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Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings

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post@<strong>Lars</strong><strong>Hennings</strong>.de 13<br />

Topfnambur. Für die gesunde Ernährung ist solche Kost nötig. Eskimo essen deshalb den<br />

Mageninhalt gejagter Rentiere. (65f) Die Steine für das Werkzeug wurden von den Leuten<br />

aus über 100 Kilometer Entfernung beidseitig des Rheins geholt. (68) Übermäßig gesund<br />

scheinen Menschen der Eiszeit jedoch nicht gewesen zu sein, von Verletzungen<br />

abgesehen. (in Eiszeit, 2009: 164) Die Jagd, besonders die auf Pferde, an anderen Orten<br />

und Zeiten auch sehr viel Ren, war in solcher Umwelt primäre Ernährungsform und der<br />

Zusammenhang mit wandernden Herden von größerer Bedeutung als zu jener Zeit und in<br />

der Region, mit der wir uns beschäftigen wollen: 4.000 Jahre später am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> in<br />

einer deutlich wärmeren Umwelt, die neben anderer pflanzlichen Kost auch Wildgetreide<br />

in reichem Maße bot, wie Funde der Archäologie zeigen, so daß diese primär war. Der<br />

Fund eines Ortes von vor etwa 17.000 Jahren am Ostufer des Sees von Genezareth, Ain<br />

Gev, kann dafür benannt werden. Dort wurden behauene Steine als mutmaßliche<br />

Bodenplatten für runde Hütten gefunden, dazu Sichelklingen und ein Steinmörser zum<br />

Zerstoßen von Wildgetreide. Die Getreidekörner mußten zerquetscht werden, um sie<br />

verdauen zu können. Diese (Kebaran-) Leute nutzten Wildgetreide und jagden dazu vor<br />

allem Gazellen und wilde Ziegen. (Roaf, 1998: 27) Brentjes spricht für die Zeit um vor<br />

15.000 Jahren von Mörsern von 50 Kilogramm Gewicht und von „Silos“ aus der Zeit vor<br />

12.000 Jahren. (1981: 43) Es gab mit Lehm ausgestrichene Vorratsgruben. (Bartl, 2004)<br />

Zumindest zur Getreidesaison wurde dieser Ort (und der Mörser) jeweils wieder<br />

aufgesucht.<br />

Zur Kultgemeinschaft des <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> kamen weitere Orte hinzu, wie der etwa 1.000<br />

Jahre später entstandene Ort Nevalı Çori etwas nördlich Urfas, dessen Grabungsstätte<br />

mittlerweile im Atatürk-Stausee versunken ist. Dort fanden sich T-Pfeiler gleichen Typs<br />

in einer kleineren Kultanlage neben rechteckigen Gebäuden für mögliche Wohn- und<br />

Lagerzwecke, die es am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> (bislang) nicht gibt; auch Tonfiguren wurden<br />

ergraben. Der Fundort Çayönü, etwa 180 Kilometer nordnordöstlich, erbrachte einen<br />

ähnlichen kleinen Kultbau, jedoch mit nicht eindeutig bestimmten Pfeilerformen. In dieser<br />

Grabung wurden in der Schicht der frühen prä-keramischen Zeit (PPN A) 1 Rundhütten<br />

gefunden, in der späteren (PPN B) dann schon rechteckige Häuser wie in Nevalı Çori. 2<br />

Aurenche hält diese Kultbauten für Stätten analog zu Männer- oder Ahnenhäusern im<br />

(späteren) Ozeanien oder den Kivas der Puebloindianer; auch von Orten für<br />

Initiationsriten ist die Rede. (in Ausstellung, 2007: 63) Solche T-Pfeiler sind an noch zwei<br />

Standorten der Region bekannt, an denen aber derzeit keine Grabungen durchgeführt<br />

werden, (Schmidt, 2008: 61) ein weiterer Ort, Hamzan <strong>Tepe</strong>, liegt in Urfa, wo auch<br />

(irgendwo) die älteste bekannte steinzeitliche Skulptur bei Bauarbeiten ausgebuddelt<br />

wurde, zwei Meter hoch! Noch zwei archäologische Funde außerhalb dieser Zone seien<br />

erwähnt, um das steinzeitliche Szenario zu komplettieren, von dem hier gedanklich<br />

wesentlich ausgegangen wird: der etwa 500 Jahre später gebaute Turm des nördlich des<br />

Toten Meeres gelegenen Dorfes Jericho entstand aus ähnlichem Felssteinmauerwerk;<br />

Höhe und Durchmesser neun Meter! Von besonderer Bedeutung für die Diskussion um<br />

frühe Lebensweisen war der um vor 8.000 Jahren errichtete Ort Çatal Hüyük weit<br />

westlich in Anatolien. Vor der Entdeckung des <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> galt der Ort als älteste<br />

bekannte „Stadt“ der Welt. Er wurde nicht zuletzt durch den Fund einer angeblichen<br />

Großen Muttergöttin berühmt, die über Jahre die archäologische Interpretation<br />

beeinflußte. Tatsächlich war er eine bäuerliche Wohnsiedlung mit hohem Jagdanteil an<br />

der Ernährung; die Gebäude aus Lehmziegeln stehen Wand an Wand. 3 Das Wandrelief<br />

dort, das diese Göttin zeigen sollte, erwies sich jetzt als ein Tier, auf das von oben<br />

gesehen wird, nicht eine Frau (mit zerschlagenem Kopf) in sitzender Gebärhaltung mit<br />

1 Die keramische Zeit bezeichnet jene Fundstätten, die keramische Scherben aufweisen. Erst 1952 wurde<br />

erkannt, es gäbe auch vorher bedeutende Fundplätze. Die Ausgräberin des Turms in Jericho, Kenyon, sprach<br />

von Vorkeramischem Neolithikum, Pre-Pottery-Neolithic, die ältere, PPN A, etwa 9.500 bis 8.500 vC, PPN B<br />

8.700 bis 6.000 vC; Neolithikum = Seßhaft, Kulturpflanzen und -tiere. In China sind einzelne<br />

Keramikscherben von Töpfen aus der Zeit vor 20.000 Jahren bekannt, auch Mahlsteine und Feuerspuren<br />

fanden sich in der Xianrendong-Höhle der Provinz Jiangxi. (Spiegel.de 29.6.12)<br />

2 Dort fanden sich auch Sondergebäude, von denen eines in Raummitte zwei stelenartig aufgerichtete<br />

Steinplatten aufwies, das andere enthielt große Ansammlungen von Menschenknochen und Schädeln. In einem<br />

dritten war ein Terrazzoestrich verbaut, kleine in Mörtel gegossene Steine, die abgeschliffen werden.<br />

(Schmidt, 2008: 63) Der Fund ähnelt dem Sondergebäude von Nevalı Çori.<br />

3 Anatolien ist geografisch die Ebene westlich des Taurus-Gebirges; politisch wird heute bei den Ländereien<br />

bis an die Ostgrenze der Türkei von Anatolien gesprochen. Nord-Mesopotamien liegt zwischen Taurus und<br />

der Verlängerung des Zagros-Gebirges nordwestlich nach Kurdistan entlang der Grenze zu Syrien und Irak.<br />

Zu nennen ist auch Aşıklı Höyük aus der Zeit des akeramischen Neolithikums (PPN B) am Vulkan Hasan Dağ<br />

westlich des Mittleren Taurus in Anatolien.

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