Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings
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post@<strong>Lars</strong><strong>Hennings</strong>.de 69<br />
Männer und die Verbindung mit den Initiations-Brüdern stärkt. Beim Molimo wird<br />
besonders intensiv Jagd betrieben, gegessen, getanzt und gesungen. Nicht die Jäger<br />
bringen das Wild, nicht die Frauen (und Männer) das Sammelgut, sondern der Wald. Und<br />
bei der anstrengenden Feier im falschen Moment einzuschlafen und den Wald nicht durch<br />
Gesang mit neu zu erwecken ist also Verrat!<br />
Die Beziehung der Mbuti zu ihren jeweiligen großwüchsigen Nachbarn scheint aus der<br />
Literatur nicht bestimmt feststellbar zu sein; auch von einem Mbuti-Häuptling ist mal die<br />
Rede, der mit einem der Nachbar-Häuptlinge zu tun hat. (Zeitz, 1977: 156ff) Einerseits<br />
beliefern sie die Nachbarn mit Fleisch und Elfenbein, wofür sie wohl vor allem Eisen für<br />
Speer- und Pfeilspitzen bekommen. Andererseits ist von Abhängigkeit bis hin zu<br />
Sklaverei die Rede, da die Mbuti auch Feldarbeit für die Nachbarn übernehmen würden.<br />
Die Netze und Speere, die die Mbuti selbst herstellten, blieben oft bei jenen unter<br />
Verschluß und würden nur ausgeliehen, wie auch die Jagdhunde. Und es bleibt unklar,<br />
wann das jeweils behauptet beziehungsweise beobachtet wurde; jedenfalls am Ende des<br />
19. und bis zur Mitte (!) des 20. Jahrunderts. Andere sprechen von Symbiose mit den<br />
Nachbarn. Und es ist die Rede davon, die Mbuti hätten den Nachbarn mit den Geistwesen<br />
des Urwaldes, die sie im Zaum halten könnten, gedroht. Auch durch Heilkünste zeigten<br />
sie ihre Verbindung mit den Geistwesen. Vom Wechseln zu anderen schwarzen Herren ist<br />
die Rede und von der Verbindung durch Riten. Bei anderen Pygmäen sind die<br />
Beziehungen zu ihren großwüchsigen Nachbarn wiederum anders. Wir sehen offenbar auf<br />
Handelsaustausch und vielschichte Verhältnisse darum herum. Ich lasse das so stehen,<br />
weil es nur global um Austauschbeziehungen bei rezenten Urvölkern als Hinweis auf<br />
mögliche Ähnlichkeiten am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> geht. Das Problem der Menschengröße scheint<br />
dabei als nachrangig, ebenso die Seßhaftigkeit der einen Gruppe, ich möchte aber auf<br />
diese eigenartige Verbindungen hinweisen, die zwischen sehr einfachen Völkern/<br />
Stämmen möglich sind, seien sie nun ebenbürtig, symbiotisch oder doch deutlich<br />
abhängig. Die bäuerlichen Nachbarn waren offenbar keine ausgeprägte Kriegsmacht und<br />
fürchteten die Bogen der Mbuti und deren mögliche Rache bei<br />
Meinungsverschiedenheiten.<br />
Die Buschleute (Khoisan, Bushmen) in der Kalahari teilen die Blutgruppe mit den<br />
Mbuti, die beide von anderen Völkern Afrikas trennt. (Bild-2: 98) Trotzdem sehen sie<br />
unterschiedlich aus. In der Wüste ziehen erstere in Gruppen von 25 bis 60 Leuten als<br />
WildbeuterInnen umher. Die Frauen fallen durch den Fettsteiß auf. Die Buschleute gelten<br />
als jene, die früher Fels- und Höhlenmalereien ausführten, die sich von Gibraltar in einer<br />
großen S-Kurve durch die Sahara nach Ostafrika und dann zum Kap der Guten Hoffnung<br />
finden. Wie die Mbuti haben sie mit Nachbargruppen ihres Volkes feste Regionen<br />
vereinbart. Es gibt Kontakte zu anderen Gruppen, Eheschließungen, Geselligkeiten, auch<br />
Handel. Wechsel der Gruppe ist häufig, die Gruppen müssen sich auch den kargen<br />
Verhältnissen in ihrer Größe jeweils anpassen. Sie sind meist monogam, Polygynie<br />
kommt vor, wenn ein Mann mehrere Frauen ernähren kann, wie es in solchen<br />
Beschreibungen dann oft heißt, obwohl die Männer nur aus Mangel monogam, also<br />
polygam sind; da entsetzt sich die Christenseele. Ältere Männer und gute Jäger führen die<br />
Gruppen, einige Stämme haben erbliche Häuptlinge. Die einzelnen Gruppen haben aber<br />
generell kein Oberhaupt, kein Gesetz, keine Strafe. Nur im äußersten Fall nimmt sich<br />
jemand sein Recht mit Gewalt, die verabscheut wird. Die Frauen errichten<br />
halbkreisförmige Hütten aus Zweigen und Gras, oft von einem Baum gestützt in der Nähe<br />
eines Wasserlochs. Fleisch wird zum Trocknen unter das Dach gehängt. Große Jagdbeute<br />
wird unter alle Personen verteilt, kleinere Tiere bleiben den Jägern und ihren Familien.<br />
Jedenfalls einige Stämme glauben an zwei übernatürliche Wesen, den Schöpfer der Welt<br />
und – weniger mächtig – an eine Gottheit der Krankheit und des Todes. (Bild-2: 241ff)<br />
Vordergründig scheint deutlich zu sein, in kargen Gebieten, wie dem Afrikanischen<br />
Urwald, ohne in ihm Feldbau zu treiben, oder der Wüste, ist für einfache WildbeuterInnen,<br />
die je nach Ernährungslage unter anderem auf Wechsel der Gruppengrößen angewiesen<br />
sind, eine friedfertige Grundstimmung zu finden; ob das wirklich generell gilt, überblicke<br />
ich noch nicht. Vielleicht gilt die durch meine Hinweise herausgestellte Differenz auch<br />
zwischen den großen Regionen der Welt als Tradition. Wir finden gleich in Neuguinea<br />
wieder Krieg und Kopfjagd, die es offenbar bei den Ur-AustralierInnen wiederum nicht<br />
gibt. Vor allem scheint zu prüfen zu sein, wieweit die Ernährung mittels einfachem<br />
(Wander-) Feldbau mit Lebensformen der Wildbeuterei als möglicher Maßstab für die<br />
Leute vom <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> zusammen betrachtet werden darf. Gibt es Gründe, solche