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Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings

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post@<strong>Lars</strong><strong>Hennings</strong>.de 23<br />

Am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> finden sich zwar keine Hinweise auf weibliche Fruchtbarkeit, wie<br />

Schmidt schreibt, aber Phallus-Symbole. Als Skulptur und Relief, dazu eine Menschen-<br />

und eine Tierskulptur mit deutlich erigiertem Penis! Und nicht nur dort: „Gut ein Drittel<br />

der in allen bekannten Bildern gezeigten Männer ist mit Phallus abgebildet, jedoch<br />

scheint der erigierte Penis eher Männlichkeit anzuzeigen als auf Sex hinzudeuten oder<br />

Fruchtbarkeit zu symbolisieren wie in späteren Kulturen“ nach dem Paläolithikum, sagt<br />

Cook. (2003: 11) Die häufigen Fuchsdarstellungen sind ebenso fast immer betont<br />

männlich ausgeführt. 1 Auch in der verwandten Kultur in Nevalı Çori seien 1.000 Jahre<br />

später unter den ausgegrabenen kleinen Figurinen „wahrscheinlich“ viele mit erigiertem<br />

Penis erstellt worden, sagt Schmidt. Die Schlange zeigte sich vor dem Fuchs am <strong>Göbekli</strong><br />

<strong>Tepe</strong> als häufigstes Tiersymbol, sie finden wir prominent in der Bibel wieder. 2 Dort ist sie<br />

einerseits Bösewicht, aber andererseits übergibt sie mit dem Hinweis auf den Apfel der<br />

Erkenntnis auch das Wissen über die (fruchtbare) Seßhaftigkeit, oder? Zuvor ist sie auch<br />

in Mesopotamien doppeltdeutig verstanden, positiv wegen der Häutung und dem<br />

Aufringeln für ewige Widerkehr, negativ wegen des Hervorkommens aus dem Bauch der<br />

Erde und ihrer Giftigkeit. (Nunn, 2006: 47f) Im alten Ägypten ist die Schlangengöttin<br />

Renen-utet für ausreichende Ernten zuständig. (Walle, 1977: 74) Als sich beständig<br />

erneuerndes, sich häutendes Fruchtbarkeitssymbol wird die Schlange auch verstanden.<br />

Auf die durch Erzeugung des Regens fruchtbare Schlange Yurlunggur in Australien<br />

verwies ich schon. Lévy-Bruhl berichtet aus Mexico, dort seien die meisten Götter und<br />

Göttinnen Schlangen; diese Tiere seien auch identisch mit Stöcken der Gottheiten, ebenso<br />

mit Teichen und Quellen. (1910: 101) Und in einem anderen Buch berichtet er, nach dem<br />

Glauben vieler Bantu-Völker Südafrikas erscheinen die Toten mit Vorliebe in der Gestalt<br />

von Schlangen wieder, (1956: 303) um einen Hinweis auf Schlangen mit Vorstellungen<br />

über Verstorbene nicht zu unterschlagen. Kahler (1999) 3 sieht in den<br />

Schlangendarstellungen in Mesopotamien und Iran vom 8. bis 2. Jahrtausend vC ebenfalls<br />

den Bezug zu Fruchtbarkeitssymbolen: Schlange und Ziege seien als Wassergott und<br />

Erdgöttin zu identifizieren. Auch von Schlangendrachen und Schlangenbooten ist die<br />

Rede. Eine Darstellung des Ziegendämons (nicht am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong>) mit mehreren<br />

Schlangen in der Hand wäre nicht als Schamane zu sehen, sondern als Enki selbst, den<br />

sumerischen Ursprungs-Gott des Süßwassers. Die Erde/ Erdgöttin wurde nämlich – wir<br />

grinsen ein wenig – zweiteilig gedacht: als Mutter Erde eher passiv und weiblich, als das<br />

die Erde befruchtende süße Grundwasser aber aktiv und männlich; Frauen galten dort<br />

nicht viel. 4 (Jacobsen, 1954: 171) Stierdarstellungen kommen in allen hier betrachteten<br />

Zeiten vor, sei es als bloßes Höhlen-Bild, oder als männliches Symbol, als Bukranium, das<br />

für Schmökel ebenfalls ein Fruchtbarkeitssymbol ist! (1956: 111) Die Knochenfunde<br />

weisen den Auerochsen als wichtigsten Fleischlieferanten im/ am Tempel aus. Ebenso<br />

finden wir den Stier in Erzählungen: Gilgamesch und Enkidu töten den wilden<br />

Himmelsstier der Göttin Inanna. Aber das sind Fruchtbarkeitssymbole nach dem Beginn<br />

der Landwirtschaft! Am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> könnte eine andere Vorstellung bestanden haben.<br />

Und es ist die Schlange, die bis heute am bauchigen Hügel verbreitet ist, die Gilgamesch<br />

das Kraut des ewigen Lebens klaut, und nun sich häutend zum Fruchtbarkeitssymbol wird.<br />

Im sumerischen Schöpfungs-Mythos vom Paradies Tilmun macht der Gott Enki mit<br />

seinem Samen das sumpfige Land fruchtbar, bevor er mit seiner Gemahlin Ninhursag<br />

Kinder zeugt. (Vieyra, 1977: 92) Als Enki die von Ninhursag mit dessen Samen<br />

geschaffenen acht Pflanzen auffrist, verflucht sie ihn und verschwindet. Das Männliche<br />

frißt das Weibliche? Bald wird sie von einem – heiligen? – Fuchs zurückgeholt, und<br />

danach ist sie plötzlich liebevolle Pflegerin des kranken Gatten. Rollenwechsel! Kramer<br />

zitiert einen Weisheitsspruch Mesopotamiens, in dem der (böse) Fuchs der „Aufseher“<br />

1 Uerpmann (2007: 6f) verweist auf Zeiten des Natufiens mit wachsender Bevölkerung und<br />

Nahrungsmangel, so daß in Jericho und im fruchtbaren Halbmond auch Füchse, Schildkröten, Fische und<br />

Schnecken gegessen wurden.<br />

2 Die Schlange ist wichtiges Tier der Mythe und des mythischen Kampfes. Burkert bringt gar einen<br />

angeborenen Schlangen-Haß der Primaten ins Gespräch. (in interim6: 14) In Ägypten trug der Pharao die<br />

Uräus-Schlange als Schutz vor Annäherung auf der Stirn. (Wilson, 1954: 87) Böse Schlangen gibt es dort<br />

auch, wie Apophis. (Walle, 1977: 58) Bei Griechen und noch den Germanen sind erd- und wasserverbundene<br />

Schlangen/ Drachen böse Mythen-Tiere. Schmökel sieht (1956: 168f) die Tradition der Kunst mit<br />

mischgestaltigen Fabelwesen von Sumer bis zur Romanik.<br />

3 Ich danke Birgit Kahler sehr für diese Hinweise. Die genannte Magisterarbeit schrieb sie als Birgit<br />

Stöcklhuber an der LMU München; publiziert: Kahler, 1999. Eine Kurzdarstellung findet sich unter:<br />

http://www.oocities.org/enki100de/html/frame2/archhintergrund.html<br />

4 Ehemänner konnten beispielsweise bei Rechtsbruch die Frau und bei Ehebruch auch den Liebhaber töten.<br />

(Steinert, 2012: 148f)

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