Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings
Göbekli Tepe PDF - Lars Hennings
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post@<strong>Lars</strong><strong>Hennings</strong>.de 31<br />
stark unterdrückte wie weiter im Süden. (Uerpmann, 2007: 64) Dazu kam der Anstieg der<br />
Temperatur: zwischen 12.000 und 8.000 vC nahm sie um fast 10°C zu. (Roaf, 1998: 23)<br />
Zu solchen Vorstellungen passen die in Sumer frühesten Vorstellungen von der<br />
Gesellschaft und vom (Stadt-) Staat als Spiegelbild der Umwelt! Der oberste Gott ist der<br />
Himmel, dann folgt der Gott des Sturms, der Himmel und Erde auseinander zwingt, und<br />
dann die Erde. Die Bedeutung des Wetters für die Gründungs-Mythen dieser Ur-Zeit ist<br />
jedenfalls bemerkenswert. Die Herkunft der SumererInnen ist unklar, sie sind ein ganz<br />
eigener Volksstamm mit eigener Sprache. Vielleicht lebteb sie „schon immer“ da, seit<br />
dem ersten Auszug aus Afrika. Wann sie sich ansiedelten, ob die Klimaänderung sie aus<br />
dem indischen Raum zuziehen ließ, ist nicht bekannt. Aber von einem Urmeer oder<br />
dergleichen ist in vielen Urmythen anderer Regionen auch die Rede, die zudem viel jünger<br />
sind. Schmidt hält eine so lange Erinnerung generell für möglich, wenn er spekuliert, der<br />
<strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> sei der Ort der Anunna-GöttInnen Sumers auf dem Berg Duku gewesen, wo<br />
Landbau, Viehzucht und die Weberei erfunden worden seien. Das müßte aber bedeuten,<br />
das Ende der Eiszeit blieb mehrere tausend Jahre im (schriftlosen) Gedächtnis und wäre<br />
schon um die Zeit der lebendigen Existenz dieses Kultbaus als Mythe entstanden, bis sie<br />
in Sumer notiert wurde. Wurde es am möglichen Anunna-Heiligtum im Gedächtnis<br />
behalten, dann müßte sich am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> ein entsprechend qualifiziertes Gemeinwesen<br />
erhalten haben, an das die SumererInnen Anschluß fanden. Kamen sie von dort? Nachdem<br />
irgendwer ihren Tempel dicht machte? Zogen die neuen Bauern in die fruchtbaren Ebenen<br />
hinab? Oder blieb es bei den früheren BewohnerInnen des erst gut 6.000 Jahre später<br />
langsam entstehenden Sumers im Gedächtnis, das noch einmal gut 2.000 Jahre später<br />
Schriftzeichen entwickelte? Schwer vorstellbar. Zurück auf die Baustelle.<br />
Jericho versus <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong>?<br />
In gewisser Weise ist der Tempel am <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> so etwas wie ein Donnerschlag<br />
menschlicher Kultur. Es gibt kein früheres Bauwerk dieser Art, selbst nicht, wenn von der<br />
extremen Größe und dem Steingewicht abgesehen wird. Eine ungeheure Demonstration<br />
des Geistes. Zugleich ist seine Entstehung nachvollziehbar, wenn ein starker Glaube, eine<br />
große Angst bestand; weil die Geistwesen der Natur verrückt spielten? Oder eine große<br />
Dankbarkeit und Hoffnung. 1 Für die Errichtung eines solchen Kultbaus war ein konkreter<br />
Beschluß ziemlich vieler Menschen oder einer Elite nötig, der vielleicht über Jahre reifte.<br />
Er konnte nur gefaßt werden, weil genügend Lebensmittel in relativ kurzer Zeit bereit zu<br />
stellen waren, so daß Arbeitskräfte von eigener Ernährung freigestellt werden konnten.<br />
Dies wiederum konnte nur ein Stamm leisten, der viele Menschen umfaßte. Und das heißt,<br />
auch eine große Anzahl von Jägern; Jäger, die zugleich immer auch Krieger sind! Gut 150<br />
Krieger unter einer Führung waren doch eine Armee der Steinzeit, oder? Wer im <strong>Göbekli</strong><br />
<strong>Tepe</strong> auch eine Machtdemonstration sieht, fragt sich zugleich, gegenüber wem wurde<br />
demonstriert. Ich gehe von einer Ansiedlung der ErbauerInnen des Tempels erstmal in<br />
seiner relativen Nähe aus. Schmidt spricht von einer Einflußzone ihrer Kultgemeinschaft<br />
von 200 Kilometer Radius, weil in dieser Region sich weitere Orte mit T-Pfeilern finden.<br />
Aber das wird nicht beim Baubeginn schon so gewesen sein. Alle anderen bekannten<br />
Standorte dieser Kultgemeinschaft entstanden ja deutlich später. Er sieht sogar durch den<br />
Bau das Neolithikum entstehen, weil für die ArbeiterInnen Lebensmittel nötig wurden.<br />
Und es war ein Tempel, der hochwahrscheinlich schon eine GöttInnen-Religion<br />
repräsentiert. Welch ein Unterschied selbst zu den Höhlen, wenn die oder Teile von ihnen<br />
mal einen Moment als frühere „Tempel“ angesehen werden, in denen ja auch<br />
Initiationsriten gefeiert wurden. Und dann entsteht nur kurze Zeit darauf – halb so weit<br />
entfernt wie später Uruk – noch so ein Koloß von Bauwerk: Jericho. Zufall?<br />
Was waren das für Gemeinschaften, die 2.000 Jahre nach Beginn der Proto-<br />
Neolithisierung mit den Großbauten <strong>Göbekli</strong> <strong>Tepe</strong> und bald Jericho einen Paukenschlag<br />
der Zivilisation erklingen ließen? Gehörten beide Orte mit ihren großen Felssteinmauern<br />
zusammen, trotz der Entfernung und unterschiedlichen Lebensbedingungen? Gab es eine<br />
positive Beziehung der beiden Bevölkerungen? Kamen die einen vom anderen Ort? An<br />
einem Ort entsteht ein das Land symbolisch beherrschender Kultbau, gibt es reichlich<br />
Gazellen und Wildgetreide, am anderen ermöglicht eine starke Quelle in wüstenartiger<br />
Umgebung die Siedlung mit Hütten, Getreideanbau und Handel. War der dortige Turm mit<br />
Durchmesser und Höhe von neun Metern zusammen mit den weiteren Bauten, die früher<br />
1 So sieht es auch: Behringer, Wolfgang, 2007, Kulturgeschichte des Klimas, München, (61) der auch sagt,<br />
das Klima der Eiszeit sei weniger kalt als in der Polarregion heute gewesen, so daß Menschen in Europa<br />
südlich des Eisschildes recht gut leben konnten. (53) Er bezieht sich aber wesentlich auf: Burenhult.