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Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings

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post@<strong>Lars</strong><strong>Hennings</strong>.de 85<br />

und Kräuter, Knollen und Kleintiere gesammelt sind. Andere Leute tragen an langen<br />

Hölzern die Steingefäße mit dem Weißbier heran. Manches wird auch nach oben auf den<br />

Berg gebracht. Ein eigener großer Platz mit den Gaben des Großen von Urfa wird<br />

bestaunt: Werkzeuge, Waffen, Gerät aus Holz, Knochen und Stein, herausragende<br />

Kleidung, Flechtwerk sind zu sehen. Die Opfertiere werden vorbereitet, deren Fleisch die<br />

Menschen in den Riten beim gemeinsamen Mahl mit den alten und neuen GöttInnen<br />

verbinden wird.<br />

Auf dem Berg tagt der große Stammesrat. Vieles ist bereits erledigt, Streitereien und<br />

Todesfälle wurden verhandelt, um Blutrache zwischen Sippen zu beenden,<br />

Ausgleichszahlungen festgesetzt. Neue Regeln für Riten wurden besprochen. Pläne für<br />

Jagden und den Schutz der neu aufkommenden Pflanzen, die gemahlen und als Brot<br />

verbacken werden können, entwickelt. Nun geht es um den Tempel. Der Baumeister hat<br />

sein Modell aufgestellt, das am Ende bestätigt oder erneut abgelehnt werden soll. Wieder<br />

sind die GöttInnenbilder im Kreis angeordnet, wie schon im Jahr zuvor. Es stehen große<br />

Pfosten im Kreis, ein bißchen wie am Haus des Großen von Urfa. Doch nun sind es<br />

GöttInnenbilder mit großen Köpfen, wie sie der Große Mann von Urfa und der Große<br />

Schamane empfohlen haben: sie stützen den Himmel gegen die Erde ab, damit Raum<br />

bleibt für Pflanzen, Tiere und Menschen. Und ein fester Raum ist aus der Anlage<br />

geworden, hohe Mauern schließen das Heiligtum ab, nicht einmal ein großer Eingang ist<br />

vorgesehen, sondern nur ein Einstieg. Denn er hat sich verändert, dieser Himmel, auf den<br />

das Bauwerk den gläubigen Geist konzentrieren soll. Immer wieder stürzen Wasser aus<br />

ihm herab, häufiger und kräftiger als zuvor. Immer wieder verhüllen ihn dichte Wolken.<br />

Doch immer stärker brennt auch die Sonne über lange Zeiten und verändert das Land,<br />

seine Pflanzen, seine Tiere. Unsicherheit und Angst hat die Neuerungsfeinde befallen, so<br />

daß die Großen sich durchsetzen und noch bedeutender werden. Denn zugleich gibt es<br />

Hoffnung auf bessere Erträge beim Sammeln und Jagen. Die Geschenke des Großen von<br />

Urfa haben es bestätigt, daß Überschüsse gewonnen werden können, der Oberschamane<br />

hat es anerkannt, daß nicht böser Zauber den Großen dazu befähigt. Umgeben von den<br />

alten Erdgeistwesen, die die Mauern halten, stehen die beiden großen Götter in diesem<br />

Erdenrund, das sich nur dem Himmel öffnet, als Einheit der Kräfte der Erde und des<br />

Himmels, als Einheit von Menschen und Göttlichem, vom Alltäglichen und Geistigem. So<br />

wie der Große Mann und der Große Schamane zusammen mit den Vorleuten der Gentes<br />

den Stamm am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> stützen und schützen. So wie die Vorleute der Gentes seit<br />

alters her den eigenen Erdraum, die Ebene um den heiligen Berg geschützt haben – mit<br />

Hilfe der GöttInnen. Und die Sippen werden künftig vom Vater auf den Sohn übergehen...

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