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Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium ... - Oapen

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110<br />

7 Der Wald heute und in Zukunft<br />

Reinhard Mosandl<br />

Im heutigen Produktionsforst sind die Ideen aus den Jahren um 1800 umgesetzt:<br />

Wir haben Wälder die nachhaltig viel Holz, v.a. Nadelholz produzieren. Am Beispiel<br />

eines 53-jährigen Fichtenbestandes bei Freising (Abb. 22) lässt sich dies leicht<br />

demonstrieren: Auf einem bislang undurchforsteten Hektar stehen 820 Kubikmeter<br />

Holz (Huss 2004); umgelegt auf die bisherige Produktionszeit wurden somit<br />

pro Jahr 15,5 Kubikmeter Holz pro Hektar und Jahr produziert. Was sich die damaligen<br />

Förster vorgestellt haben, haben wir heute erreicht: Einen Produktionsforst<br />

allererster Güte. Dieser ist meist etwas artenarm – die Fichte und die Kiefer<br />

nehmen einen sehr breiten Raum ein –, er hat wenig Struktur und damit nichts<br />

gemein mit den Urwäldern, die eingangs angesprochen wurden, produziert aber<br />

jede Menge Holz. Dieser Forst hat nur einen entscheidenden Nachteil: Er ist enorm<br />

schadanfällig. Die Abbildung 23 zeigt dazu ein Beispiel aus dem 470 Hektar<br />

großen Universitätswald, für den ich als Betriebsleiter zuständig bin: in den letzten<br />

10 Jahren war nahezu jedes Jahr ein Katastrophenjahr. Sturm, Schnee und Borkenkäfer<br />

haben dem Wald stark zugesetzt. Insgesamt waren in dem betrachteten Zeitraum<br />

nur 20 % des Holzeinschlages planmäßig, 80 % waren durch Schadereignisse<br />

bedingt. Der hohe Schadholzanfall ist nun aber nicht naturgegeben, sondern symptomatisch<br />

für unsere von Nadelbäumen beherrschten Forstbetriebe in Mitteleuropa<br />

und damit eng verbunden mit dem Aufbau des Waldes. Urwälder wie im Iran sind bei<br />

weitem nicht so schadanfällig wie unsere heutigen mitteleuropäischen Wälder.<br />

Abb. 22. Hochleistungsproduktion in einem Fichtenforst bei Freising (Foto: R. Mosandl).<br />

Holzeinschlag (Efm)<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

planmäßig<br />

Wind<br />

Insekten<br />

90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00<br />

Wirtschaftsjahr<br />

Abb. 23. Gefährdungen des Waldes: Hiebsatzentwicklung im Universitätsforstbetrieb Unterlippach.<br />

Von daher ergibt sich auch schon eine Schlussfolgerung für unsere künftigen Wälder:<br />

Was wir brauchen, ist ein Umbau der schadanfälligen monostrukturierten<br />

Nadelbaumreinbestände in Richtung strukturierte gemischte Wälder. Das ist eine<br />

alte Idee von Karl Gayer, dem ersten Münchener Waldbauprofessor (Gayer 1886).<br />

Die Voraussetzung für den Aufbau von gemischten Wäldern ist ein konsequentes

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