerade in Hadeln wurde versucht,<br />

die Fluten vom bedrohten Ufer durch mächtige Wasserbauwerke wie das<br />

seit 1802 existierende so genannte Glameyer-Stack abzulenken – worauf später<br />

noch zurückzukommen sein wird.<br />

2 Generaldirektion Wasserbau an Landdrostei Stade vom 22. April 1847, in: Niedersächsisches Staatsarchiv<br />

Stade (künftig StA Stade), Rep. 80 Wasserbau, Tit. 12, Nr. 20 (Neue Signatur = Rep 80, Nr.<br />

5503).

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