Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen
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Die Betrachtung der Natur im Babur-name<br />
Natur geben lassen. So berichtet er angefangen beim lokalen Bestand an Blumen<br />
und Bäumen, von besonderen Ausblicken und Ansichten (etwa den Panoramablick<br />
von Kabul (128b; 347) oder die Abendstimmung in einem Lager während eines<br />
Marsches) 16 bis hin zur (Gesamt-)Schönheit des Dara-i Nur in Afghanistan. 17<br />
Hierher gehört auch Baburs Lob über das gelungene Gesamtarrangement, das die<br />
Gegend von Khoja Siyaran darstellt, besonders auch seine dortige Quellenanlage<br />
mit ihren Judasbäumen: „Wenn diese in voller Blüte stehen, glaube ich nicht, dass<br />
es irgendwo auf der Welt einen Ort gibt, der sich mit diesem vergleichen könnte.<br />
Es gibt Judasbäume, die gelb blühen, andere blühen rot, doch alle Blüten öffnen<br />
sich zur selben Zeit.“ (136b-137a; 364). Überhaupt haben die Blüten es Babur<br />
angetan und verleiten ihn oft zu enthusiastischen Beschreibungen (mit und ohne<br />
vorherigen ma'jun-Konsum, siehe dazu oben), so etwa der des Frühlings im Hochland<br />
von Gül-i Bahar mit seiner Artenvielfalt an Tulpen (202a-b; 505). Fast andächtig<br />
beschreibt er „einen jungen Apfelbaum von den wunderbarsten Herbstfarben. An<br />
jedem seiner Äste hingen nur noch fünf oder sechs Blätter, doch in einer so<br />
gleichmäßigen und harmonischen Ordnung, dass kein Künstler sie mit solcher<br />
Anmut hätte malen können.“ (248a; 634). Fasziniert schildert er auch die Begegnung<br />
mit einem Gänseschwarm. 18 Seinen Blick auch für kleinere Strukturen verraten<br />
die Beschreibung der Blüten von Banane oder Hibiskus. Zur Banane: „Aus der<br />
Mitte der Pflanze wächst der Stengel wie ein Herz, und darauf sitzt die Blüte. Diese<br />
großen Blüten gleichen einem Schafsherz. Sobald sich ein Blatt geöffnet hat, sieht<br />
man am Ansatz eine Reihe von sechs oder sieben Blüten; dies sind die Bananen.“<br />
(283a; 708); <strong>zum</strong> Jasun-Hibiskus: „Seine Blüte ist wie eine rote Rose so groß, doch<br />
während diese direkt auf der Knospe sitzt, wächst bei der Jasun-Blüte aus dem<br />
Kelch ein Stengel, auf dem weitere kleine handbreite [gemeint ist „so breit, wie<br />
eine Hand dick ist“, Anm. d. Verf.] Blütenblätter sitzen. Man meint, es seien zwei<br />
Blumen, was sehr seltsam aussieht.“ (287b; 716f.).<br />
Als Herrscher und Kriegsherr hat sich Babur sehr oft in der Natur aufgehalten<br />
– und sehr oft hat er die Nähe zur Natur genossen und sie auch außerhalb seiner<br />
Kampagnen gesucht. Darauf, dass auch andere Menschen einen Zug verspürten,<br />
sich <strong>zum</strong>indest vorübergehend in der Natur aufzuhalten, weist etwa Baburs Bemerkung<br />
hin, dass zwei Grabmäler an Quellen in der Nähe von Kabul ein beliebtes<br />
16 Zu letzterem siehe: „Die nächtlichen Feuer tauchten den Platz in eine wunderbare Beleuchtung.<br />
Jedesmal, wenn wir hier übernachteten, verharrte ich in Bewunderung dieses Anblicks und trank<br />
dabei etwas.“ (253b; 649).<br />
17 Laut Babur „ein unvergleichlich schöner Ort“, gleichzeitig ein (agrarisch) ökonomisch (besonders<br />
auch mit Wein) gesegneter Ort (133b; 357).<br />
18 „Als wir noch ein Koruh von Ab-î Istida entfernt waren, wurden wir Zeugen eines prächtigen<br />
Schauspiels. Von Zeit zu Zeit leuchtete in kurzen Abständen zwischen dem Wasser und dem Himmel<br />
ein roter Schein auf. gleich dem Licht der Abendröte, und verschwand darauf wieder, und so immer<br />
wechselnd, während wir uns ihm näherten. Als wir ganz nahe heran waren, entdeckten wir, dass es<br />
riesige Schwärme wilder Gänse waren, nicht zehntausend und nicht zwanzigtausend, sondern eine<br />
unermessliche Zahl. Wenn sie im Flug mit ihren Flügeln schlugen, leuchteten ihre Federn bei jedem<br />
Flügelschlag rot auf und verursachten so dieses wechselnde Farbenspiel.“ (135a; 398).<br />
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